Nahversorgt – die Apotheke als unverzichtbarer Teil regionaler Infrastruktur
Elf Monate Pandemie und Corona halten uns immer noch in Atem. Als Apotheker in Niederösterreich sehe ich seit Beginn der Krise täglich, welche Herausforderungen diese Situation für unsere gesamte Gesellschaft und die gesundheitliche Versorgungsstruktur in unserem Land mit sich bringt. Ich habe es mit verunsicherten Menschen zu tun, die wissen wollen, wie sie sich vor einer Ansteckung schützen können. Viele wollen sich testen lassen, um ein Stück Sicherheit wiederzuerlangen. Hinzu kommen Menschen, die in Quarantäne sind, die dauerhaft Medikamente einnehmen müssen und ein geschwächtes Immunsystem haben – sie sind auf eine stabile Versorgung mit Arzneimitteln angewiesen.
Dabei ist eine Rolle der Apotheke vor Ort ganz klar herausgekommen: die des gesundheitlichen Nahversorgers. Dafür haben wir Apothekerinnen und Apotheker viel Zuspruch erhalten. Die Menschen schätzen ihre lokale Anlaufstelle, die auch in Krisenzeiten immer erreichbar ist. Und sie wissen um den Wert eines niederschwelligen Zugangs zu Gesundheitsinformation und Arzneimitteln. Gerade bei der Versorgung von Personen, die auf die dauerhafte Einnahme von Arzneimitteln angewiesen sind, hat sich die Bedeutung der Apotheke vor Ort gezeigt. Wer sonst soll das elementare Grundbedürfnis nach stabiler Medikamentenversorgung decken?
Für die Zukunft gilt es nun zu diskutieren, welche Möglichkeiten die Apotheke dabei haben sollte. Die Zustellung von rezeptfreien Arzneimitteln innerhalb ihres Einzugsgebietes gehört für mich da klar dazu. Aktuell lässt der gesetzliche Rahmen das nur im Notfall und in Pandemiezeiten zu. Im Sinne der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung braucht es hier neue Regelungen. Wer sein Zuhause nicht verlassen kann, sollte auf die nächstgelegene Apotheke zurückgreifen und von dort nicht verschreibungspflichtige Medikamente anfordern können. Gesetzliche Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, um die Apotheke als Nahversorger zu stärken, und unseren Grundsatz reflektieren: so wenig Arzneimittel wie möglich, so viele wie nötig. Schließlich geht es um die Versorgung der Bevölkerung und nicht um Geschäftemacherei.