20. Dez. 2023Corona-Update

Hohe Zahl an Covid-Krankenständen, aber Rückgang bei Hospitalisierungen

+++ Corona-Zahlen in Spitälern gehen zurück, aber Anstieg bei Influenza Covid-Krankenstände im Wochenvergleich um 25% gestiegen, Paxlovid wieder verfügbar – Studie: Österreichs Gesundheitswesen war schlecht auf Pandemie vorbereitet – Fachleute warnen vor mehr Infektionen infolge schlechter Raumluft – Corona-Welle laut Abwasseranalysen vorerst überschritten – Rückschlag für CureVac im Patentstreit mit BioNTech – BioNTech weiht ersten Afrika-Standort ein +++

Nuthawut Somsuk/GettyImages

Corona-Zahlen in Spitälern gehen zurück, aber Anstieg bei Influenza

Während die in Summe hohen Zahlen bei den Corona-Neuaufnahmen in österreichischen Spitälern leicht zurückgehen, zeichnet sich bei Grippe (Influenza) ein starker Anstieg auf noch niedrigem Niveau ab. So hat sich der Wert für die Influenza-Hospitalisierungen mit einer Steigerung von 17 auf 38 Aufnahmen in den vergangenen zwei vollständig eingemeldeten Kalenderwochen mehr als verdoppelt, während die Kurve im Covid-Bereich leicht abflachte, zeigte das SARI-Dashboard.

Das SARI-Dashboard des Gesundheitsministeriums (https://www.sari-dashboard.at/) erfasst die Hospitalisierungen in österreichischen Spitälern mit Schweren Akuten Respiratorischen Infektionen (SARI). Daten für die vergangenen beiden Wochen sind teils noch nicht vollständig eingemeldet. Laut den aktuellen Zahlen kamen in der KW 48 vom 27.11.–3.12. 1.195 Patientinnen und Patienten wegen einer Corona-Infektion in österreichische Spitäler (Intensiv- und Normalstationen). Damit verzeichnet die Statistik ein leichtes Minus von etwas mehr als 1% im Vergleich zu KW 47 von 20.–26.11. mit 1.211 Neuaufnahmen.

In Zusammenhang mit dem Coronavirus war zuletzt von der bisher höchsten Welle in Österreich seit Beginn der Abwasseranalysen die Rede. Diese habe mittlerweile jedoch ihre Spitze überschritten, wie der Molekularbiologe Ulrich Elling am Mittwoch, 20.12., gegenüber der APA erklärte. Er mahnte aber gleichzeitig Vorsicht ein: "Noch zirkuliert extrem viel Virus und noch kann man sich sehr leicht anstecken." Der Experte riet gerade vor den Weihnachtsfeierlichkeiten, die Kontakte im Vorfeld zu reduzieren und vor den Treffen einen Antigentest durchzuführen.

Die Abwasserdaten zeigten, dass die Corona-Variante "Pirola" (BA.2.86) dominant sei. Mittlerweile dürfte aber die BA.2.86-Tochtervariante JN.1 bereits dominieren. Der relative Anstieg dieser Variante, die von der WHO am Vortag unter Beobachtung gestellt wurde, dürfte aber keinen zweiten Peak verursachen. "Es wird aber wahrscheinlich den Abwärtstrend verlangsamen" – dies sei das "wahrscheinlichste Szenario".

An die Politik richtete Elling den Wunsch, sich auf die nächsten Wellen besser vorzubereiten als auf die aktuelle: "Wenn wir uns jetzt sicher sind, dass die Welle gebrochen ist, dann beginnt mit dem heutigen Tag die Vorbereitung auf die nächste Welle." Es gelte etwa, eine Strategie zu entwickeln, wie man die Durchimpfungsrate für Covid und auch Influenza erhöhe, forderte Elling. Heuer habe es überhaupt keine Impfkommunikation gegeben. Auch in Sachen Medikamentenmangel – Stichwort Paxlovid – müsse man besser vorbereitet sein. "Das hätte nicht passieren dürfen, dass das ausgeht." Das Medikament müsse auch künftig ausreichend vorhanden sein. Überraschung sei diese Welle jedenfalls keine gewesen. "Jeder, der ein bisschen denken kann, der konnte das sehen."

