Komorbiditäten beeinflussen die Therapie der MS
Laut den Registerdaten der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft gibt es eine Reihe von Unterschieden zwischen MS-Patienten mit und solchen ohne Komorbiditäten.
So sind die Betroffenen mit Begleiterkrankungen bei Symptombeginn älter (33,4 vs. 31,3 Jahre) und die Zeit bis zur Diagnosestellung ist länger als bei denen ohne Komorbiditäten (2,6 vs. 2,0 Jahre), erklärte Alexander Stahmann, Projektkoordinator des MS-Registers aus Hannover. Deutlich weniger Patienten mit Begleiterkrankungen sind berufstätig (48,4 vs. 63,4 %) und ein Drittel vorzeitig berentet (32,8 % vs. 18,5 %). Die Behinderung nach der Expanded Disability Status Scale (EDSS) ist bei ihnen im Mittel stärker ausgeprägt (EDSS 3,4 vs. 2,7) und sie erhalten häufiger eine krankheitsmodifizierende Therapie (83,9 % vs. 79,4 %).
Viele der im Register erfassten Patienten wiesen mehr als eine Begleiterkrankung auf. Am häufigsten wurden andere neurologische oder psychiatrische Störungen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen dokumentiert. Letztere traten bei aggressiveren Verlaufsformen (primär progressive MS oder sekundär progressive MS) vermehrt auf, Allergien und Stoffwechselerkrankungen dagegen seltener. In einer kanadischen Beobachtungsstudie waren Komorbiditäten mit mehr kognitiven Einschränkungen und Hospitalisierungen, einer rascheren Behinderungsprogression und einer höheren Krankheitsaktivität und Mortalität assoziiert.1 Auch auf die Therapie der MS wirken sich Begleiterkrankungen aus:
- Angststörungen und ischämische Herzerkrankungen führten im kanadischen Register im Schnitt zu einem späteren Beginn der MS-Behandlung.
- Patienten mit Depression starteten ihre Therapie dagegen im Mittel früher als der Durchschnitt.
- Leber- und Nierenfunktionsstörungen können die verfügbaren Therapieoptionen einschränken.
- Durch die medikamentöse Behandlung anderer Erkrankungen erhöht sich das Risiko von Neben- und Wechselwirkungen, was die MS-Therapie verkompliziert.