EAN 2021: Mit Mozart gegen epileptogene Gehirnaktivität?
Musik kann einen antiepileptischen Effekt auf das Gehirn ausüben und könnte sogar das Potenzial haben, epileptischen Anfällen vorzubeugen. Allerdings kommt es dabei auf die Musik an und es bestehen feine Unterschiede, denn Mozart dürfte sich für diese Zweck besser eignen als Haydn, wie eine tschechische Gruppe im Rahmen des EAN 2021 berichtete.1
Mozarts Sonate D-Dur für zwei Klaviere KV 448 werden seit Längerem interessante Effekte auf das menschliche Gehirn nachgesagt. In einer 1993 in „Nature“ publizierten Arbeit zeigte eine Gruppe der University of California eine kognitive Leistungssteigerung nach Anhören dieser Komposition.2 Diese Studie löste einerseits heftige methodische Diskussionen, andererseits aber auch einen Boom der Klassik-CDs in Kinderzimmern aus. Eine Wirkung von KV 448 auf die Kognition gilt heute als nicht gesichert und wird von vielen Forschern für unwahrscheinlich gehalten. Allerdings wurden im Rahmen der Forschung zum „Mozart-Effekt“ auch Arbeiten publiziert, die beim Anhören von KV 448 eine Reduktion epileptiformer Entladungen im EEG von Patienten mit Epilepsie zeigen.3
Die potenziellen antiepileptischen Effekte von Mozarts Klaviersonate wurden nun in einer einigermaßen invasiven und kontrollierten Studie untersucht und mit Josef Haydns Symphonie Nr. 94 (Paukenschlag) verglichen. In die Studie wurden 18 Patienten eingeschlossen, bei denen eine neurochirurgische Therapie ihrer Epilepsie geplant war. „Es wurden Patienten ausgewählt, die klassische Musik nicht mochten”, kommentierte Prof. Dr. Ivan Rektor vom Epilepsie Zentrum des St. Anne Hospital und der CEITEC Masaryk Universität in Brünn. Den Patienten wurden vor ihrer Operation tiefe Elektroden in den temporalen medialen und lateralen Cortex implantiert. Die gehörten Musikstücke wurden hinsichtlich Rhythmus, Melodie und Harmonie analysiert.