Ebenfalls am Mittwoch, 20.12., erklärte Infektiologe Christoph Wenisch von der Klinik Favoriten, dass sich die aktuelle Corona-Welle mit der derzeitigen Influenza-Welle mischen könnte. "Das erhöht das Risiko für Doppelinfektionen, die einen besonders schweren Verlauf nach sich ziehen können", wurde Wenisch in einer Aussendung des Verbands der Impfstoffhersteller zitiert. Insbesondere bei älteren Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen sei darum Vorsicht geboten. Wenisch betonte zudem, dass das aktuelle Infektionsgeschehen beispielhaft sei. "Wir sehen gerade den typischen Verlauf einer Influenza-Saison", hieß es. "Wenn die Ausbrüche im Norden und im Westen Europas starten, dauert es nicht mehr lange, bis sie auch uns erreichen."

Einen starken Anstieg, bei insgesamt noch niedrigem Niveau, weist die Statistik aktuell auch für RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) aus. So sind die Zahlen der Hospitalisierungen von 20.11.–3.12. auf mehr als 66% angestiegen. Insgesamt wurden in der KW 48 österreichweit 30 Personen wegen einer RSV-Infektion im Krankenhaus aufgenommen.

Die Entwicklung der Infektionszahlen dürfte zumindest in Wien auch zur völligen Überlastung des Notarztdienstes (erreichbar unter der Telefonnummer 141) führen. Eine Covid-Patientin berichtete der APA, dass sie in der Nacht auf vergangenen Sonntag von der Anmeldung bis zum Eintreffen eines Notarztes sechs Stunden warten musste. Sie benötigte als Angehörige einer Risikogruppe ein Paxlovid-Rezept. Auf Nachfrage bei der Hotline wurde ihr gesagt, dass es sehr viele Einsätze wegen kranker Kinder gebe und die vorgezogen würden. Gerade RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus), wo die Zahl der Infektionen in den vergangenen Tagen regelrecht explodiert sind, ist für Säuglinge und Kleinkinder besonders gefährlich. (APA)

Covid-Krankenstände um 25% gestiegen, Paxlovid wieder verfügbar

Insgesamt 52.338 bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) versicherte Personen sind in der Vorwoche (KW 50) mit Covid-19 im Krankenstand gewesen. Das sind knapp über 25% mehr als die 41.690 Fälle in der Woche davor. Indes wurde die erste Tranche von 7.200 Packungen der Nachbestellung des Covid-Medikaments Paxlovid an die 23 Standorte der Österreichischen Arzneimittelvollgroßhändler (Phago) vollständig ausgeliefert. Apotheken dürfen pro Bestellung bis zu drei Stück ordern.

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hatte am letzten Mittwoch (13.12.) die Nachbestellung von insgesamt 18.000 Packungen Paxlovid verkündet. "Inzwischen haben alle Phago-Großhändler eine Tranche bekommen", hieß es auf APA-Nachfrage beim Verband der Arzneimittelvollgroßhändler. Die 7.200 Stück werden von den 23 Lagern "abgearbeitet und ausgeliefert".

Was die Phago-Großhändler bereits merken: "Die Nachfrage ist enorm", wurde betont. Deshalb sei beim Bund um die Freigabe der nächsten Tranche der Nachbestellung beim Hersteller Pfizer angesucht worden. Aus einer Rückholaktion von Apotheken und Krankenhäusern waren rund 4.000 fast ausschließlich aus Spitälern stammende Packungen bereits in der Vorwoche an Apotheken verteilt worden.

