Gestörte Reizweiterleitung bei chronischen Beschwerden gezielt normalisieren
Im Rahmen einer multimodalen Therapie erhalten Patienten mit chronischen Schmerzen oft Koanalgetika wie Antidepressiva. Zu Recht, denn Trizyklika und SSNRI scheinen direkt in die Pathophysiologie einzugreifen.
Antidepressiva helfen Patienten mit chronischen Schmerzen nicht (nur) durch ihre stimmungsstabilisierende Wirkung. Vielmehr spielen Effekte auf die veränderte Reizweiterleitung eine Rolle, wie Dr. Stefanie Hoffmann von der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universitätsklinik Aachen erläutert. Denn in diesen Fällen ist das deszendierende-hemmende Kontrollsystem in seiner Funktion eingeschränkt. Das betrifft insbesondere noradrenerge absteigende Bahnen.
Antidepressiva können deren Aktivität durch Hemmung der Wiederaufnahme von Noradrenalin beeinflussen. Parallel scheinen Dopamin und Serotonin unterstützend zu fungieren. Darüber hinaus gibt es Belege für weitere zentrale und periphere Effekte der Antidepressiva. Beispielsweise wird angenommen, dass sie die Produktion proinflammatorischer Zytokine reduzieren und die der antiinflammatorischen Botenstoffe ankurbeln.
Die Empfehlungen zu den verschiedenen Formen chronischer Schmerzen hat Hoffmann aus den jeweiligen Leitlinien zusammengetragen (s. Tabelle). Am besten belegt sei der analgetische Effekt für trizyklische Antidepressiva (TZA) und dual wirksame selektive Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI, v.a. Duloxetin).