23. März 2022Covid-19 Update 23.03.2022

Paxlovid-Verschreibung durch Hausärzte möglich; rasche Hilfe für Long-Covid-Patienten gefordert

+++ Verschreibung von Paxlovid über Hausärzte bereits möglich Rasche Hilfe für Long-Covid-Patienten gefordert – Long-Covid-Symptome kommen bei Infizierten häufiger vor – Moderna-Impfstoff auch bei Kleinkindern sicher Neue Regeln: Maskenrückkehr und testfreies Quarantäne-Ende für Erkrankte Möglichkeit für EU-weiten Rückruf falscher Covid-Nachweise +++

Coronavirus Warnung
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Verschreibung von Paxlovid über Hausärzte bereits möglich

Das Covid-19-Medikament Paxlovid für infizierte Risikopersonen ist nun auch über Hausärzte erhältlich. Das bestätigte das Gesundheitsministerium am Dienstag der APA. Nach der Verschreibung durch niedergelassene Mediziner erfolge die Ausgabe in öffentlichen Apotheken. In Studien hatte sich bei der Wirkstoffkombination aus Nirmatrelvir und Ritonavir eine Wirksamkeit von 89 Prozent gegen Spitalsaufnahmen oder Todesfälle durch Covid-19 bei Risikopersonen gezeigt.

Laut Ministerium wurden bisher mehrere zehntausend Dosen Paxlovid geliefert und weitere Lieferungen folgen. Zudem werden große Tranchen über das gesamte Jahr 2022 erwartet. Das Arzneimittel ist jedenfalls nicht als Alternative zur Corona-Schutzimpfung gedacht. Ob eine Behandlung mit diesem oder anderen Covid-Medikamenten notwendig ist und mit welchem Produkt diese erfolgt, wird vom behandelnden Arzt entschieden.

Die Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM) hat mit der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften Empfehlungen für die Therapie mit Paxlovid herausgegeben (http://go.apa.at/225ITck0). Demnach muss eine Infektion mit "PCR- oder ärztlichem Antigen-Schnelltest mit sensitivem Testkit bei symptomatischen Personen" festgestellt werden. Es dürfen maximal fünf Tage seit Symptombeginn verstrichen sein und die oder der Betroffene muss Risikofaktoren für einen schweren Verlauf erfüllen, daraufhin erfolgt eine Risikoabschätzung nach Impfstatus und Risikogruppe.

Außerdem braucht es eine Prüfung auf eine ganze Reihe von potenziell interagierenden Medikamenten und die etwaige Abwägung, ob bei Wechselwirkungen ein Absetzen/Pausieren der Ausgangsmedikamente möglich ist und keine Nieren- bzw. Lebererkrankung als Kontraindikation besteht. Nach einer Aushändigung bzw. Verschreibung von Paxlovid sollte eine Aufforderung zur Kontaktaufnahme bei unerwünschten Wirkungen erfolgen - eventuell per fixem Kontrolltermin oder nach Bedarf. Bei einer Kontraindikation kann der Patient laut der Empfehlung unter Umständen mit Remdesivir (Veklury) oder Molnupiravir (Lagevrio) behandelt werden.

Derzeit sind die Covid-Medikamente Regkirona, Xevudy, Lagevrio, Paxlovid und Evusheld in Österreich vorrätig und abrufbar, erläuterte das Gesundheitsministerium. Die Dosierung von Paxlovid mit zwei sogenannten Proteasehemmern, die die Vermehrung der SARS-CoV-2-Erreger bremsen, beträgt 300 Milligramm Nirmatrelvir und hundert Milligramm Ritonavir (jeweils zwei Tabletten zweimal am Tag). Die Behandlung sollte so schnell wie möglich nach der Diagnose erfolgen. Die Therapie dauert fünf Tage lang, auch wenn eine Spitalsaufnahme notwendig wird. (APA)

Rasche Hilfe für Long-Covid-Patienten gefordert

Laut Angaben der ÖGK wurden seit Beginn der Corona-Pandemie 21.000 Krankenstände wegen Long Covid gemeldet, derzeit sind es 1.600. Die gute Nachricht ist, dass die meisten davon innerhalb von drei Monaten wieder gesund werden, aber 133 sind seit mehr als einem halben Jahr krank.

Dies geht aus einem Bericht in den Salzburger Nachrichten vom 19.3. hervor (https://www.sn.at/salzburg/politik/long-covid-wird-oft-zu-spaet-erkannt-118643656/amp). Ortrud Gräf, Vorständin des Arbeitsmedizinischen Dienstes (AMD) Salzburg, erklärt darin, dass die Diagnose aufgrund der vielfältigen Symptome schwierig sei und daher oft auch sehr spät erfolge. Viele Ärzte wüssten auch zu wenig über Long Covid, aber mittlerweile gebe es einen Behandlungsleitfaden und spezialisierte Ambulanzen an vielen Spitälern. Christoph Fürthauer, Kuriensprecher der niedergelassenen Mediziner bei der Salzburger Ärztekammer, verweist auf den Long-Covid-Leitfaden der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und viele Schulungen der Ärztekammer, aber auch darauf, dass die Corona-Impfung sehr gut gegen Long Covid schütze.