Jede Apotheke kann bis zu drei Packungen Paxlovid gleichzeitig bestellen, hieß es am Montag, 18.12., aus der Österreichischen Apothekerkammer gegenüber der APA. Wenn zwei Einheiten abgegeben wurden, könne nachbestellt werden, sodass nicht mehr als drei Packungen in einer Apotheke lagern. Die Tabletten sind für Risikopersonen gedacht und schützen bei baldiger Einnahme nach Symptombeginn vor einem schweren Covid-Verlauf.

Neben den Corona-Krankenständen stieg bei der ÖGK die Zahl der mit grippalen Infekten arbeitsunfähig gemeldeten Personen von 90.405 auf 102.274 in der Vorwoche. "Echte" Grippefälle, also Influenza, gab es laut diesen Daten 888 (KW 49: 568). Insgesamt waren mehr als 155.000 Menschen mit Atemwegsinfekten arbeitsunfähig. "Die aktuelle Erkältungswelle hat Österreich fest im Griff", betonte ÖGK-Chefarzt Andreas Krauter. Da die Zahlen bei allen drei Erkrankungen (Influenza, grippale Infekte und Covid) stetig steigen, empfiehlt er, bei Menschenansammlungen das Tragen einer Maske sowie häufiges Händewaschen und -desinfizieren. Und jene, die noch nicht gegen Influenza oder Covid geimpft sind, sollten dies jetzt tun. (APA)

Studie: Österreichs Gesundheitswesen war schlecht auf Pandemie vorbereitet

Österreichs Gesundheitswesen mit seiner medizinischen Primärversorgung war auf eine Pandemie wie Covid-19 schlecht vorbereitet. Zu Beginn herrschten bei den Hausärzten aus strukturellen und technischen Gründen Unsicherheit, Befürchtungen und Improvisieren. Das ist das Ergebnis einer ersten Studie auf der Basis von 30 strukturierten Interviews mit Allgemeinmedizinern zu den Erfahrungen der vergangenen Jahre.

"Wir arbeiteten buchstäblich auf Parkplätzen, in Autos, Garagen und in separat aufgestellten Party-Zelten", so lautet das Originalzitat eines Teilnehmers im Titel der Studie von Susanne Rabady (Karl Landsteiner Universität/Krems), Mira Mayrhofer (MedUni Wien) und deren Co-Autoren, die jetzt in "BMC Health Services Research" (doi: 10.1186/s12913-023-10363-4) online publiziert worden ist.

Obwohl Covid-19 ab Anfang 2020 das dominierende Problem auch für das Gesundheitswesen war, stellten die Experten gleich zu Beginn ihrer Arbeit fest: "Bis jetzt hat eine Studie zur 'Performance' Österreichs auf dem Gebiet der Primärversorgung (zur Pandemie; Anm.) gefehlt."

Die Autorinnen und Autoren führten zwischen Anfang Februar und dem 22. Juli 2022 strukturierte Interviews mit 30 Allgemeinmedizinerinnen und -medizinern (alle Bundesländer außer Salzburg) durch. In 11 Fällen handelte es sich um Hausärzte in Einzelordinationen, in ebenfalls 11 Fällen um Gruppenpraxen, 8 Interviews fanden mit Primärversorgungseinheiten (PVEs) statt.

Zu Beginn der Pandemie, so die Autorinnen und Autoren, wurde "von fast allen Studienteilnehmern ein starker Rückgang der Patientenkontakte registriert". Dies sei vor allem auf die Angst vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 bei Ordinationsbesuchen zurückzuführen gewesen.

Die meisten Ordinationen setzten ganz oder teilweise auf Terminvergaben, versuchten durch eine Vorselektion potenziell infektiöse Patientinnen und Patienten von den übrigen zu trennen. An die Terminvergaben seien manche einfach nicht gewöhnt gewesen, auf der anderen Seite hätte man auch eine administrative Mehrbelastung erlebt, heißt es in der Arbeit. Manche Ärzte und Ärztinnen hätten mehr Mobiltelefone für das Ordinationspersonal und Laptops gekauft. Es gab teilweise auch Home-Office des Personals, um das Infektionsrisiko möglichst klein zu halten.

