Periphere Neuropathie als kardiovaskulärer Risikomarker
Patienten mit Typ-2-Diabetes, die bereits früh im Krankheitsverlauf Symptome einer peripheren Neuropathie zeigen, haben ein deutlich erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Das zeigen die Ergebnisse einer Analyse zweier dänischer Studien. 1
Die diabetische periphere Neuropathie (DPN) ist eine häufige Komplikation des Diabetes mellitus und bei zehn bis 15 Prozent der Patienten mit Typ-2-Diabetes bereits bei Diagnosestellung vorhanden. Später im Verlauf kann sie zu Ulzera an den Füßen und zu Amputationen führen. Ulzera sind bekanntermaßen auch mit einem hohen kardiovaskulären Risiko assoziiert. Nun ging eine dänische Studie der Frage nach, ob Symptome einer (DPN) früh im Krankheitsverlauf ein Marker für hohes kardiovaskuläres Risiko und erhöhte Mortalität in der Zukunft sind.
Dazu wurden Daten aus zwei dänischen Studien verwendet, nämlich der klinischen Studie ADDITION-DK (Anglo-Danish-Dutch Study of Intensive Treatment in People with Screen-Detected Diabetes in Primary Care) mit einer Einschlussperiode zwischen 2001 und 2006 sowie der Kohortenstudie DD2 (Danish Center for Strategic Research in Diabetes) mit einer Einschlussperiode zwischen 2009 und 2016. Von den rund 1.400 Patienten aus ADDITION-DK waren Daten zum Zeitpunkt der Diagnose verfügbar, die rund 5.000 Patienten aus DD2 wurden durchschnittlich 4,6 Jahre nach ihrer Diabetes-Diagnose in die Studie eingeschlossen. Symptome einer Neuropathie wurden mit dem Michigan Neuropathy Screening Instrument Fragebogen (MNSIq) erhoben. Ein Score von mindestens vier wurde als Diagnose einer diabetischen Neuropathie gewertet.
Die generierten Daten wurden mit den nationalen Registern für kardiovaskuläre Erkrankungen und mit dem nationalen Sterberegister abgeglichen. Die Analysen wurden hinsichtlich bekannter kardiovaskulärer Risikofaktoren adjustiert. Die kombinierten Resultate aus beiden Studien wurden mittels fixed-effect Metaanalysen errechnet. Von den insgesamt 6.476 Individuen, die in die Analyse aufgenommen wurden, zeigten 189 (13,1%) aus ADDITION-DK und 818 (16,2%) in DD2 bereits bei Einschluss in die Studie eine diabetische Neuropathie. Innerhalb einer Beobachtungszeit von 11,4 Jahren erlitten 394 der Patienten aus ADDITION-DK ein kardiovaskuläres Ereignis. Damit ergab sich für Patienten ohne Polyneuropathie eine CVD-Inzidenz von 27,4 auf 1.000 Personenjahre und für Patienten mit Neuropathie von 50,9 auf 1.000 Personenjahre. In der DD2-Kohorte kam es innerhalb von 2,2 Jahren Follow-up zu 480 Ereignissen, was einer Inzidenz von 41,1 auf 1.000 Personenjahre für Patienten ohne Neuropathie und von 77,2 auf 1.000 Personenjahre für Patienten mit Neuropathie entspricht. Nach Analyse hinsichtlich einer Reihe von Störfaktoren lag die kardiovaskuläre Risikoerhöhung für Patienten mit zum Diagnosezeitpunkt bestehender Neuropathie bei 65 Prozent (IRR 1,65; 95% KI: 1,39–1,95). Hinsichtlich der Mortalität wurde lediglich eine leichte numerische Erhöhung um elf Prozent gefunden, die jedoch Signifikanz verfehlte (MRR 1,11; 95% KI: 0,82–1,49).