In einer Aussendung fordert ÖGK-ArbeitnehmerInnen-Obmann Andreas Huss mehr kompetente Anlaufstellen, funktionierende Behandlungspfade und eine existenzsichernde finanzielle Absicherung für die Betroffenen. Außerdem müsse endlich eine verpflichtende Diagnosecodierung (ICPC-2) im niedergelassenen Bereich geschaffen werden, um eine gute Datenbasis für die Versorgung zu bekommen. Auch die Anerkennung der Corona-Erkrankung und der Folgeerkrankungen als Berufskrankheiten und/oder als Arbeitsunfall sind ein zentrales Anliegen, da sich viele Menschen am Arbeitsplatz infizieren. Damit soll die existenzielle Absicherung der Betroffenen sichergestellt werden. Von der Bundesregierung erwartet er dabei ein rasches Handeln, um weiteren Schaden für die Menschen und für die Volkswirtschaft zu verhindern. (sn.at/APA-OTC/red)

Long-Covid-Symptome kommen bei Infizierten häufiger vor

Lang anhaltende neurologische und körperliche Symptome, die typisch für Long Covid sind, kommen bei Infizierten signifikant häufiger vor als bei noch nie positiv getesteten Personen. Verantwortlich dafür ist demnach nicht der Pandemie-Stress. Das geht aus der vierten, im Rahmen der "Swiss Corona Stress Study" durchgeführten Befragung im November 2021 von über 11.000 Personen aus der ganzen Schweiz hervor.

Rund 1.500 Studienteilnehmer hatten sich mit dem Coronavirus infiziert, etwa 750 von ihnen bereits neun Monate oder länger vor der Umfrage. Die Kontrollgruppe der nie positiv Getesteten bestand aus etwa 9.500 Personen. Bei den Studienteilnehmern, bei denen die Infektion mindestens neun Monate zurücklag, zeigten sich die größten Unterschiede im Vergleich zur Kontrollgruppe hinsichtlich Geruchs- und Geschmacksverlust, schneller körperlicher Erschöpfung und Fieber. Auch Muskelschmerzen, Atembeschwerden, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme, Schwindel und Müdigkeit kam bei den Covid-19-Betroffenen häufiger vor.

Wie die Studie unter Leitung des Neurowissenschafters Dominique de Quervain von der Universität Basel nahelegt (https://osf.io/2x4pg/), ist die Coronavirusinfektion verantwortlich für diese Häufung. Sie lasse sich daher nicht auf die psychische Belastung der Pandemie zurückführen, teilte die Hochschule am Mittwoch, 23.3., mit. Denn unter Stress- und depressiven Symptomen litten beide Gruppen gleichermaßen stark.

Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit anderen Studien zu Long Covid. So gelangte eine erst kürzlich publizierte Studie des Universitätsspitals und der Universität Genf mit über 1.400 Personen zum gleichen Schluss. In der Fachzeitschrift "Journal of Internal Medicine" berichteten die Forschenden, dass lang anhaltende Symptome, die mit Long Covid in Verbindung gebracht werden, tatsächlich größtenteils mit einer durchgemachten Corona-Infektion zusammenhängen. Die Symptome seien demnach nur in geringerem Masse auf die indirekten Auswirkungen der Pandemie zurückzuführen.

Die Universität Basel weist darauf hin, dass die Stressumfrage etwa zwanzig Minuten gedauert habe. Es sei daher möglich, dass Personen, die unter starken kognitiven Problemen oder Erschöpfung litten, unterrepräsentiert und diese Long-Covid-Symptome in der Studie deshalb unterschätzt seien. (APA/sda)

Moderna-Impfstoff auch bei Kleinkindern sicher

Der Corona-Impfstoff des US-Herstellers Moderna ist nach Angaben des Unternehmens auch bei Kindern im Alter von sechs Monaten bis sechs Jahren sicher. Die zweimalige Gabe des Präparats rufe robuste Antikörper-Spiegel hervor und sei dabei gut verträglich, teilte Moderna am Mittwoch mit. Vor Ansteckungen mit der Omikron-Variante schützt der Impfstoff den Daten zufolge ähnlich wie bei Erwachsenen eher schlecht, es habe aber keine schweren Krankheitsverläufe gegeben.