Insgesamt sei speziell die erste Zeit mit Covid-19 von starker Verunsicherung geprägt gewesen. Ein Zitat aus einem der Interviews: "Es war klar, dass die Gesundheitsbehörde bei Auftreten eines positiven Covid-19-Falles in der Praxis sofort alle Räumlichkeiten schließen würde." Es gab Unsicherheiten bezüglich der Schutzkleidung (Masken etc.), Probleme mit Desinfektionsmitteln etc.

Hinzu kamen laut den Allgemeinmedizinerinnen und -medizinern massive Kommunikationsprobleme: "Die ersten Wochen der Pandemie wurden von allen Studienteilnehmern als speziell schwierig in Sachen der Information und Orientierungshilfen erlebt (...). Die Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren des Gesundheitswesens wurden als große Herausforderung gesehen." In der Studie wird eine Aussage zitiert: "In den ersten vier bis sechs Wochen hörten wir von niemanden etwas. Wir hatten, was wir hatten." Ein anderer Interviewpartner erklärte: "Alles braucht ein bisschen Zeit. Es herrscht Chaos, wenn eine Pandemie ausbricht."

Für die meisten an der Studie teilnehmenden Ärzte und Ärztinnen stellte sich die Ärztekammer als Hauptkontaktpunkt heraus. Die Erfahrungen waren aber auch gemischt. Manche Ärzte berichteten auch von guten Kontakten zur ÖGK, andere fühlten sich von der ÖGK aber alleingelassen: "Die ÖGK (...) hatte und hat 'abgedreht', was die Pandemie betrifft. Keine Orientierungshilfen, keine Instruktionen, Nichts. Nichts in zwei Jahren."

Insgesamt waren aber offenbar viele Probleme auf bereits in der Vergangenheit oft kritisierte Mängel in der Struktur des österreichischen Gesundheitswesens begründet. Die Autorinnen und Autoren in der Kurzzusammenfassung ihrer Studie: "Die Allgemeinmediziner haben im Management der Pandemie essenzielle Aufgaben übernommen und ein hohes Maß an Verständnis ihrer Rolle gezeigt. Das wurde hauptsächlich auf informeller Ebene und mit einem hohen persönlichen Einsatz erreicht." (APA)

Fachleute warnen vor mehr Infektionen infolge schlechter Raumluft

Schlechte Luftqualität in Schulen, Kindergärten und Arbeitsstätten senkt die Leistungsfähigkeit und hebt das Covid-19-Infektionsrisiko, erklärten Experten am Freitag, 15.12., bei einer Pressekonferenz in Wien. Sie nannten es unverständlich und unverantwortlich, dass man in Österreich Lufthygienemaßnahmen wie Filter- und Lüftungsanlagen vernachlässige und bei der aktuellen, seit Pandemiebeginn höchsten Covid-19-Welle in Krankenhäusern und Arztpraxen nicht verpflichtend Masken trägt.

"Die Wirkung von Lufthygiene ist unbestritten", sagte Thomas Czypionka von der Forschungsgruppe Health Economics and Health Policy am Institut für höhere Studien (IHS) in Wien: Lüftungsanlagen, Keim- und Partikelfilter steigern die Luftqualität maßgeblich. Dadurch werden Infektionskrankheiten weniger oft weitergegeben und etwa Covid-Wellen reduziert. In Kindergärten bewirken Lüftungsanlagen laut Studien, dass die Kinder zu mindestens 30% weniger krank sind.

Auch die Bildungserfolge bei Schulkindern steigen in Frischluft mit weniger Kohlendioxid-Gehalt. Klassenarbeiten fallen zum Beispiel um 5% besser aus, wenn im Unterrichtsraum statt abgestandenem Mief (0,21% CO2) akzeptable Luft (0,09% CO2) ist. "Das relative Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion war laut einer anderen Studie zudem in Klassenräumen mit mechanischer Belüftungsanlage 74% niedriger im Vergleich zu Klassenräumen, in denen nur manuell gelüftet wurde", so der Gesundheitsexperte.

