Blutplasma – Bedarf steigt

Von ANKAWÜ - Eigenes Werk; fotografiert in der DRK-Spendezentrale Ulm, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31351999

Arzneimittel aus Blutplasma werden vielseitig und für eine Reihe von Krankheitsbildern eingesetzt. Eine synthetische Herstellung der Präparate ist nicht möglich, Hersteller und Patienten sind somit auf Spenden angewiesen.

Weltweit werden pro Jahr 42 Millionen Liter Plasma gespendet. Acht Millionen davon stammen aus der EU. Um den EU-weiten Bedarf zur Herstellung von Plasma-Arzneimitteln jedoch zu decken, sind vier weitere Millionen notwendig, die derzeit größtenteils aus den USA importiert werden.
Was die Spendenbereitschaft sowie die Verarbeitung von Plasma betrifft, nimmt Österreich seit jeher eine Vorreiterrolle ein. Insgesamt gehen fünf Millionen Liter des weltweiten Spendenvolumens durch die heimischen Fraktionieranlagen, in denen das Plasma direkt zu Arzneimitteln verarbeitet und anschließend wieder international exportiert wird.

Verbesserte Methoden, erhöhter Bedarf

Wie wichtig dabei die Spende von Blutplasma tatsächlich ist, darauf machten die Interessengemeinschaft Plasma (IG Plasma), die Plasma Protein Therapeutics Association (PPTA) und die Pharmig kürzlich in einer gemeinsamen Pressekonferenz aufmerksam.
Schließlich gehören Arzneimittel aus Plasma heutzutage zu den Standardpräparaten auf Intensivstationen, auch neue Behandlungsmethoden in der Onkologie und nicht zuletzt eine Reihe von seltenen Erkrankungen erhöhen den Bedarf an Plasmapräparaten. Darüber hinaus kommen die Arzneimittel bei „Blutverlust durch schwere Verletzungen, Lebererkrankungen, schweren Infektionen, neurologischen Erkrankungen, onkologischen Krankheitsbildern, Autoimmunerkrankungen oder bei Blutgerinnungsstörungen zum Einsatz“, so Univ. Prof. Dr. Elisabeth Förster-Waldl, Fachärztin für Klinische Immunologie, Kinder- und Jugendheilkunde und Leiterin des Center for Congenital Immunodeficiencies an der MedUni Wien.
Letztlich sorgen verbesserte und schnellere Diagnosemöglichkeiten dafür, dass Krankheiten immer rascher festgestellt und immer mehr Menschen zielgerichtet behandelt werden können.

Erhöhter Bedarf, mehr Spenden nötig

Der steigende Bedarf an Blutplasma erhöht insofern den Wert der Spende, als Plasmapräparate nicht synthetisch hergestellt werden können und die Patienten auf die Spendenbereitschaft ihrer Mitmenschen angewiesen sind.  „Den österreichischen Plasmaspendern kann dafür gar nicht genug gedankt werden. Es muss in unserem Land daher alles unternommen werden, um das gegenwärtig hohe Spendenaufkommen sowie die hohe Spendermotivation zu erhalten“, erklärt Dr. Matthias Gessner, Vorsitzender der IG Plasma.
Derzeit sind allein in Österreich 180.000 Patienten auf Plasmapräparate angewiesen. Um beispielsweise die Behandlung eines Immundefekt-Patienten für ein Jahr zu gewährleisten, benötigt man bis zu 130 Plasmaspenden.

Wann kommen Arzneimittel aus Plasmaproteinen zum Einsatz?*

  • Albumin: schwere Verletzungen, Verbrennungen, Herz-Lungen-Probleme, schwere Operationen
  • Intravenöses Immunglobulin (IVIG): angeborene Defekte des Immunsystems, Autoimmunstörungen (z.B. autoimmunbedingter Mangel an Thrombozyten), chronisch entzündliche Erkrankungen des Nervensystems
  • Subcutanes Immunglobulin (SCIG): angeborener oder erworbener Mangel an Antikörpern
  • Alpha-1-Antitrypsin: Lungenschaden (Emphysem) hervorgerufen durch erblichen Mangel an diesem Protein
  • Fibrinkleber: Blutstillung und Wundverschluss bei Operationen und schweren Verletzungen
  • Gerinnungsfaktoren (z.B.: Faktor II, VII, VIII, IX oder XIII): Hämophilie A & B, Von-Willebrand-Jürgens-Syndrom, Blutgerinnungsstörungen, Mangel an Blutgerinnungsfaktoren
  • Gepooltes, virusinaktiviertes und dann gefrorenes Plasma (nicht in seine Komponenten aufgetrennt) kann zur Behandlung von Leberinsuffizienz, bestimmten Blutgerinnungsstörungen oder zum Ersatz von nicht konzentriert erhältlichen Gerinnungsfaktoren (Faktor V oder XI) zum Einsatz kommen.

* Pharmig