Das Unternehmen wolle nun "so schnell wie möglich" Zulassungsanträge für diese Altersgruppe bei der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA, der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA und anderen zuständigen Behörden einreichen. Die vorgestellten Zwischenergebnisse beruhen auf Daten von insgesamt 6.700 Kindern; 4.200 zwischen zwei und sechs Jahren und 2.500 zwischen sechs Monaten bis zwei Jahren. Sie erhielten im Abstand von 28 Tagen 25 Mikrogramm des Impfstoffs gespritzt, ein Viertel der für Erwachsene vorgesehenen Dosis, oder ein Placebo.

Die Immunantwort fiel trotz der geringeren Dosis ebenso stark aus wie bei den Erwachsenen. Unerwünschte Wirkungen seien mild oder moderat gewesen und häufiger nach der zweiten Dosis aufgetreten, etwa Fieber über 38 Grad. Todesfälle oder Entzündungen des Herzmuskels oder -beutels habe es nicht gegeben, auch keine schweren Entzündungsreaktionen.

Zum Zeitpunkt der Studie sei in den USA die Omikron-Variante zirkuliert. Die Wirksamkeit der Impfungen mit Blick auf den Schutz vor Ansteckung habe in der jüngsten Gruppe 43,7 Prozent, in der etwas älteren Gruppe 37,5 Prozent betragen. Schwere Erkrankungen, Krankenhausaufenthalte oder Todesfälle seien in der Studie nicht aufgetreten, so dass der Schutz der Impfung vor diesen Ereignissen nicht ermittelt werden könne. Für Kinder unter fünf Jahren ist in der EU momentan noch kein Corona-Impfstoff zugelassen. (APA/dpa)

Neue Regeln: Maskenrückkehr und testfreies Quarantäne-Ende für Erkrankte

Angesichts der hohen Corona-Zahlen muss ab Donnerstag, 24.3., österreichweit in Innenräumen wieder Maske getragen werden. Außerdem können Corona-Infizierte ohne Freitesten nach fünf Tagen wieder arbeiten und einkaufen gehen – wenn sie 48 Stunden symptomfrei waren und mit Maske. Im Privatleben sollen sie "vulnerable Settings", Gastronomie und Großveranstaltungen meiden und auch Maske tragen. Die neuen Regeln wurden am Mittwoch, 23.3., ausverhandelt.

Die Quarantäneempfehlung von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) geht weiter als erwartet: Sie betrifft nicht nur einzelne Berufsgruppen wie die Gesundheitsberufe, sondern generell alle Arbeitnehmer. Sie können sich nach fünf Tagen auch "freitesten". Bei negativem Ergebnis bzw. CT-Wert über 30 gelten dann die "Verkehrsbeschränkungen" für das Privatleben und auch die Maskenpflicht nicht.

Angesichts der zuletzt extrem hohen Infektionszahlen hat Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) wieder die generelle Indoor-Maskenpflicht verfügt. Seit dem großen Lockerungsschritt am 5. März bestand sie nur noch in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie Geschäften der Grundversorgung. Nur Wien blieb bei der FFP2-Pflicht und 2G für Gastronomie und Nachtgastronomie.

In den anderen Bundesländern gibt es jetzt eine spezielle Regelung für Nachtgastronomie und Veranstaltungen ab 100 Personen ohne fixen Sitzplatz: Deren Betreiber können sich aussuchen, ob sie Maske oder einen 3G-Nachweis verlangen. Weder Maske noch 3G nötig ist für Indoor-Zusammenkünfte von weniger als 100 Personen, im privaten Wohnbereich, am Verabreichungsplatz in der Gastronomie oder bei Proben und künstlerischen Darbietungen in fixer Zusammensetzung. Die neuen Regeln gelten zumindest bis 16. April. (APA)

Möglichkeit für EU-weiten Rückruf falscher Covid-Nachweise

Falsche oder als gefälscht entlarvte Impf-, Test- oder Genesenennachweise können künftig EU-weit für nichtig erklärt werden. "Mit dieser Maßnahme wird ein Zertifikat, das in einem Mitgliedstaat widerrufen wird, auch in anderen Mitgliedstaaten als ungültig angezeigt", teilte die EU-Kommission am Montag, 21.3., mit. Bisher habe es in mehreren EU-Ländern lediglich nationale Widerrufsysteme für die Covid-Zertifikate gegeben.

Die Kommission betonte, dass die Gesamtzahl der falschen oder gefälschten Bescheinigungen sehr gering sei. Nach Angaben der EU-Kommission sind bisher mehr als 1,7 Milliarden EU-Covid-Zertifikate ausgestellt worden. Mit ihnen kann man etwa über einen QR-Code auf seinem Smartphone nachweisen, dass man geimpft, genesen oder frisch getestet ist. (APA/dpa)