Auch bei den Erwachsenen am Arbeitsplatz steige die Produktivität bei steigender Luftqualität im messbaren Prozentbereich. In Österreich wurden laut Daten der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) zudem 45% der Krankenstände durch Infektionskrankheiten wie Covid-19 verursacht, berichtete Czypionka. Die dadurch entstehenden betriebs- und volkswirtschaftlichen Fehlzeitenkosten bezifferte er mit 3–4 Mrd. Euro. Ein maßgeblicher Teil davon wäre durch Einsatz von Luftfiltern und Belüftungsanlagen vermeidbar. "Es ist daher unverständlich, dass hier nicht mehr Maßnahmen gesetzt werden", meint er. Auch die Wirtschaft sollte dies fordern.

Die Ärztin Golda Schlaff kritisierte die fehlenden Präventionsmaßnahmen in Spitälern und Praxen: "Es ist medizinisch und ethisch nicht ok, dass sich Menschen in Krankenhäusern mit Infektionskrankheiten wie Covid-19 anstecken, wenn dies leicht vermeidbar ist", sagte sie: "Bei hoher Inzidenzrate sollte daher FFP2-Maskenpflicht in Gesundheitseinrichtungen gelten." Sie forderte zudem, dass Covid-19 wieder meldepflichtig wird (was seit dem 1. Juli 2023 in Österreich nicht mehr der Fall ist, Anm.). Es sei außerdem ein weit verbreiteter Fehlglaube, dass subakute Verläufe harmlos sind. Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis zum Herzinfarkt und Schlaganfall, kognitive Störungen, Organschäden an Herz, Lunge, Gehirn, Nieren, Leber und Nerven sowie Autoimmunerkrankungen können direkte Folgen davon sein.

Die Initiative Gesundes Österreich (IGÖ) bietet eine Möglichkeit, zu eruieren und präsentieren, ob man etwa in einem Betrieb, einer Arztpraxis oder Schule ausreichend Lufthygienemaßnahmen betreibt. Dafür gibt es eine "IGÖ Plakette für saubere Luft" (https://www.igoe.at/igoe-plakette-fuer-saubereluft). Aktivitäten in verschiedenen Kategorien, nämlich CO2-Messung, HEPA(high efficiency particulate air)-Filter, Anlagen zur Luftaufbereitung, ein Testangebot bei Covid-19-Verdacht und bei Bedarf Maskentragen würden damit honoriert, sagte Hannes Fleischer von der IGÖ. (APA)

Corona-Welle laut Abwasseranalysen vorerst überschritten

Die höchste Corona-Welle in Österreich seit Beginn der Abwasseranalysen dürfte ihre Spitze überschritten haben. "Die ersten Signale zeigen deutlich, dass es beginnt runterzugehen, und das in mehreren Kläranlagen übers ganze Land", sagte der Molekularbiologe Ulrich Elling im Ö1-"Mittagsjournal" letzten Donnerstag, 14.12. "Es ist vielleicht noch ein bissl Verunsicherung in den Daten durch die Schneeschmelze, aber insgesamt sieht es klar danach aus, dass wir die Spitze überschritten haben."

In den Analysen werde die Menge an Virus mit der Gesamtmenge an Abwasser gegengerechnet und das sei durch die Schneeschmelze "sehr verdünnt", was aber eingerechnet wird. Eine weitere Unsicherheit ist der Anstieg der Omikron-Untervariante JN.1. Diese könnte die Welle noch in die Länge ziehen oder in einigen Wochen zu einer weiteren Spitze führen. Die Influenza-Zahlen werden laut Elling zu Weihnachten etwa ihren Höhepunkt erreichen und die Werte beim RS-Virus (RSV) liegen demnach jetzt schon höher als vergangenes Jahr, sagte der Experte mit Blick auf die Hospitalisierungen.

"Wir verzeichnen seit ungefähr zwei bis vier Wochen einen doch deutlichen Anstieg wieder an Spitalsaufnahmen", sagte der Pneumologe Arschang Valipour von der Wiener Klinik Floridsdorf. Viele der Betroffenen seien betagt bzw. hätten Begleiterkrankungen oder die letzte Impfung läge mehr als sechs Monate zurück. "Wir rechnen damit, dass diese Zahlen auch in den nächsten paar Wochen weiter ansteigen werden", erläuterte Valipour. Von der Vielzahl von Patientinnen und Patienten mit Atemwegserkrankungen in den Spitälern hätten derzeit "zwei Drittel der Betroffenen tatsächlich eine akute Covid-Infektion". Die Intensivstationen seien zwar "nicht mehr das Thema", vereinzelt würden aber auch Covid-Kranke noch auf Intensivstationen landen, warnte der Facharzt.

Aktuelle Daten zum Abwassermonitoring und zu Schweren Akuten Respiratorischen Infektionen (SARI) sind unter https://abwassermonitoring.at/dashboard/ bzw. https://www.sari-dashboard.at/ abrufbar. (APA)

Rückschlag für CureVac im Patentstreit mit BioNTech

Das Biotech-Unternehmen CureVac muss im Patentstreit mit seinem Rivalen BioNTech einen Rückschlag einstecken. Das deutsche Bundespatentgericht erklärte in einem Urteil am Dienstag, 19.12., in München ein von CureVac beanspruchtes Patent für nichtig. Das Patent zu Impfstoffen, das das Europäische Patentamt CureVac erteilt hatte, gelte nicht in Deutschland, sagte der Vorsitzende Richter Walter Schramm.

Das Mainzer Unternehmen BioNTech war mit seinem Covid-19-Impfstoff bekannt geworden, den das Unternehmen mit seinem Partner Pfizer milliardenfach verkauft hat. Der Tübinger Konkurrent CureVac wirft BioNTech vor, damit mehrere Patente verletzt zu haben. BioNTech wiederum lässt prüfen, ob die Schutzrechte CureVacs überhaupt gültig sind. (APA/ag)

BioNTech weiht ersten Afrika-Standort ein

BioNTech kommt bei dem Aufbau einer Produktion für mRNA-Impfstoffe in Afrika voran und hat in Ruanda seinen Standort in der Hauptstadt Kigali eingeweiht. Die Produktionsstätte dort könnte die erste mRNA-Produktionsanlage im kommerziellen Maßstab auf dem afrikanischen Kontinent werden, teilte das Mainzer Biotech-Unternehmen am Montag mit.

Die erste Produktionseinheit wurde nun aufgebaut, im kommenden Jahr sollen alle Gebäude fertiggestellt und mit der Schulung von Fachpersonal begonnen werden. 2025 soll dann die Testproduktion starten.

BioNTech hatte 2021 angekündigt, den Aufbau einer mRNA-Impfstoffproduktion in Afrika zu planen. Mit der Herstellung sollte ursprünglich schon dieses Jahr begonnen werden. Die Produktionsstätte wird zunächst mit zwei speziellen Containern ausgestattet, in denen die Produktion von Boten-RNA (mRNA), auf der der Covid-19-Impfstoff des Unternehmens basiert, und die Herstellung von abfüllfertigen Chargen des formulierten Wirkstoffes möglich sein sollen.

Die Produktionsanlage hat BioNTech nach eigenen Angaben bisher vollständig selbst finanziert, der Konzern rechnet mit Gesamtinvestitionen von 150 Mio. Dollar (137 Mio. Euro). Bei erfolgreicher Entwicklung und Zulassung könnten dort einmal Impfstoffe von BioNTech gegen Tuberkulose, Malaria, HIV und Mpox produziert werden. Jährlich könnten in Kigali bis zu 50 Mio. Dosen hergestellt werden. Noch importiert Afrika 99% seiner Impfstoffe. (APA/Reuters)