Kopfschmerz durch zu viele Tabletten: Warum die Prophylaxe besser wirkt als der Entzug
Der durch Analgetika-Übergebrauch induzierte Kopfschmerz (MOH) wird nach wie vor kontroversiell diskutiert. Doch die funktionelle Bildgebung beweise ihn zweifelsfrei, sagt Dr. Sonja-Maria Tesar, Leiterin der Kopfschmerzambulanz am Klinikum Klagenfurt, beim diesjährigen Kongress der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) in Villach. Das bessere Verständnis der Pathophysiologie führt auch zu einer erfolgreicheren Therapie: Eine Prophylaxe mit CGRP-Antikörpern – „Meilensteine in der Migräne-Behandlung“ – sind dem alleinigen Entzug überlegen, nicht zuletzt, da man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe erwischt.
Definiert ist der MOH (Medication Overuse Headache) als chronischer sekundärer Kopfschmerz, der durch die Einnahme akuter unspezifischer wie (Migräne-)spezifischer Schmerzmittel ausgelöst werde, leitet Dr. Sonja-Maria Tesar, Leitung Ambulanz für Kopf- und Gesichtsschmerzen am Klinikum Klagenfurt, Vizepräsidentin der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft, Medizinische Direktorin LKH Wolfsberg, ihren Vortrag auf dem gut besuchten Hybrid-Kongress ein. Die zwei wichtigsten Kriterien sind:
- Kopfschmerzen treten an mehr als 15 Tagen pro Monat für mehr als drei Monate auf.
- Der MOH entsteht ausschließlich aus primären Kopfschmerzen (häufig chronische Migräne).
Nach Spannungskopfschmerz (SPKS) und Migräne sei der MOH der häufigste Kopfschmerz sowie auch der häufigste sekundäre Kopfschmerz, fährt Tesar fort, wobei immer mehrere Faktoren zusammenspielen würden: „Nur der Schmerzmittelübergebrauch alleine verursacht keinen MOH.“ Nun wird aber auch Migräne definiert als ein Kopfschmerz, der an mehr als 15 Tagen im Monat auftritt, davon mindestens an acht Tagen als Migräne-Attacke. Daher sei immer schon umstritten gewesen, „ob die Entität ein eigenständiger Kopfschmerz ist oder nicht – aber ja, es ist einer“, betont Tesar.