Das Schmerzsystem im Gehirn reagiert auch auf Schamgefühle
Ein pathologisch-strenges Schamgefühl ist auf Dauer nicht zu ertragen. Die Auswege heißen oft Depression oder Aggression, betont der renommierte Psychiater, Neurowissenschafter und Autor Univ.-Prof. Dr. med. Joachim Bauer.
„Im Moment der Scham sehen wir uns durch die verurteilenden Augen eines Anderen“, betonte Bauer bei der Fachtagung von pro mente zum Thema Scham Anfang dieses Jahres in Wien. Als soziales Regulativ hilft Scham zwar, die Perspektiven der Mitmenschen zu berücksichtigen, und verhindert damit unangebrachtes Verhalten, doch Scham kann leicht in selbst-destruktives Geschehen umschlagen. „Während bei Schuldgefühlen die Betonung auf dem Fehler liegt, greift Scham den Selbstwert der Person an“, erklärt Bauer. Scham mache also die Person selbst zum Problem, während Schuldgefühle den Fokus auf einen Fehler und dessen Wiedergutmachung richten.