„Es gibt so vieles, was mich am Fach Kardiologie begeistert!“
Für Dr. Henrike Arfsten, Assistenzärztin an der Universitätsklinik für Innere Medizin II am Wiener AKH, ist wissenschaftliches Arbeiten etwas, das zum Globalpaket Medizin einfach dazugehört. Schwerpunkt der wissenschaftlichen Tätigkeit der jungen Medizinerin ist die Herzinsuffizienz. Im April wurde sie für eine ihrer Arbeiten von der Med Uni Wien als „Researcher of the Month” ausgezeichnet.
Der Wunsch, eine medizinische Laufbahn einzuschlagen, entwickelte sich bei der in Berlin geborenen Nachwuchswissenschaftlerin eigentlich schon recht früh. 2011 begann Arfsten dann ihr Studium an der Medizinischen Universität Wien. In ihrer Diplomarbeit beschäftigte sie sich mit dem neurologischen Outcome von Patienten nach einem präklinischen Herz-Kreislauf-Stillstand.
Warum sie sich damals für ein kardiologisches Thema entschied? „Das Herz hat mich schon während des Studiums ganz besonders fasziniert. Es ist als zentrales Organ in unserem Körper jenes, das diesen durch seinen aktiven Impuls am Leben hält. Und die Kardiologie ist einfach ein vielseitiges und für mich spannendes Fachgebiet mit einem breiten Spektrum konservativer und invasiver diagnostischer und therapeutischer Möglichkeiten: Bildgebung, Pharmakotherapie, Elektrophysiologie und interventionelle Ansätze.“
Seit ihrer Diplomarbeit ist Arfsten in der Arbeitsgruppe für Herzinsuffizienz verwurzelt, die von Univ.-Doz. Dr. Martin Hülsmann geleitet wird. „Hier beschäftigen wir uns unter anderem mit Biomarkeranalysen und neurohumoralen Regulationsprozessen, die der Herzinsuffizienz zugrunde liegen. Dadurch, dass das Syndrom ‚Herzinsuffizienz‘ so vielseitig ist, spielen auch Kooperationen mit angrenzenden Fachgebieten eine wichtige Rolle.“ Um ihre Kenntnisse zu vertiefen, absolviert Arfsten ein PhD-Studium im Bereich „Vascular Biology“. Zusätzlich arbeitet sie seit 2019 als Assistenzärztin an der Uniklinik für Innere Medizin II.
Beim Kontakt mit Patienten auf der Station erlebt die angehende Kardiologin tagtäglich die Herausforderung, evidenzbasierte Medizin in die Praxis umzusetzen. Das gilt zum Beispiel für Medikamentenverschreibungen: Für die Behandlung der Herzinsuffizienz stehen mit RAS-Hemmern, Betablockern und Mineralkortikoid-Rezeptorantagonisten im Wesentlichen drei große Medikamentengruppen zur Verfügung, die einschleichend bis zur jeweiligen Maximaldosis zu titrieren sind. Ein therapeutisches Potenzial, das im Alltag allerdings häufig nicht ausgeschöpft wird. Viele Herzinsuffizienz-Patienten erhalten oder nehmen ihre Medikamente nicht in der Dosierung, wie in den nationalen und internationalen Guidelines empfohlen wird. „Die Gründe dafür sind multiple und inkludieren Nebenwirkungsprofil, Therapie-Adhärenz und möglicherweise auch ein eher restriktives Titrationsverhalten durch den behandelnden Mediziner“, konstatiert Arfsten. In einer prominent publizierten Studie zeigten sie und ihre Kollegen, dass dabei ein psychologischer Verschreibungsbias eine Rolle spielen könnte. Die Autoren schlagen vor, in weiteren und größeren Studien zu überprüfen, inwieweit die Ergebnisse auch für andere medizinische Bereiche zutreffen.