21. Sep. 2020Gefährliche CYPperlein

Die wichtigsten Interaktionen mit Psychopharmaka sollte man kennen

Wechselwirkungen von Medikamenten können tödlich enden, sind aber in der Regel vermeidbar. Lässt sich eine riskante Kombination jedoch partout nicht umgehen, muss man die Warnzeichen wissen und Risikofaktoren minimieren.

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Eine 28-jährige schizophrene Patientin wird seit Jahren erfolgreich mit dem Antipsychotikum Clozapin behandelt. Wegen eines akuten Harnwegsinfekts nimmt sie zusätzlich Ciprofloxacin. Zwei Tage später kollabiert sie und stirbt trotz sofort eingeleiteter Reanimation.

Post mortem wird bei der jungen Frau ein Clozapin-Plasmaspiegel von 2.900 ng/ml festgestellt, der die Obergrenze des therapeutischen Bereichs (350–600 ng/ml) um fast das Fünffache übersteigt. Das atypische Neuroleptikum wird primär über das Enzym CYP1A2 verstoffwechselt. Das Fluorchinolon Ciprofloxacin, ein starker CYP1A2-Inhibitor, hemmt den Abbau des Neuroleptikums, wodurch es – wie in diesem Fall – zu einer tödlichen Clozapin-Intoxikation kommen kann, schreibt Holger Petri von der Zentral-Apotheke der Wicker Kliniken in Bad-Wildungen-Reinhardshausen.

Eine weitere häufig durch Psychopharmaka ausgelöste Interaktion ist das Serotonin-Syndrom, hervorgerufen durch ein pathophysiologisches Überangebot des Neurotransmitters. Diagnostisch wegweisend ist die neuromuskuläre Hyperaktivität. Sie beginnt mit leichten Veränderungen wie Tremor und Nystagmus, die schließlich in eine generalisierte Hyperreflexie übergehen, bis hin zum Atemversagen infolge der muskulären Rigidität.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune