2. Nov. 2020Review zum Nutzen der Stoßwellentherapie

Schmerzende Schulter ist kaum zu erschüttern

Erkrankungen der Rotatorenmanschette sind die häufigste Ursache für Schulterschmerzen. Seit den 1990er-Jahren wird zur Behandlung gerne die Stoßwellentherapie eingesetzt, aber die Evidenzlage zur Wirksamkeit der Methode ist nicht eindeutig.

älterer Mann, der unter Schulterschmerzen leidet
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Um herauszufinden, wie effektiv und sicher die Stoßwellentherapie bei Erkrankungen dieser Art mit oder ohne Verkalkungen ist, führte das Team um Stephen J. Surace von der Monash University Melbourne einen Cochrane-Review durch. Für ihre Analyse berücksichtigten die Wissenschaftler 32 randomisierte bzw. kontrollierte klinische Studien, in denen insgesamt 2281 Patienten entweder mit extrakorporaler Stoßwellentherapie (ESWT) in unterschiedlicher Dosierung oder mit anderen Verfahren (transkutane elektrische Nervenstimulation, ultraschallgesteuerte Hyaluronsäureinjektion, Placebo etc.) behandelt wurden. Ihren Fokus legten sie dabei auf den Vergleich von ESWT mit Placebo. Das durchschnittliche Alter der Teilnehmer lag bei 52 Jahren und die Schulterprobleme bestanden im Schnitt seit 33 Monaten. Die Forscher untersuchten u.a., wie sich Schmerz und Schulterfunktion innerhalb eines Zeitraumes von drei Monaten veränderten und welche Nebenwirkungen auftraten. Verglichen mit Placebo führte die ESWT zu folgenden Ergebnissen:

  • Die Schmerzen verbesserten sich auf einer Skala von 0 bis 10 um 0,8 Punkte (Durchschnittswert unter Placebo: 3 Punkte).
  • Verbesserung der Schulterfunktion (Skala 0–100) um 8% (ESWT: 74 Punkte, Placebo 66 Punkte).
  • 41% der ESWT- und 26% der Placebogruppe bewerteten ihre Behandlung als erfolgreich.
  • Jeweils 26 und 7 von 100 Teilnehmern aus der jeweiligen Gruppe berichteten Nebenwirkungen.

Die aktuelle Analyse konnte nur einen sehr geringen klinisch bedeutsamen Nutzen der ESWT zeigen, gleichzeitig besteht Unsicherheit in Bezug auf die Sicherheit des Verfahrens, fassen die Autoren zusammen. Bevor aber weitere Studien folgen, müsse zunächst eine Standarddosierung und ein Behandlungsprotokoll festgelegt werden, um eine bessere Evidenz zu erreichen.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune