4. Okt. 2020Covid-19 Update 24.11.2020

Ö: Impfkampagne soll im Jänner starten; AstraZeneca: Durchbruch bei Vakzin

++ Update 24.11.2020 - Kein Contact Tracing bei Massentests - Ö: Impfkampage soll im Jänner starten - AstraZeneca meldete Durchbruch bei Corona-Vakzin - Russland meldet 95-prozentige Wirksamkeit von Vakzine - EU-Kommission unterzeichnet am Mittwoch Vertrag mit Moderna +

Coronavirus Warnung
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  • Bei flächendeckenden Massentests wird es kein Contact Tracing geben. So hätten das auch die Slowakei und Südtirol gehandhabt, das werde auch in Österreich das "bevorzugte Vorgehen sein", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Natürlich wäre es gut, wenn es auch bei den Massentestungen Contact Tracing gebe, es sei aber eine Frage der Bewältigbarkeit.
    Bei Screenings und bisherigen SARS-CoV-2-Tests werde jedenfalls auch weiterhin auf Kontaktpersonenmanagement gesetzt. Bei positiven Ergebnissen der Massentests werde es auf jeden Fall Nachtestungen geben, sagte der Gesundheitsminister. Ob diese mittels PCR- oder erneutem Antigen-Schnelltests erfolgen sollen, "werden wir im Lauf der nächsten Tage entscheiden", sagte der Gesundheitsminister. Er betonte erneut, dass Schnelltest nur eine Aussage über den jeweiligen Tag liefern.
    Sowohl bei den Massentests als auch bei der COVID-19-Impfung sei Freiwilligkeit das Grundprinzip, bekräftigte Anschober. Allerdings sagte er auch, dass es bereits jetzt in bestimmten Bereichen Vorgaben gebe, etwa in Alten- und Pflegeheimen als Alternative zu Tests die Verpflichtung zum Tragen von FFP2-Masken. "Schon jetzt ist in bestimmten Bereichen festgeschrieben, was die Alternative ist", sagte Anschober.
    Unklar blieb am Dienstag, wie mit bereits genesenen SARS-CoV-2-Infizierten vorgegangen werden wird. Diese Woche soll geklärt werden, ob sich diese auch bei den Massentests testen lassen sollen. In der Regel gehe man zwar davon aus, dass genesene Personen Antikörper haben, allerdings gebe es welche, wo diese relativ bald abgenommen hätten und "damit eine Infektionsoption entstanden ist", sagte der Gesundheitsminister. (APA)
  • Die Impfkampagne gegen die Corona-Pandemie soll im Jänner 2021 starten. Das hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Dienstag in einer Pressekonferenz angekündigt. Demnach sollen die Impfungen in Alters- und Pflegeheimen bei Menschen über 65 und beim Personal beginnen. Höchste Priorität haben demnach auch Hochrisikogruppen mit definierten Vorerkrankungen sowie Pflege- und Gesundheitspersonal in Spitälern, Ordinationen, Rettungsorganisationen und sozialen Diensten.
    200 Millionen stehen für den Ankauf von 16,5 Millionen Dosen mehrerer Hersteller zur Verfügung, so Anschober. Der Gesundheitsminister will eine Durchimpfungsrate von deutlich über 50 Prozent erreichen. Ab dem zweiten Quartal 2021 soll auch die allgemeine Bevölkerung geimpft werden. Grundsätzlich sagte der Ressortchef, dass die Sicherheit an allererster Stelle stehe und nicht der Zeitfaktor.
    Anschober präsentierte wie immer auch die aktuellen Zahlen: "Wir verzeichnen leichte Rückgänge", sagte der Gesundheitsminister. In den vergangenen 24 Stunden gab es demnach 4.377 Neuinfektionen bei 28.070 eingemeldeten PCR-Tests. Das liege "deutlich oder klar" unter den Werten an den vorhergehenden Dienstagen im November. 7.093 Menschen wurden in den vergangenen 24 Stunden als genesen gemeldet. Anschober sah die Entwicklung der Zahlen als Folge des Teillockdowns. Schlechte Nachrichten kamen allerdings aus den Krankenhäusern. In den vergangenen 24 Stunden wurden 118 an oder mit Covid-19 gestorbene Patienten gemeldet. Auf den Intensivstationen lagen erstmals mehr als 700 Corona-Patienten auf Intensivstationen, genau 704 und damit um 19 mehr als am Vortag. Allerdings verlangsame sich der Zuwachs auf den Intensivstationen, man liege jetzt bei sieben Prozent Zuwachsrate, war aber schon einmal bei 30, 33 Prozent. (APA)
  • Auf der Suche nach einem Corona-Impfstoff hat ein drittes Impfstoffprojekt einen Studienerfolg gemeldet. Nach BioNTech/Pfizer und Moderna legte auch das britische Pharmaunternehmen AstraZeneca zusammen mit der Universität Oxford positive Daten zur Wirksamkeit ihres Impfstoffs vor. Der Impfstoff könne eine Wirksamkeit von rund 90 Prozent gegen COVID-19 erreichen, teilte AstraZeneca am Montag mit. Es seien keine ernsten Nebenwirkungen aufgetreten.
    "Die Wirksamkeit und Sicherheit dieses Impfstoffs bestätigen, dass er hochwirksam gegen COVID-19 sein wird", sagte Vorstandschef Pascal Soriot. Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock wertete die Daten als "fantastische Nachrichten". "Wir haben 100 Millionen Dosen bestellt, und wenn alles gut geht, wird der Großteil der Auslieferung im neuen Jahr sein", sagte er dem Sender Sky News. Die britische Regierung hofft auf eine allmähliche Rückkehr zur Normalität nach Ostern. Zahlreiche Regierungen haben sich Millionen Dosen des Impfstoffs von AstraZeneca bereits im Voraus gesichert, auch die Europäische Kommission hat einen Kaufvertrag unterschrieben.
    Die Wirksamkeit von rund 90 Prozent wurde erzielt, wenn der Impfstoff von AstraZeneca als halbe Dosis gefolgt von einer vollen Dosis im Abstand von mindestens einem Monat verabreicht wurde. Ein anderes Dosierungsschema zeigte eine Wirksamkeit von 62 Prozent, wenn zwei volle Dosen im Abstand von mindestens einem Monat verabreicht wurden. Eine kombinierte Analyse beider Dosierungsschemata ergab eine durchschnittliche Wirksamkeit von 70 Prozent. Die Daten basieren auf einer Zwischenanalyse nach 131 Infektionen unter den Studienteilnehmern.
    Während die Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna auf einer völlig neuen Technologie basieren (Boten-RNA), beruht das Vakzin von AstraZeneca auf einer herkömmlichen Herstellungsweise. Dieser Impfstoff ist ein sogenannter Vektorimpfstoff, der auf Adenoviren von Affen basiert. Er soll Erbmaterial des Virus in menschliche Zellen einschleusen, das Immunsystem darauf mit der Bildung von Antikörpern reagieren. Der AstraZeneca-Impfstoff kann den Angaben zufolge bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad aufbewahrt werden. (APA/Reuters/dpa)
  • Der russische Corona-Impfstoff "Sputnik V" ist nach Angaben seines Herstellers zu 95 Prozent wirksam. Dies sei das Ergebnis einer zweiten Zwischenanalyse der Daten aus klinischen Studien, teilten das russische Gesundheitsministerium, das staatliche Forschungszentrum Gamaleja und der russische Staatsfonds RDIF in einer gemeinsamen Erklärung am Dienstag mit. Vor knapp zwei Wochen hatte Russland eine 92-prozentige Wirksamkeit von "Sputnik V" gemeldet.
    Die Analyse basiere auf vorläufigen Daten von Patienten, denen 42 Tage zuvor die erste Dosis des Impfstoffs verabreicht worden sei, hieß es in der Erklärung. Unklar blieb allerdings, wie viele Testfälle berücksichtigt worden waren. Russland hatte "Sputnik V" bereits im August zugelassen, ohne die letzte Testphase mit den zehntausenden Probanden abzuwarten. Mitte Oktober wurde dann der zweite Impfstoff "EpiVacCorona" zugelassen. (APA/AFP)
  • Die EU-Kommission will am Mittwoch einen Vertrag mit dem US-Unternehmen Moderna abschließen, bis zu 160 Millionen Dosen von dessen Impfstoffkandidaten gegen das Coronavirus zu sichern. Dies gab EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch in Brüssel bekannt. Klinische Tests hätten gezeigt, dass der Impfstoff höchst wirksam sein könnte, so von der Leyen.
    Wenn sich dies erweise, würden alle EU-Länder zur gleichen Zeit, im Verhältnis zur Einwohnerzahl und zu denselben Konditionen den Impfstoff erhalten. Dies ist der sechste Vertrag, den die EU-Kommission mit einem pharmazeutischen Unternehmen abschließt, um für die EU Impfstoffe gegen das Coronavirus zu sichern. Man arbeite an einem weiteren, hieß es am Dienstag.
    Die EU-Kommission stelle eines der umfassendsten Impfstoff-Portfolios der Welt zusammen, wodurch die EU-Bürgern Zugang zu den vielversprechendsten Impfungen, die derzeit entwickelt werden, bekommen. Die Impfstoffe wurden selbstverständlich von der EU-Arzneimittelagentur EMA geprüft. Transparenz sei zentral, unterstrich von der Leyen. Österreich würden zwei Prozent der Dosen - also 3,2 Millionen - zustehen. (APA)

++ Update 18.11.2020 - Rekord von über 100 Toten in Österreich - FFP2-Masken für Sonderschulen in Wien - EU-Kommission setzt auf Antikörper-Schnelltests - Paul-Ehrlich-Institut: Wettkampf bei Impfstoffen ist gut - Pfizer: Genug Impfstoff-Daten für Sicherheitsprüfung - Menschenrechtler warnen vor Ausbreitung in Syrien +

  • In Österreich hat es am Mittwoch einen traurigen Rekord gegeben. Erstmals seit Beginn der Coronavirus-Pandemie sind mehr als 100 Menschen binnen 24 an den Folgen einer COVID-19-Infektion gestorben. Insgesamt stieg die Zahl der Todesopfer auf mehr als 2.000. Seit Dienstagvormittag wurden 109 weitere Tote gemeldet. Somit gibt es in Österreich bereits 2.054 Tote. Binnen einer Woche waren 490 hinzugekommen - im Schnitt jeden Tag 70 COVID-19-Tote.
    Am Mittwoch wurden 7.091 Neuinfektionen gemeldet. Bei 33.128 neu eingemeldeten Tests betrug die Positivrate somit 21 Prozent. Im Schnitt kamen in der vergangenen Woche jeden Tag 7.044 Neuinfektionen hinzu. In Summe wurden in der vergangenen Woche knapp 50.000 neue Fälle gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner betrug am Mittwoch 554.
    Die Zahl der Patienten in Spitälern steigt weiter, geht aus den Zahlen von Innen- und Gesundheitsministerium hervor. 682 COVID-19-Erkankte benötigten am Mittwoch intensivmedizinische Versorgung - 24 mehr als am Dienstag. Binnen einer Woche kamen 146 zusätzliche Patienten auf die Intensivstationen, das entspricht einem Zuwachs von 27 Prozent. Insgesamt mussten am Mittwoch bereits 4.592 Menschen im Krankenhaus behandelt werden - 67 mehr als am Vortag und 835 mehr als vergangenen Mittwoch. Als bestätigt aktiv infiziert galten am Mittwoch österreichweit 76.896 Menschen. Seit Beginn der Pandemie wurden 221.688 Menschen positiv auf SARS-CoV-2 getestet - das sind bereits 2,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. 142.738 Einwohner gelten als genesen. (APA)
  • Wien stattet Sonderschulen mit Schutzmasken aus - nachdem die Gewerkschaft kritisiert hat, dass man auf Schutzausrüstung aus dem Bildungsministerium warte. Am Mittwochvormittag wurden die 43 Standorte mit jeweils 100 FFP2-Masken für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beliefert, hieß es in einer Aussendung.
    "In Wien ist ausreichend Schutzausrüstung vorhanden, unsere Pandemielager sind gut gefüllt", betonte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Es sei ihm ein Anliegen gewesen, die Schulen rasch und unbürokratisch mit Masken auszustatten. Lehrervertreter hatten zuvor beklagt, dass in den Sonderschulen Schülerinnen und Schüler mit schwererer Behinderung vielfach nicht in der Lage seien, Masken zu tragen oder Abstandsregeln einzuhalten. Trotzdem gebe es für diese im Gegensatz zu allen anderen Schulformen undifferenziert die Vorgabe, weiter Präsenzunterricht abzuhalten. (APA)
  • Die schnellen Antigen-Tests können nach Ansicht der EU-Kommission einen erheblichen Anteil zur Eindämmung der Pandemie beitragen. Das Testen sei ein entscheidendes Werkzeug, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides in Brüssel. Deshalb stellte die Behörde am Mittwoch unverbindliche Empfehlungen für den Gebrauch der Antigen-Tests vor, über die die EU-Staats- und Regierungschefs am Donnerstag während einer Videokonferenz beraten könnten.
    Antigen-Tests reagieren zwar weniger empfindlich auf das Coronavirus als sogenannte PCR-Tests, liefern aber deutlich schneller ein Ergebnis. Der EU-Kommission zufolge sollten sie in Situationen benutzt werden, in denen das schnelle Erkennen Infizierter bei der Bewältigung eines Ausbruchs helfe oder eine regelmäßige Kontrolle von Hochrisikogruppen nötig sei - etwa von medizinischem Personal oder Pflegekräften in Altersheimen. Um die Ausbreitung zu kontrollieren, Infektionen zu entdecken und Quarantäne-Maßnahmen zu begrenzen, sollten die EU-Staaten zusätzlich zu PCR-Tests die schnellen Antigen-Tests nutzen.
    Demnach könnten die Tests auch zum grenzüberschreitenden Verkehr und zum reibungslosen Funktionieren des Binnenmarkts beitragen. Dazu müssten die EU-Staaten die Tests aber gegenseitig anerkennen. Diese sollten von befugten Testeinrichtungen durchgeführt werden. (APA/dpa)
  • Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, begrüßt den Wettbewerb in der Impfstoffentwicklung. Dies bewirkt, dass alle ihre Höchstleistung bringen. Bei dem großen Bedarf an Impfstoffen weltweit brauche man mehrere Impfstoffentwickler. Es gebe außerdem eine Reihe von Variablen, die es sinnvoll erscheinen lassen, mehrere Impfstoffe zu entwickeln. Dazu gehörten etwa die Lager- und Transportfähigkeit der Stoffe.
    Bisher seien keine Gefahren, etwa ein höheres Risiko für Autoimmunerkrankungen, durch das hohe Entwicklungstempo sichtbar. Alle Daten hinsichtlich der Sicherheit der Impfstoffprodukte in den klinischen Prüfungen "lassen nicht darauf schließen, dass solche Risiken tatsächlich vorhanden sind". Man könne auch sicher ausschließen, dass die RNA-Impfstoffe das Erbgut von Menschen in irgendeiner Form verändern werden. "Dazu gibt es klare Datenlagen." Der US-Pharmakonzern Moderna hatte am Montag mitgeteilt, dass der von ihm entwickelte RNA-Impfstoff eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent habe. Am Montag zuvor hatten das Mainzer Unternehmen Biontech und der Pharmakonzern Pfizer ähnliche Zwischenergebnisse aus der entscheidenden Studienphase für ihren Impfstoff-Kandidaten vorgelegt. (APA/dpa)
  • Das US-Pharmaunternehmen Pfizer hat nach eigenen Angaben genug Daten aus seiner Impfstoff-Studie, um sie für die vorgeschriebene Sicherheitsprüfung einzureichen. Dabei gehe es um die Ergebnisse von zwei Monaten von etwa der Hälfte der rund 44.000 Teilnehmer, sagt Konzernchef Albert Bourla auf einer Konferenz der "New York Times". Pfizer entwickelt den Impfstoff zusammen mit dem deutschen Unternehmen BioNTech. (APA/Reuters)
  • Menschenrechtler warnen vor einer dramatischen Ausbreitung des Coronavirus in Syrien. Nach offiziellen Angaben der Regierung haben sich in dem Bürgerkriegsland 6.700 Menschen infiziert. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte spricht allerdings von 60.000 Fällen - fast zehn Mal so viel. Sie beruft sich auf "verlässliche medizinische Quellen" in Gebieten, die von der Regierung kontrolliert werden. 3.200 Menschen seien in Zusammenhang mit COVID-19 gestorben.
    Nach mehr als neun Jahren Bürgerkrieg ist die Gesundheitsversorgung in Syrien sehr schlecht. Nur etwa die Hälfte aller Krankenhäuser ist der WHO zufolge voll funktionsfähig. In einem Viertel fehlt es an Personal, Ausrüstung oder Medizin. Auf Corona getestet wird sehr wenig - auch deshalb gibt es Befürchtungen, dass die Zahl der Infektionen deutlich höher liegt als es die Angaben der Regierung vermuten lassen.
    Krankenhäuser hätten Corona-Patienten abgewiesen wegen eines Mangels an Betten, Sauerstoffflaschen und Beatmungsgeräten, berichtete die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Einige mieteten die Flaschen und Geräte aus Verzweiflung zu horrenden Preisen, berichtete Amnesty unter Berufung auf Ärzte und Angehörige. "Tausende Menschenleben, darunter die der medizinischen Angestellten, sind weiterhin in Gefahr", hieß es vergangene Woche. in der letzten Rebellenhochburg Idlib im Nordwesten des Landes breitet sich das Virus aus. Dort sind vier Ärzte nach einer Erkrankung mit COVID-19 gestorben, wie die gemeinnützige britische Organisation Syria Campaign am Dienstag bei Twitter mitteilte. "Wenn ein Arzt im Nordwesten Syriens verstirbt, gibt es keinen Weg, ihn zu ersetzen." (APA/dpa)

++ Update 17.11.2020 - Zweiter harter Lockdown in Österreich - Antigen-Schnelltests in spezialisierten Apotheken - WHO verzeichnet weiteren Rekordwert an Neuinfektionen - Auch Moderna meldet Erfolg bei Impfstoff - Vertrag mit Curevac abgeschlossen - Sanofi-Vakzin braucht keine Minusgrade - Studie: Anhaltende Müdigkeit nach COVID-19-Erkrankung ++

  • Österreich geht ab Dienstag zum zweiten Mal in einen harten Voll-Lockdown. Die Schulen beenden den Unterricht vor Ort, der Handel muss bis auf Ausnahmen ebenso schließen wie Friseure und andere Dienstleistungen mit Körpernähe. Die Maßnahmen gelten vorerst bis 7. Dezember, ab diesem Zeitpunkt sollen zumindest Schulen und Handel wieder öffnen. Die Bevölkerung darf nur mehr für spezifische Tätigkeiten das Haus verlassen.
    Ziel der Maßnahmen ist, die Spitäler vor Triage zu bewahren. Dafür werden auch die Ausgangsbeschränkungen, die derzeit nur in der Nacht wirksam sind, ab Dienstag um 0.00 Uhr rund um die Uhr gelten. Ausnahmen sind etwa der Weg zur Arbeit, Spaziergänge oder Sport ohne Körperkontakt.
    5.984 Neuinfektionen mit dem Coronavirus sind in Österreich bis Dienstagvormittag innerhalb der vergangenen 24 Stunden eingemeldet worden. Die Zahl der Intensivpatienten stieg binnen eines Tages um 46 auf nunmehr 658 an, insgesamt mussten am Dienstag bereits 4.525 Covid-19-Erkrankte in Spitälern behandelt werden. Seit Montag starben weitere 58 Menschen an den Folgen der Coronavirus-Erkrankung. Somit gibt es in Österreich seit Beginn der Pandemie bereits 1.945 Tote. Im Schnitt kamen in den vergangenen sieben Tagen in Österreich täglich 7.104 Neuinfektionen hinzu. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner betrug am Dienstag 558,7. Insgesamt gab es in Österreich 76.165 bestätigte aktive Fälle. Seit Beginn der Pandemie wurden bereits 214.597 Menschen positiv auf SARS-CoV-2 getestet. 136.487 gelten als genesen. (APA)
  • Antigen-Schnelltests für symptomfreie Personen dürfen in spezialisierten Apotheken durchgeführt werden. Voraussetzungen dafür sind Schulungsmaßnahmen zur korrekten Durchführung, Hygienemaßnahmen und die Meldung positiver Ergebnisse an die Bezirksverwaltungsbehörde, hieß es am Dienstag in einer Aussendung der Kammer.
    Laut Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, wollen viele Menschen über ihren Infektionsstatus Bescheid wissen. Ein positiver Schnelltest muss gemeldet werden und erfordert zwingend einen nachfolgenden PCR-Test, um auf Nummer sicher zu gehen. Denn bei symptomfreien Personen kann es auch zu falsch-positiven Ergebnissen kommen. (APA)
  • Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat neue Höchststände bei den täglich gemeldeten Corona-Infektionen verzeichnet. Am Samstag wurden weltweit 660.905 Neuinfektionen registriert, wie aus der WHO-Statistik zur Verbreitung des Coronavirus hervorgeht. Am Freitag waren es mehr als 645.000 neue Corona-Fälle. Beide Zahlen liegen über dem bisherigen Höchstwert vom 7. November, als der WHO innerhalb eines Tages gut 614.000 Corona-Infektionen gemeldet worden waren.
    Der WHO-Statistik zufolge wurden weltweit inzwischen mehr als 53,7 Millionen Corona-Fälle nachgewiesen. Mehr als 1,3 Millionen Infizierte starben demnach. Alleine am Samstag wurden nach WHO-Angaben 9924 Sterbefälle registriert. Am Donnerstag waren 9928 Corona-Tote gemeldet worden. Dies war der höchste Wert seit Mitte August und der dritthöchste seit Beginn der Pandemie. (APA/AFP)
  • Moderna ist der zweite große US-Pharmakonzern, der innerhalb einer Woche positive Daten aus der zulassungsrelevanten Studie mit einem Corona-Impfstoff vorlegt (nach BioNTech/Pfizer). Noch in diesem Monat ist der Antrag für eine Notfallgenehmigung in den USA geplant. In den USA könnten damit noch im Dezember zwei Corona-Impfstoffe auf den Markt kommen. Die EU-Kommission verhandelt derzeit nach eigenen Angaben mit Moderna über die Lieferung von bis zu 160 Millionen Impfdosen, ein Vertrag wurde aber noch nicht geschlossen. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA leitete am Montag einen beschleunigten Zulassungsprozess ein.
    Der Impfstoff von Moderna basiert ebenfalls auf der sogenannten Boten-RNA (mRNA), die den menschlichen Zellen die Information zur Bekämpfung von Krankheitserregern vermitteln soll, und kann vor allem mit Haltbarkeitsvorteilen gegenüber der BioNTech-Impfung punkten. Er benötigt keine ultrakalte Lagerung und kann damit einfacher ausgeliefert werden. Moderna erwartet, dass er bei Temperaturen von zwei bis acht Grad Celsius 30 Tage lang stabil ist und bis zu sechs Monate bei minus 20 Grad Celsius gelagert werden kann.
    Die Phase-III-Studie zum RNA-Impfstoff mRNA-1273 von Moderna umfasst insgesamt 30.000 Probanden. Die Hälfte davon hat den Impfstoff erhalten, die andere Hälfte fungiert als Kontrollgruppe und bekommt ein Placebo-Mittel. Insgesamt erkrankten bisher 95 Studienteilnehmer an der Krankheit COVID-19. Davon entfielen nur fünf Fälle auf die tatsächlich geimpften Probanden, 90 Fälle wurden in der Kontrollgruppe diagnostiziert. Daraus errechnet sich eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent. Bei den Probanden traten laut Moderna nur milde bis moderate Nebenwirkungen auf. Ein signifikanter Anteil der Freiwilligen hatte jedoch nach Einnahme der zweiten Dosis stärkere Schmerzen. Daten, zu welchem Grad mRNA-1273 eine Ansteckung verhindert, gibt es bisher nicht. Für den vollen Impfschutz sind zwei Dosen in zeitlichem Abstand notwendig.
    Moderna will nach eigenen Angaben bis Ende des Jahres bereit sein, im Falle einer Zulassung rund 20 Millionen Impf-Dosen in die USA zu liefern. Im kommenden Jahr sollen bis zu eine Milliarde Dosen hergestellt werden. (APA/Reuters/dpa)
  • Die EU-Kommission hat mit der Tübinger Firma Curevac einen Vertrag über den Kauf von bis zu 405 Millionen Dosen Corona-Impfstoff vereinbart. Dies teilte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Montagnachmittag in Brüssel mit. Es handelt sich um den fünften Rahmenvertrag mit Pharmafirmen, die einen aussichtsreichen Impfstoff gegen das Coronavirus in der Entwicklung haben. Ebenfalls am Montag hatte der US-Konzern Moderna vielversprechende Testdaten zu seinem Impfstoff veröffentlicht. Mit diesem Hersteller ist die EU-Kommission aber nach von der Leyens Angaben noch in Verhandlungen und hofft, diese bald abschließen. Curevac ist in der Testphase seines Impfstoffs noch nicht ganz so weit wie Moderna und der Konkurrent BioNTech/Pfizer, der vergangene Woche ebenfalls vielversprechende Testdaten veröffentlicht hatte.
    Von der Leyen betonte, noch sei nicht klar, welcher der Impfstoffe sich als sicher und wirksam herausstellen werde. Deshalb setze die EU-Kommission auf ein breites Portfolio. Nach der Zulassung würden die angekauften Mengen nach Bevölkerungsstärke an die EU-Staaten verteilt. Die zuständige Arzneimittelbehörde EMA werde die Mittel vor der Zulassung einer robusten Überprüfung unterziehen und keine Abstriche bei der Sicherheit machen, betonte von der Leyen. (APA/dpa)
  • Der Corona-Impfstoffkandidat des Pharmakonzerns Sanofi soll nach Angaben des Unternehmens bei normaler Kühlschranktemperatur gelagert werden können. "Unser Impfstoff wird wie die Grippe-Impfung sein, Sie können ihn im Kühlschrank aufbewahren", sagte der Frankreich-Chef des Unternehmens, Olivier Bogillot, dem Sender CNews am Sonntag. Das Medikament soll demnach im Juni fertig zur Auslieferung sein.
    Einige der derzeit entwickelten potenziellen Impfstoffe gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 müssen bei tiefen Minustemperaturen gelagert werden. Dazu gehört auch der vielversprechende Wirkstoff des deutschen Pharmaunternehmens BioNTech und seines US-Partners Pfizer. Er muss bei minus 70 Grad gelagert werden, bei Kühlschranktemperatur bleibt er nach Firmenangaben voraussichtlich nur etwa fünf Tage stabil. Das macht die Logistik kompliziert.
    Der Impfstoffkandidat von Sanofi befindet sich derzeit in der Phase II der klinischen Studien. Die Ergebnisse will das Unternehmen Bogillot zufolge Anfang Dezember veröffentlichen. Sollten die Ergebnisse positiv ausfallen, will Sanofi demnach mit den Studien der letzten Phase III mit Tausenden Probanden sowie mit der Massenproduktion beginnen. Bisher befinden sich elf Impfstoff-Kandidaten in der Phase-III, bei der neben der Verträglichkeit auf die Wirksamkeit getestet wird. (APA/AFP)
  • Anhaltende Müdigkeit ist für viele Menschen nach überstandener COVID-19-Erkrankung ein Problem. In einer Studie mit knapp 130 Teilnehmern klagte mehr als die Hälfte der ehemaligen Patienten noch Wochen später über Müdigkeitssymptome. Das berichten irische Wissenschafter in der Fachzeitschrift "Plos One".
    Ob jemand schwer erkrankt mit COVID-19 im Krankenhaus behandelt werden musste oder nicht, spielt den Forschern zufolge keine wesentliche Rolle für die nachfolgende Müdigkeit. Knapp 56 Prozent der Studienteilnehmer waren mit COVID-19 stationär behandelt worden.
    Gut 52 Prozent der 128 Teilnehmer, die zum Zeitpunkt der Untersuchung alle die akute Krankheitsphase überstanden hatten, zeigten mindestens sechs Wochen nach der Infektion noch Müdigkeitssymptome, bei vielen war dies sogar noch nach zehn Wochen oder mehr der Fall. Gut 42 Prozent gaben nach dieser Zeit an, sich wieder vollständig gesund zu fühlen.
    "Die Studie betont die Belastungen durch Post-COVID-Müdigkeit. Sie zeigt auch, dass Post-COVID-Müdigkeit nicht in Verbindung zur Schwere der Erkrankung steht", sagte Liam Townsend vom Trinity College Dublin, der die Untersuchung mit mehreren Kollegen durchgeführt hat. "Daher ist es nicht leicht, Verläufe vorherzusagen." (APA/dpa)

++ Update 11.11.2020 - Gesundheitsministerium klar gegen Schulschließungen - Test im Container: Wiener Checkboxen starten Donnerstag - OÖ stockt nochmals bei Intensivbetten auf - Grünes Licht für EU-Vertrag mit BioNTech/Pfizer - Russland: "Sputnik V" hat Wirksamkeit von 92 Prozent ++

  • Der Sonderbeauftragte im Gesundheitsministerium und Co-Vorsitzende der Corona-Ampelkommission, Clemens Martin Auer, hat sich im Ö1-"Morgenjournal" am Mittwoch klar gegen Schließungen von Kindergärten und Schulen ausgesprochen. Das sei wirklich die "Ultima Ratio", sagte er. Die Zahl der Neuinfektionen sei nach wie vor "sehr hoch", die Lage "sehr, sehr ernst".
    Das Gesundheitsministerium teile die Position des Unterrichtsministeriums, wonach ein Ende des Präsenzunterrichts für die Primar- und Sekundarstufen so lange verhindert werden soll, "solange es irgendwie geht", sagte Auer. Auch die Wirtschaftskammer sprach sich im Morgenjournal in einem "eindringlichen Appell" gegen eine Schließung aus. Denn eine Schließung wäre gesundheitspolitisch nicht notwendig und wirtschaftlich "fatal", erklärte WKÖ-Vizepräsidentin Martha Schultz. Vor allem auf viele Kleinbetriebe würden damit Probleme zukommen. Denn für diese wäre der Ausfall von Mitarbeitern nur schwer zu verkraften. Davor hatten sich schon die Ärztekammer und die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde gegen eine Schulschließung ausgesprochen.
    Die Entwicklung der Infektionszahlen und jene in den Krankenhäusern sieht Auer nach wie vor als sehr ernst an. Gefragt, ab welchen Zahlen an einem echten Lockdown kein Weg mehr vorbeiführen würde, sagte Auer, das könne er heute Mittwoch noch nicht beurteilen. "Die Zahlen sind nach wie vor sehr hoch, sie stabilisieren sich vielleicht ein bisserl auf sehr, sehr hohem Niveau. Die Lage ist nach wie vor sehr, sehr ernst. Das starke Wachstum hat sich verlangsamt, aber ich beobachte weit und breit keinen Rückgang der Zahlen." Zwar hätten sich die Krankenanstalten mittlerweile "gut eingestellt" und alle Alarmpläne aktiviert. "Aber auch dort, das wissen wir, geraten wir langsam an die Grenzen." Die entscheidende Grenze sei, "ob wir weiterhin rasant wachsen". Wie weit es mit den Zahlen runtergeht, "das können wir sicherlich am Freitag noch gar nicht sagen". "Wir müssen alles tun, um genau das (einen echten Lockdown, Anm.) zu verhindern. Niemand will das, aber wenn sich die Zahlen anders entwickeln, dann ist es so wie es ist."
    Zu einem möglichen Impfstoff äußerte sich Auer optimistisch: "Wir haben bereits viele Verträge mit Herstellern in der EU abgeschlossen." Sobald eine Zulassung vorliegt würden alle EU-Länder "gleichzeitig und gleichmäßig" beliefert werden. "Im Idealfall könnten wir zu Jahresbeginn, Jänner, Februar, bereits 600.000 Menschen impfen." (APA)
  • In Wien gibt es nun für Menschen, die sich nicht sicher sind, ob sie Schnupfen, einen grippalen Infekt oder eine Coronavirus-Infektion haben, eine weitere Möglichkeit, sich rasch und unkompliziert testen zu lassen: Am morgigen Donnerstag eröffnen die ersten sogenannten Checkboxen, ein Standort befindet sich in Favoriten beim Laaerbergbad, ein weiterer am Mildeplatz in Ottakring. Dabei handelt es sich um Container-Ordinationen, in denen auch Ärzte anwesend sind.
    "Das ist eine Maßnahme, die dazu dienen soll, unsere niedergelassenen Ordinationen zu entlasten", erklärte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bei einem Medientermin am Mittwoch die Idee hinter den Checkboxen. Ziel ist, die Gesundheitseinrichtungen soweit als möglich frei von Corona zu halten, einerseits um die Mitarbeiter zu schützen und damit nicht Wartebereiche selbst zu Orten von COVID-19-Ansteckungen werden.
    Das Projekt wurde in Kooperation mit der Ärztekammer entwickelt, die eingesetzten Mediziner stellt der Ärztefunkdienst. In den Ordinationscontainern sollen in der Schnupfen- und Grippezeit symptomatische Personen sofort per Schnelltest auf eine Infektion überprüft werden. Ist das Ergebnis negativ, bekommt man an Ort und Stelle gleich eine Behandlung durch den anwesenden Arzt bzw. die Ärztin. Im Fall eines positiven Resultats, also einer nachgewiesenen Corona-Infektion, wird vom dortigen Mediziner einer Absonderung ausgesprochen und der Patient muss sich in Quarantäne begeben.
    Plan ist, bist Anfang Dezember 30 solcher Ordinationscontainer in der ganzen Stadt verteilt aufzustellen. Will sich jemand dort testen lassen, muss zuvor ein Termin über die Webseite des Ärztefunkdienstes (http://www.141wien.at) ausgemacht werden. Anmeldungen sind ab sofort möglich. Termine gibt es täglich zwischen 7.00 und 19.00 Uhr in Zehn-Minuten-Slots. Auch der Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, Johannes Steinhart, sieht in den Checkboxen eine sehr gute Lösung, um den Patientenfluss zu regeln und gleichzeitig die Sicherheit in Ordinationen und Ambulanzen zu gewährleisten. (APA)
  • Oberösterreich stockt bei den Intensivbetten erneut seine Kapazitäten auf: Nach 50 Betten diese Woche sollen nächste Woche noch einmal 50 weitere dazukommen, kündigte LH Thomas Stelzer (ÖVP) am Mittwoch an. Dann würden insgesamt 200 Intensiv- und Beatmungsplätze nur für COVID-19-Patienten zur Verfügung stehen. "Dann sind die Möglichkeiten aber ausgeschöpft", so der Stelzer. Am Mittwoch befanden sich 113 Coronakranke auf oberösterreichischen Intensivstationen.
    Stelzer betonte, die Corona-Pandemie sei "die größte gesundheitliche Herausforderung in diesem Land seit dem Zweiten Weltkrieg". Da solle niemand nach Schlupflöchern suchen, um weitermachen zu können wie bisher, appellierte er, möglichst zu Hause zu bleiben und Kontakte zu reduzieren. (APA)
  • Die Europäische Union kann bis zu 300 Millionen Dosen des vielversprechenden Corona-Impfstoffs der Firmen BioNTech und Pfizer kaufen. Die EU-Kommission billigte am Mittwoch formal den Rahmenvertrag mit den beiden Firmen, wie EU-Kreise bestätigten. Den EU-Staaten stehen damit Bezugsrechte für den Impfstoff zu, sobald dieser eine Zulassung bekommt. Wann es so weit ist, ist offen. Der EU-Vertrag sieht den Kauf von 200 Millionen Impfstoffdosen von BioNTech/Pfizer vor und die Option auf 100 Millionen weitere. Nach einer EU-Vereinbarung werden künftige Impfstoffe nach Bevölkerungszahl verteilt. Österreich kann demnach aus diesem Rahmenvertrag mit rund zwei Prozent der Menge rechnen.
    Die EU-Kommission hat auch mit drei weiteren Impfstoffherstellern ähnliche Rahmenverträge geschlossen - mit Johnson&Johnson, AstraZeneca und Sanofi-GSK. Auch sie haben aussichtsreiche Impfstoff-Kandidaten am Start. BioNTech und Pfizer hatten am Montag als erste westliche Hersteller vielversprechende Daten aus ihren klinischen Tests vorgelegt. Noch hat aber keiner der Hersteller eine Zulassung für den europäischen Markt. Diese muss bei der Arzneimittelagentur EMA beantragt werden, sobald ausreichende Daten aus klinischen Tests vorliegen.
    "Wenn sich die Ankündigungen von BioNTech und Pfizer bewahrheiten und es tatsächlich noch heuer einen wirksamen Impfstoff gegen COVID-19 gibt, dann wäre das ein Durchbruch und die Voraussetzung für die Rückkehr in die Normalität", betonte Alexander Bernhuber, Gesundheitssprecher der ÖVP im EU-Parlament, in einer Aussendung. "Die angekündigte Wirksamkeit des Impfstoffs von 90 Prozent ist sehr hoch, wichtig ist jetzt zu gewährleisten, dass der Impfstoff auch sicher ist", so Bernhuber. (APA/dpa)
  • Nur zwei Tage nach der Impfstoff-Erfolgsmeldung der Pharmafirmen BioNTech und Pfizer hat Russland Daten für seinen Impfstoff "Sputnik V" vorgelegt. Dieser zeige eine 92-prozentige Wirksamkeit beim Schutz vor COVID-19, teilte der russische Staatsfonds RDIF am Mittwoch unter Berufung auf Zwischenergebnisse einer Studie mit. "Wir haben einen sehr wirksamen Impfstoff", sagte Kirill Dmitriev, Leiter des Staatsfonds, der die Forschung finanziert.
    Russland hatte mit "Sputnik V" bereits im August als weltweit erstes Land einen Corona-Impfstoff zugelassen und damit die Kritik von Experten auf sich gezogen, da dieser erst weniger als zwei Monate an Menschen getestet worden war. BioNTech und Pfizer verkündeten am Montag als weltweit erste Unternehmen positive Ergebnisse aus einer entscheidenden Studie mit einem Corona-Impfstoff. Demnach bot ihre Impfung einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor COVID-19.
    Russland veröffentlichte nun Zwischenergebnisse einer großen Studie, die im September startete, die laut RDIF auf den Daten von 16.000 Teilnehmern basieren, die zwei Dosen des Impfstoffs erhielten. Die Zwischenanalyse erfolgte, nachdem 20 Teilnehmer der Studie COVID-19 entwickelt hatten. Das ist deutlich weniger als die bestätigten 94 COVID-19 Fälle, auf denen die Zwischenergebnisse von BioNTech und Pfizer beruhten. Um die Wirksamkeitsrate zu bestätigen, soll die Studie der beiden Pharmaunternehmen fortgesetzt werden, bis es insgesamt 164 COVID-19-Fälle unter den rund 44.000 Teilnehmern gibt.
    Die Studie mit dem russischen Impfstoff, der vom staatlichen Gamaleja-Institut in Moskau entwickelt wurde, soll insgesamt rund 40.000 Teilnehmer umfassen. Bisher wurden laut RDIF keine ernsten Nebenwirkungen festgestellt. Vor dem Start der Studie hat Russland bereits 10.000 Menschen aus Hochrisikogruppen mit "Sputnik V" geimpft. Präsident Wladimir Putin hatte gesagt, er rechne damit, bis Jahresende mit Massenimpfungen starten zu können. (APA/Reuters)

++ Update 10.11.2020 - Aktuelle Zahlen - Evaluierung der Beschränkungen in den nächsten Tagen - Corona-Patienten im Schnitt 12,6 Tage auf Intensivstationen - Mehr als 50 Mio. Corona-Fälle weltweit - Biontech veröffentlichte positive Impfstoffdaten - Erhöhtes Sterberisiko bei Diabetes-Patienten - FDA genehmigt Eli Lilly-Behandlungsmethode ++

  • Derzeit (Stand: Dienstag, 14 Uhr) gibt es in Österreich 82.511 aktive Fälle von SARS-CoV-2-Infektionen. Die 7-Tages-Inzidenz ist in Oberösterreich mit 702,3 am höchsten, gefolgt von Vorarlberg (697,5), Tirol (602,5) und Salzburg (560,9). 2.755 COVID-19-Patienten befinden sich auf der Normalstation in Krankenhäusern, 473 auf der Intensivstation. Insgesamt sind in Österreich bisher 1.418 Personen an den Folgen einer COVID-19-Infektion verstorben.
  • Die seit 3. November geltenden Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie werden morgen, Mittwoch, für weitere zehn Tage verlängert. Ein entsprechender Beschluss wird am Abend im Hauptausschuss des Nationalrates fallen. Dies ist notwendig, weil laut den gesetzlichen Vorgaben die Ausgangsbeschränkungen jeweils nur für zehn Tage beschlossen werden können. Alle anderen Maßnahmen des Teil-Lockdowns wurden bereits für vier Wochen bis Ende November beschlossen.
    Eine Evaluierung dieser Maßnahmen soll "in den nächsten Tagen" erfolgen, hieß es am Dienstag auf Anfrage der APA im Gesundheitsministerium. Bis dahin will man feststellen, ob die gewünschte Senkung der Infektionszahlen eingetreten ist, oder ob eventuell eine weitere Verschärfung der Maßnahmen nötig ist.
    Mit den Ausgangsbeschränkungen ist das Verlassen des "eigenen privaten Wohnbereiches" grundsätzlich zwischen 20.00 und 6.00 Uhr untersagt. Dabei gibt es allerdings fünf Ausnahmen: Gestattet ist das Rausgehen erstens für die Ausübung beruflicher Zwecke, zweitens für die Deckung notwendiger Grundbedürfnisse des täglichen Lebens und drittens für die Betreuung und Pflege Hilfsbedürftiger. Punkt vier betrifft die Abwehr von Gefahren für Leib, Leben und Eigentum. Der fünfte Grund rauszugehen ist der Zweck der "körperlichen und psychischen Erholung", also der Aufenthalt im Freien. Diese Bestimmungen wird der Hauptausschuss nun für weitere zehn Tage verlängern.
    Bereits bis Ende November beschlossen sind die anderen Maßnahmen wie die Maskenpflicht, die Abstandsregeln, die Schließung der Gaststätten und Hotels für touristische Zwecke, das weitgehende Verbot von Veranstaltungen, die Schließung von Freizeiteinrichtungen, die Besuchsbeschränkungen in Alten- und Pflegeheimen sowie das Distance Learning in den Oberstufen. (APA)
  • Österreichs Gesundheitssystem könnte Mitte November an seine Kapazitätsgrenzen gelangen. Laut der aktuellen Prognose des COVID-Prognose-Konsortiums steigt die Zahl der COVID-19-Patienten auf Intensivstationen kommenden Mittwoch auf 600, am 18. November werden es bereits 757 sein. Im Schnitt müssen an SARS-CoV-2 erkrankte Personen 12,6 Tage intensivmedizinisch behandelt werden. Knapp sieben Prozent aller Infizierten kommen ins Krankenhaus. 1,1 Prozent der Infizierten - also einer von 100 - benötigt Intensivpflege. Die meisten Patienten (70 Prozent) werden eine Woche nach Erkrankungsbeginn auf Intensivstationen aufgenommen. Dort bleiben sie im Schnitt 12,6 Tage. Und 66 Prozent der entlassenen Intensiv-Patienten bleiben noch vier Tage auf einer Normalstation, erläuterte Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH, bei der Vorstellung der aktuellen Prognose im Rahmen einer Pressekonferenz. 5,7 Prozent der Infizierten müssen im Spital auf Normalstationen behandelt werden - 90 Prozent werden eine Woche nach Erkrankungsbeginn hospitalisiert. Die durchschnittliche Belegdauer beträgt 10,4 Tage.
    Am letzten Freitag waren fast 3.000 Personen, exakt 2.925 hospitalisiert, davon 421 auf Intensivstationen. Im Vergleich zur Vorwoche bedeutet das einen Anstieg von 60 Prozent auf den Intensivstationen. (APA)
  • Die Corona-Pandemie greift weiter mit großem Tempo um sich. Inzwischen wurden weltweit nach Angaben der Universität Johns Hopkins mehr als 50 Millionen Ansteckungen mit dem Virus SARS-CoV-2 verzeichnet. In den vergangenen Tagen stieg die Zahl der gemeldeten Fälle im Schnitt jeweils um rund 600.000, für letzten Freitag gab die Universität Johns Hopkins den Spitzenwert von 642.724 Neuinfektionen binnen eines Tages an.
    Zur Eindämmung des Virus werden in verschiedenen Ländern die Maßnahmen immer weiter verschärft. So dürfen im italienischen Südtirol die Menschen ab Montag ihren Wohnort nur aus einem triftigen Grund verlassen. Die Slowakei setzt weiter auf Massentests für Millionen Einwohner. Frankreichs Gesundheitsminister stimmte auf "etwas spezielle" Weihnachten ein.
    Weltweit am stärksten von der Pandemie betroffen sind die USA mit derzeit im Schnitt 100.000 Neuinfektionen pro Tag und insgesamt bereits über 10 Millionen Corona-Fällen. Ein Corona-Expertenrat, der am Montag vom gewählten US-Präsidenten Joe Biden vorgestellt wurde, soll einen "Aktionsplan" für das Land mit rund 330 Millionen Einwohnern entwickeln. (APA/dpa)
  • Erstmals gibt es zu einem für Europa maßgeblichen Corona-Impfstoff Zwischenergebnisse aus der für eine Zulassung entscheidenden Studienphase. Das deutsche Unternehmen Biontech und der Pharmakonzern Pfizer teilten am Montag mit, ihr Impfstoff biete einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor der Krankheit COVID-19. Schwere Nebenwirkungen seien nicht registriert worden. Biontech und Pfizer wollten voraussichtlich ab der kommenden Woche die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen.
    Der Impfstoff BNT162b2 war von Biontech im Projekt "Lightspeed" (Lichtgeschwindigkeit) seit Mitte Jänner entwickelt worden. Die für eine Zulassung entscheidende Phase-III-Studie begann ab Ende Juli in verschiedenen Ländern. Inzwischen haben mehr als 43.500 Menschen mindestens eine der beiden Impfungen bekommen, die im Abstand von drei Wochen verabreicht werden. Ein Impfschutz wird nach Angaben der Hersteller eine Woche nach der zweiten Injektion erreicht.
    In der Studie wurden demnach bis Sonntag insgesamt 94 Fälle der Krankheit bestätigt. Die Ergebnisse werden den Angaben zufolge erst dann abschließend ausgewertet, wenn insgesamt 164 Fälle erreicht sind. Zudem werde geprüft, in welchem Maß die Impfung nicht nur vor COVID-19 schützt, sondern auch vor schweren Verläufen der Krankheit. Insgesamt sollen sowohl die Schutzwirkung als auch etwaige Nebenwirkungen über einen Zeitraum von zwei Jahren beobachtet werden.
    Für den Corona-Impfstoff gilt wegen der besonderen Dringlichkeit ein beschleunigter Zulassungsprozess. Bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA können Arzneimittelhersteller schon vor dem kompletten Zulassungsantrag einzelne Teile zu Qualität, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit eines Präparats einreichen. Ein solches Rolling-Review-Verfahren hat neben Biontech auch das britisch-schwedische Unternehmen AstraZeneca bereits vor einiger Zeit für seinen Impfstoff-Kandidaten gestartet. AstraZeneca hat bisher noch keine Phase-III-Daten veröffentlicht. Zum Zeitplan dafür lasse sich noch nichts sagen, teilte eine Sprecherin am Montag mit.
    Das Biontech-Präparat ist ein sogenannter RNA-Impfstoff. Es enthält genetische Informationen des Erregers, aus denen der Körper ein Viruseiweiß herstellt, in diesem Fall das Oberflächenprotein, mit dessen Hilfe das Virus in Zellen eindringt. Ziel der Impfung ist es, den Körper zur Bildung von Antikörpern gegen dieses Protein anzuregen, um die Viren abzufangen, bevor sie in die Zellen eindringen und sich vermehren.
    Biontech und Pfizer rechnen damit, noch in diesem Jahr weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoff-Dosen bereitstellen zu können, im kommenden Jahr kalkulieren sie mit bis zu 1,3 Milliarden Dosen. (APA/dpa)
  • Diabetes-Patienten, die wegen einer COVID-19-Erkrankung im Spital behandelt werden müssen, haben ein erhöhtes Sterberisiko. Das hat eine Studie (https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.11.02.20224311v1) der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) ergeben, deren erste Ergebnisse am Dienstag vorgestellt wurden.
    Seit April hat die ÖDG den Gesundheitszustand von Patienten erhoben, die wegen einer COVID-19-Infektion im Krankenhaus versorgt werden mussten. Eine erste Auswertung von 238 Fällen hat nun gezeigt, dass ein Viertel der Betroffenen im Spital verstorben ist. Anlässlich des internationalen Weltdiabetestages am 14. November präsentierten Experten erste Ergebnisse eines Projekts, an dem zehn große Krankenhäuser und Universitätskliniken in sechs Bundesländern beteiligt sind. "Aus dem Alter, dem Vorhandensein von arterieller Verschlusskrankheit, dem Entzündungsparameter CRP, den Leberparameter AST und der Nierenfunktion (eGFR) lässt sich ein Score errechnen, der sehr gut das Risiko für die Sterblichkeit im Krankenhaus angibt", erläuterte Harald Sourij, stv. Abteilungsleiter der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie an der Medizinischen Universität Graz. Dieser Score könnte in Zukunft bei der Versorgungsplanung in Spitälern sehr nützlich sein.
    Im Rahmen der Studie wurden bzw. werden anonymisierte Daten von Diabetes-Patienten erhoben, die wegen COVID-19 einer stationären Versorgung bedurften. Unter anderem wurden der Body Mass Index (BMI), detaillierte Informationen zur Therapie, der Langzeitzuckerwert (HbA1c), allfällige Begleiterkrankungen sowie zusätzliche Parameter berücksichtigt.
    Um einen möglichen Zusammenhang mit Corona evidenzbasiert zu eruieren, habe die Fachgesellschaft ein eigenes COVID-19-Register auf die Beine gestellt, so die stv. Direktorin der Universitätsklinik für Innere Medizin Innsbruck und ÖDG-Präsidentin Susanne Kaser. Sie warnte allerdings vor dem Schluss, Menschen mit Diabetes generell als Corona-Risikogruppe anzusehen. Man habe ausschließlich jene Personen in das Register aufgenommen, die aufgrund einer COVID-19-Infektion ein Krankenhaus aufgesucht hatten, und von denen nur jene, die Diabetes oder Prädiabetes hatten. "Aus unserer Untersuchung zu schließen, dass jeder vierte COVID-19-Infizierte mit Diabetes daran stirbt, wäre ein völlig falscher Schluss. Wir können keine Aussage darüber treffen, wie viele Menschen mit Diabetes an COVID-19 erkranken", sagte Kaser. Kein signifikanter Unterschied sei zwischen Prädiabetes und Diabetes zu beobachten, darum müsse auch bereits der Prädiabetes als Risikofaktor ernster genommen werden.
    Aus internationalen Untersuchungen ließe sich ableiten, dass nicht das Risiko einer Erkrankung generell erhöht sei, aber das Risiko für einen schweren Verlauf steige, hieß es. Das Risiko an COVID-19 zu versterben wachse demnach mit Folgeerkrankungen und weiteren Parametern. Eine Diabetes-Diagnose allein definiert nicht den weiteren Verlauf einer Corona-Erkrankung bzw. das damit einhergehende Risiko. Die Verstorbenen hatten signifikant häufiger vier oder noch mehr Begleiterkrankungen. Gerade Diabetiker über 70, die an einer arteriellen Verschlusskrankheit leiden und eine eingeschränkte Nierenfunktion haben, wären besonders gefährdet, hieß es.
    Allerdings ist laut Sourij die Prävalenz von Prädiabetes bei kritischen Verläufen hoch. Bei der Sterblichkeit gebe es keinen wesentlichen Unterschied zwischen jenen mit Prädiabetes und jenen mit einem Typ 2. Das untermauere die Notwendigkeit der Früherkennung und zu einer aktiven Intervention bei Prädiabetes. "Eine einfache Intervention in unserem Gesundheitssystem wäre die Aufnahme des HbA1c-Wertes in die Vorsorgeuntersuchung", so die Spezialisten. Außerdem forderten sie ein österreichweites Diabetes-Register, um entsprechende Versorgungsplanung möglich zu machen. (APA)
  • Die Antikörperbehandlungsmethode des Pharmakonzerns Eli Lilly ist von der US-Gesundheitsbehörde FDA für die Notfallanwendung zugelassen. Die Genehmigung basiere laut FDA auf klinischen Studien, die zeigten, dass eine Behandlung mit dem Mittel "Bamlanivimab" die Notwendigkeit von Krankenhausaufenthalten bei COVID-19-Patienten verringere. Es könne zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Erkrankungen bei Erwachsenen und Kindern über zwölf Jahren angewendet werden, so FDA. (APA/Reuters)

++ Update 3.11.2020 - Zweiter Lockdown in Österreich ab 3.11. - Ärztekammer befürwortet Maßnahmen - WHO warnte vor Langzeitfolgen - Sieben Krankheitsformen bei mildem Verlauf - Bald Ergebnisse zur Wirksamkeit von Biontech-Impfstoff - Virologe Drosten: So verhalten, als wären alle infiziert ++

  • Ab Dienstag, dem 3. November (0.00 Uhr) gelten weitreichende Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Der von der Regierung angekündigte "zweite Lockdown" dauert mindestens bis 30. November. Vorgesehen sind etwa Ausgangsbeschränkungen zwischen 20.00 und 6.00 Uhr. In dieser Zeit darf man nur zu bestimmten Zwecken den Wohnbereich verlassen. Der gesamte Handel und Dienstleister wie Friseure bleiben aber offen.
    Dennoch bringt der auch der zweite Lockdown massive Einschnitte in die Freiheit der Bevölkerung. Neben den nächtlichen Ausgangsbeschränkungen dürfen sich nur mehr zwei Haushalte treffen, Garagen- und Gartenpartys sind auch verboten.
    Düster schaut es auch für Gastronomie, Freizeit- und Tourismuswirtschaft aus: Veranstaltungen werden mit Ausnahme des Profisports verboten. Auch Theater, Museen und Freizeiteinrichtungen wie Schwimmbäder oder Fitnessstudios müssen schließen. Lokale dürfen nur noch Abhol- und Lieferdienste anbieten, Hotels dürfen keine Touristen, sondern nur noch Geschäftsreisende aufnehmen. Die Regierung versprach ein Hilfspaket, so sollen bis zu 80 Prozent der Umsatzausfälle abgedeckt werden.
    Kindergärten, Volksschulen und Unterstufenklassen bleiben nun anders als im März geöffnet, die Oberstufe wechselt ebenso wie die Unis ins Distance Learning. Besuche in Krankenhäusern und in Alters-und Pflegeheimen werden limitiert. (APA)
  • Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) befürwortet die für den zweiten Lockdown angekündigten Regelungen. "Die heute von der Regierung vorgeschlagene Palette an Maßnahmen ist leider notwendig geworden", betonte ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres am Samstag in einer Aussendung. "Die Warnungen vor allem der Intensivmediziner sind absolut ernst zu nehmen – es droht uns aufgrund der Zahl der Infizierten, die in den vergangenen Tagen exponentiell gestiegen ist, in den nächsten 14 Tagen ein deutlicher Anstieg bei schwer erkrankten und intensivpflichtigen Patienten." Die Infektionskette müsse also dringend unterbrochen werden, erläuterte Szekeres.
    "Wir müssen alle gemeinsam verhindern, dass schwer Erkrankte ohne entsprechende Behandlung bleiben müssen. Alle Appelle an die Bevölkerung sind leider ohne Erfolg geblieben, daher bedarf es nun der heute präsentierten Maßnahmen." Es sei klar, dass diese Maßnahmen für niemanden angenehm seien, so Szekeres: "Aber wir müssen nun alle gemeinsam die Zeit bis zur Zulassung von wirksamen Therapien oder sicheren Schutzimpfungen überbrücken." (APA)
  • Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat vor Spätfolgen von Coronavirus-Infektionen gewarnt. "Für eine bedeutende Zahl von Menschen hat dieses Virus eine Reihe ernsthafter Langzeitfolgen", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitagabend in Genf. Berichte über anhaltende Komplikationen nach COVID-19 gebe es von Krankenhauspatienten ebenso wie von daheim behandelten, jungen sowie alten Menschen.
    Zahlen dazu, wie viele Patienten betroffen sind, gibt es laut WHO noch nicht. "Besonders besorgniserregend ist die große Bandbreite an Symptomen, die sich im Laufe der Zeit verändern, oft überschneiden und jedes System im Körper betreffen können", sagte Tedros. Betroffene berichteten etwa von monatelang andauernden Symptomen wie starker Erschöpfung, Atemproblemen, Herzrasen oder Gedächtnisschwierigkeiten, die eine Rückkehr in den Beruf oder Alltag teils unmöglich machten.
    "Das unterstreicht, wie moralisch unzumutbar und undurchführbar die Strategie der sogenannten natürlichen Herdenimmunität ist", sagte Tedros. Der Ansatz, eine Durchseuchung der Bevölkerung bei unkontrollierter Übertragung zu erlangen, würde laut ihm nicht nur Millionen mehr Tote, sondern auch viele Langzeiterkrankte bedeuten. "Bis wir einen Impfstoff haben, müssen Regierungen und Menschen alles tun, um die Übertragung zu unterdrücken."
    Diese Notwendigkeit betonte auch das Notfall-Komitee zu COVID-19, eine beratende Expertengruppe der WHO. Das Gremium veröffentlichte am Freitag nach einer Tagung zwölf Empfehlungen an Staaten. Dazu gehört etwa, die Kontaktnachverfolgung sicherzustellen, Pläne für die Verteilung von Coronavirus-Impfungen vorzubereiten und der Politisierung von Pandemie-Maßnahmen entgegenzuwirken. (APA/dpa)
  • Eine COVID-19-Erkrankung mit mildem Verlauf kann mit unterschiedlichen Ausprägungen und Symptomen ablaufen. Forscher der MedUni Wien haben nun sieben verschiedene Krankheitsformen dokumentiert. Außerdem stellten sie fest, dass die Erkrankung noch nach zehn Wochen deutliche Veränderungen im Immunsystem hinterlässt. Die Ergebnisse könnten bei der Behandlung von Patienten und der Impfstoff-Entwicklung eine wichtige Rolle spielen, hieß es am Montag in einer MedUni-Aussendung.
    Die Unterscheidung in sieben Symptomgruppen wurde von Wissenschaftern unter der Leitung des Immunologen Winfried F. Pickl und des Allergologen Rudolf Valenta getroffen. Sie dokumentierten erstens "grippale Symptome" (mit Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit und Husten), zweitens "Schnupfensymptome" (mit Schnupfen, Niesen, trockenem Hals und Verstopfung der Nase), drittens "Gelenks- und Muskelschmerzen", viertens "Augen- und Schleimhautentzündungen, fünftens "Lungenprobleme" (mit Lungenentzündung und Kurzatmigkeit), zudem sechstens die Gruppe mit "Magen-Darm-Problemen" (u.a. mit Durchfall, Übelkeit und Kopfweh) und als siebente milde Verlaufsform Patienten mit dem "Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns und anderen Symptomen".
    "Bei letzterer Gruppe konnten wir zudem feststellen, dass vom Geruchs- und Geschmacksverlust vermehrt Personen mit einem 'jungen Immunsystem', gemessen anhand der Anzahl der kürzlich aus dem Thymus ausgewanderten Immunzellen (T-Lymphozyten), betroffen sind. Das heißt, wir konnten ganz klar systemische (z.B. Gruppe 1 und 3) von organspezifischen Verlaufsformen (z.B. Gruppe 6 und 7) der primären Covid-19 Erkrankung abgrenzen", erläuterte Pickl.
    Außerdem dokumentierten die Wissenschafter in der im Top-Journal "Allergy" veröffentlichten Studie (https://doi.org/10.1111/all.14647) mit 109 von COVID-19 Genesenen und 98 gesunden Personen, dass COVID-19 lange nachweisbare Veränderungen im Blut hinterlässt. So ist die Anzahl der Granulozyten, die im Immunsystem für das Bekämpfen von bakteriellen Krankheitserregern zuständig sind, in der COVID-19-Gruppe signifikant niedriger als üblich. "Das zeigt, dass sich das Immunsystem auch viele Wochen nach der ersten Infektion immer noch mit der Krankheit intensiv auseinandersetzt. Gleichzeitig sind die regulatorischen Zellen stark vermindert – das ist ein gefährlicher Mix, der auch zu einer Autoimmunität führen könnte", betonte Pickl.
    Bei den von COVID-19 Genesenen wurden vermehrt Antikörper-produzierende Immunzellen im Blut nachgewiesen. Je stärker – auch bei mildem Verlauf – das Fieber der Betroffenen war, desto höher waren dabei die Antikörperspiegel gegen das Virus. Die Studie zeige vor allem, dass das menschliche Immunsystem bei der Abwehr einer Erkrankung mit gemeinsamer Hilfe der Immunzellen und Antikörper "dopple" – wie in der Verteidigung einer modernen Fußballmannschaft – und dass sich die Zellen auch bestimmte "Spielzüge" des Virus merken und darauf reagieren können. Nun gehe es darum, diese Erkenntnisse umzusetzen und für die Entwicklung von Impfstoffen auszunutzen, betonten die Wissenschafter. (APA)
  • Das deutsche Pharmaunternehmen Biontech rechnet nach eigenen Angaben mit ersten aussagekräftigen Ergebnissen bei den laufenden Wirksamkeitstests seines Corona-Impfstoffkandidaten in den nächsten Tagen. "Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir den ersten sogenannten Readout haben, wo wir sehen, ob der Impfstoff in der Lage ist zu schützen", sagte Biontech-Chef Ugur Sahin in einem Interview mit Mainzer Zeitungen letzten Donnerstag.
    "Bis Mitte November werden wir nicht nur Aktivitäts-, sondern auch Verträglichkeitsdaten haben", sagte er. Sollten diese Daten positiv ausfallen, würden die Unterlagen bis Mitte November bei der US-Zulassungsbehörde FDA eingereicht. Zudem stehe Biontech bereits mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) in einem sogenannten rollierenden Verfahren. "Das bedeutet, wir reichen immer, wenn wir neue Daten haben, bei der Behörde die Daten ein, sodass sie in Echtzeit überprüft werden können."
    Diese Behörden könnten dann basierend auf diesen Ergebnissen über eine Notfallzulassung entscheiden. "Wenn die Genehmigung stattfindet, ist die nächste Frage: Können wir prinzipiell Impfstoff liefern?", erläuterte Sahin die weiteren Schritte. "Wir haben schon angefangen, Impfstoff zu produzieren. Der lagert bei uns, ist in den Qualitätskontrollen und noch nicht freigegeben." Diese Freigabe würde nur dann erfolgen, wenn eine Genehmigung vorliege. "Diese Schritte können prinzipiell noch dieses Jahr erfolgen."
    Zur möglichen Wirksamkeitsdauer eines Impfschutzes sagte Sahin, der mögliche Impfstoff ahme die natürliche Infektion nach. "Wir gehen davon aus, dass eine Immunität bestehen wird, die aus meiner Sicht mindestens ein Jahr anhalten wird. Dann wäre eine jährliche Nachimmunisierung erforderlich. Ich gehe davon aus, dass wir wahrscheinlich sogar länger warten können." (APA/dpa)
  • Der Chefvirologe der Berliner Charité, Christian Drosten, rät in der Corona-Pandemie zu konsequent vorsichtigem Verhalten. "Am besten wäre es, wir täten alle so, als wären wir infiziert und wollten andere vor Ansteckung schützen", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montagsausgabe). Dies lasse sich auch umkehren: "Wir tun so, als wäre der andere infiziert und wir wollten uns selbst schützen. Daraus ergibt sich unser Verhalten." Mit einer schnellen Normalisierung der Lage ist laut Drosten vorerst nicht zu rechnen. "Sicher ist: Ostern ist die Pandemie nicht beendet", sagte er. "Aber spätestens im Sommer wird sich unser Leben deutlich zum Positiven verändern können - wenn wir jetzt die akut steigenden Ansteckungszahlen in den Griff bekommen."
    Am Montag traten wegen der zuletzt rasant gestiegenen Zahl von Corona-Neuinfektionen deutschlandweit strengere Beschränkungen in Kraft. Viele Betriebe und Einrichtungen vom Fitnessstudio bis zur Oper müssen schließen, gleichzeitig gelten schärfere Kontaktbeschränkungen.Schulen bleiben ebenso wie Kindertagesstätten in Deutschland geöffnet, was Drosten für richtig hält. "In den Schulen gelten jetzt strengere Vorsichtsmaßnahmen und Maskenpflicht, wir haben die Hoffnung, dass das hilft, Ansteckungen zu verhindern."
    Eine gewisse Verbesserung der Lage verspricht sich Drosten von einem breiteren Einsatz von Corona-Schnelltests. "Wenn sie in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, können wir gefährdete Gruppen sehr regelmäßig und niederschwellig testen", sagte der Virologe. "Außerdem lässt sich nicht nur feststellen, ob jemand infiziert ist, sondern auch, ob er infektiös ist. Das kann den Umgang mit Quarantäne oder Kontaktverboten erleichtern." Beispielsweise sei dann ein vorzeitiges Ende einer Isolierung denkbar. Einen breiteren Einsatz der Tests erwarte er bereits in wenigen Wochen, sagte Drosten. Das könne auch Weihnachtsfeiern mit der Familie erleichtern. (APA/AFP)

++ Update 27.10.2020 - WHO warnt vor Überlastung von Intensivstationen und vor Kapitulation im Kampf gegen die Pandemie - ÖÄK übt Kritik an Anschober und Antigentests - Studie: Zweifel an dauerhafter Immunität - AstraZenecas Impfstoff in Studie ermutigend - Oft schwere Krankheitsverläufe bei Schlaganfallpatienten ++

  • Die Zahl der an COVID-19 Verstorbenen hat in Österreich die 1000er-Markte überschritten, es sind bis heute 1.006 Menschen an der Erkrankung verstorben. 1.197 Patienten befinden sich auf der Normalstation in Krankenhäusern, weitere 203 auf der Intensivstation. Die Inzidenz/100.000 Einwohner lag in den letzten 7 Tagen österreichweit bei 214,1; auf den vordersten Plätzen liegen dabei die Bundesländer Tirol (300,5), Vorarlberg (299,3) und Salzburg (292,0). Insgesamt gibt es derzeit 33.896 aktive Fälle im ganzen Land.
  • Angesichts rapide steigender Zahlen von Corona-Infektionen hat der Chef der WHO vor einer Überlastung von Intensivstationen vor allem in Europa und Nordamerika gewarnt. "Viele Länder auf der Nordhalbkugel sehen derzeit einen besorgniserregenden Anstieg von Fällen und Einweisungen ins Krankenhaus", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus bei einem Briefing in Genf am Montag. An einigen Orten füllten sich die Intensivstationen schnell. Seit Beginn der Pandemie sind weltweit mehr als 40 Millionen Infektionen nachgewiesen worden. Mehr als eine Million Menschen sind im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung gestorben.
    Tedros äußerte Verständnis dafür, dass viele Menschen eine gewisse "Pandemie-Müdigkeit" fühlten. Die psychische und physische Belastung durch das Arbeiten von zu Hause aus sowie die Distanz zu Freunden und Familie sei hoch. Dennoch dürften die Menschen jetzt nicht aufgeben. Vor allem aber müssten die Gesundheitssysteme geschützt werden und die Menschen, die für sie arbeiteten. Der WHO-Chef rief die Menschen dazu auf, alle Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, um Ansteckungen zu vermeiden. Nur so könnten auch weitere Lockdowns vermieden werden.
    Trumps Stabschef Mark Meadows hatte am Sonntag mit einer Aussage zur Gesundheitskrise für Aufsehen gesorgt. "Wir können die Pandemie nicht kontrollieren", sagte Meadows dem Sender CNN. Entscheidend sei vielmehr, dass Impfstoffe und Medikamente gegen das Virus zum Einsatz kämen. In den USA starben bisher mehr als 225.000 Menschen an den Folgen einer Corona-Erkrankung – es ist das am stärksten betroffene Land der Welt.
    Der WHO macht derzeit auch die Situation in Europa Sorge: "Es steht außer Frage, dass die europäische Region im Moment ein Epizentrum für die Krankheit ist", sagte der WHO-Direktor für medizinische Notfälle, Michael Ryan. Allein in der vergangenen Woche entfielen 46 Prozent der weltweiten Corona-Neuinfektionen und fast ein Drittel der Todesfälle auf den europäischen Kontinent. (APA/AFP/dpa)
  • Die Österreichische Ärztekammer (ÖAK) hat am Dienstag erneute Kritik an den seit Donnerstag möglichen Antigen-Schnelltests bei niedergelassenen Ärzten geäußert. Laut Johannes Steinhart, ÖAK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, gebe es offene Fragen bei Abrechnung, Testbezug sowie Finanzierung der Container und Infektionsordinationen. Auch welche Antigen-Schnelltests geeignet wären, stehe nicht fest.
    Laut Verordnung müssen die Tests CE-zertifiziert sein, die ÖAK ist jedoch für eine Validierung durch die AGES, die dann eine Liste empfohlener Tests herausgeben solle. "Idealerweise sollten die validen Tests zentral beschafft und dann an die Ärztinnen und Ärzte ausgeteilt werden. All diese offenen Fragen bedeuten, dass weiter wertvolle Zeit vergeudet wurde und sich der Gesundheitsminister offenbar mit der Ankündigung der Tests auch schon begnügt", kritisierte Steinhart. Man könne Ärztinnen und Ärzten erst dann raten, an der Aktion teilzunehmen, wenn alle Fragen geklärt seien. Man sehe Testungen im niedergelassenen Bereich auf freiwilliger Basis jedoch immer noch als ein positives Mittel - zu konstruktiven Gesprächen sei man bereit.
    Die Kritik solle nicht als Einzelmeinung verstanden werden, "dahinter stehen die Probleme tausender Ärztinnen und Ärzte". Es gehe auch nicht darum, dass die Ärztekammer eine Bevorzugung einfordert, auch wenn der Minister das zu glauben scheine, teilte Steinhart mit: "Das Recht, hier auch Kritik ohne falsche Rücksichtnahme und Hintergedanken zu äußern, nehmen wir uns mit Hinsicht auf unsere Expertise heraus. Es wäre ein Zeichen von Größe, jetzt auf jene Experten zu hören, die damit seit Jahrzehnten beruflich zu tun haben." (APA)
  • Eine Studie aus Großbritannien nährt Zweifel an einer möglichen dauerhaften Immunität nach einer COVID-19-Infektion. Antikörper gegen das neuartige Coronavirus hätten in der britischen Bevölkerung im Sommer rasch abgenommen, geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Imperial College London hervor. Das deute darauf hin, dass der Schutz nach einer Infektion möglicherweise nicht von langer Dauer sei.
    Die Wissenschafter untersuchten das Niveau der Antikörper in der britischen Bevölkerung nach der ersten Infektionswelle im Frühjahr. Demnach sank die Verbreitung von Antikörpern bei sechs Prozent der Bevölkerung Ende Juni auf nur noch 4,4 Prozent im September. Bei Mitarbeitern im Gesundheitswesen habe es weniger Veränderungen der Antikörperniveaus gegeben, was womöglich auf ihre wiederholte Exposition mit dem Virus zurückzuführen sei.
    In der Fachwelt haben seltene Fälle einer zweiten Corona-Infektion bereits Fragen über die Immunität gegen das Virus ausgelöst. Auch eine Studie der chinesischen Universität Chongqing hatte bereits gezeigt, dass die Menge an Antikörpern im Blut genesener COVID-19-Patienten innerhalb von zwei bis drei Monaten erheblich sinken kann. Die Erfahrungen mit anderen Coronaviren legten nahe, dass die Immunität möglicherweise nicht lange anhalte, erklärten die Wissenschafter des Imperial College.
    Die Wissenschafter betonten, dass die schnelle Abnahme von Antikörpern nicht zwangsläufig Auswirkungen auf die Wirksamkeit von Corona-Impfstoffkandidaten habe, die sich derzeit in klinischen Studien befinden. "Ein guter Impfstoff ist möglicherweise besser als eine natürliche Immunität." (APA/Reuters)
  • Der potenzielle Corona-Impfstoff des britischen Pharmakonzerns AstraZeneca hat laut einem Zeitungsbericht erfolgsversprechende Ergebnisse in der klinischen Entwicklung erzielt. Bei älteren Menschen, der Gruppe mit dem höchsten Risiko schwerer Krankheitsverläufe, sei eine "robuste Immun-Reaktion" entstanden, berichtete die "Financial Times" am Montag unter Berufung auf zwei mit der Sache vertraute Personen. Der Impfstoff, den AstraZeneca zusammen mit der Universität Oxford entwickelt, habe bei Älteren schützende Antikörper und T-Zellen ausgelöst. Diese Ergebnisse spiegelten im Juli veröffentlichte Daten wieder, die bereits zeigten, dass der Impfstoff bei gesunden Erwachsenen zwischen 18 und 55 Jahren eine "robuste Immunantwort" hervorrief.
    Es sei ermutigend, dass die Immunantworten bei jüngeren und älteren Erwachsenen ähnlich ausfielen, sagte ein AstraZeneca-Sprecher dazu. Die Ergebnisse untermauerten die Sicherheit und Immun-Wirkung des Impfstoffs. Der "Financial Times" zufolge sollen die Ergebnisse in Kürze in einem wissenschaftlichen Fachmagazin veröffentlicht werden. Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock erklärte, der Impfstoff sei noch nicht fertig, er bereite aber die Logistik für eine mögliche Einführung vor. Mit dieser rechne er in der ersten Hälfte des kommenden Jahres.
    AstraZeneca gehört neben der deutschen Biotechfirma BioNTech mit ihrem US-Partner Pfizer und dem US-Konzern Moderna zum Kreis der führenden Unternehmen im Rennen um einen Corona-Impfstoff. Bisher ist international noch keine Impfung auf dem Markt. Russland hatte im August als weltweit erstes Land einen Impfstoff zugelassen, der aber weniger als zwei Monate an Menschen getestet wurde. Vor wenigen Tagen konnte AstraZeneca die US-Studie mit seinem Impfstoff wieder fortsetzen, nachdem diese mehrere Wochen wegen der Erkrankung eines Probanden auf Eis lag. In anderen Ländern durften die Studien schon vorher wieder aufgenommen werden. (APA/Reuters)
  • Anlässlich des Welt-Schlaganfalltages am 29. Oktober hat der Innsbrucker Epidemiologe und Schlaganfall-Experte Stefan Kiechl den Zusammenhang von Schlaganfällen mit dem Coronavirus aufgezeigt. Der Virus würde laut aktuellen Studien Schlaganfälle begünstigen. Umgekehrt seien schwere Infektionsverläufe bei Schlaganfallpatienten doppelt so häufig wie bei gefäßgesunden Menschen, teilte die Medizinische Universität Innsbruck am Dienstag mit.
    Es ist bekannt, dass eine Infektion mit dem Coronavirus neben Fieber, Husten und Atembeschwerden auch neurologische Symptome verursachen kann. "Inzwischen wissen wir, dass das neue SARS-Virus eine höhere Potenz hat, Schlaganfälle auszulösen, als das Grippevirus, wenngleich die absoluten Zahlen gering sind", verwies Kiechl auf aktuelle Erkenntnisse. Daten aus New York würden belegen, dass 1,6 Prozent aller COVID-19 Patienten, die aufgrund schwererer Verläufe ins Krankenhaus mussten, einen Schlaganfall erleiden. Wie sich die Schlaganfallsituation in den vergangenen Monaten landesweit im Detail entwickelte, werde, so Kiechl, in einer bereits beantragten Studie untersucht. Hinweise, dass Menschen mit Schlaganfallsymptomen seit Ausbruch der Pandemie weniger oft zum Arzt gehen, gäbe es in Österreich nicht. "Das Bewusstsein für Schlaganfallsymptome ist bei den ÖsterreicherInnen fest verankert", stellt Kiechl fest. Kiechl, der die Innsbrucker Universitätsklinik für Neurologie leitet, konnte erst kürzlich den hohen Stellenwert einer intensivierten Schlaganfall-Nachsorge für die Genesung der Patienten belegen.
    Menschen mit ausgewiesenem Risiko-Profil empfiehlt Kiechl, verschriebene Medikamente weiter zu nehmen, sich gegen Grippe impfen zu lassen, auf Bewegung und gesunde Ernährung zu achten, Vorsorge wahrzunehmen und bei Schlaganfallsymptomen sofort die Rettung zu rufen. "Keine Angst vor dem Arztbesuch und dem Krankenhaus – es hat sich herausgestellt, dass das Infektionsrisiko in Krankenhäusern sehr gering ist", beruhigte der Mediziner. (APA)

++ Update 21.10.2020 - Ö: Neuer Rekordwert von fast 2.000 Neuinfektionen - WHO erwartet Impfstart Mitte 2021 - Gesellschaft für Virologie warnt vor Konzept der Herdenimmunität - Schneller "LAMP"-Nachweis vor breiter Anwendung ++

  • Einen in absoluten Zahlen neuen Rekordwert bei den Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 hat es am Mittwoch in Österreich gegeben. 1.958 Neuinfizierte wurden in den vergangenen 24 Stunden ins Epidemiologische Melderegister (EMS) eingemeldet, um 434 Betroffene mehr als am Vortag. Aktuell hält man bei 15.867 bestätigten aktiven Fällen – ein Zuwachs um 737 gegenüber Dienstag. Weiter im Steigen begriffen ist auch die Anzahl der Erkrankten, die einer Spitalsbehandlung bedürfen.
    Um 71 COVID-19-Patienten mehr als tags zuvor waren am Mittwoch stationär in Krankenhäusern aufgenommen, mit 960 Patienten näherte man sich in dieser Hinsicht der symbolträchtigen 1.000er-Marke. Weiter stabil blieb die Lage auf den Intensivstationen, wo 147 Patienten betreut wurden – eine Zunahme um zwei Personen. Mit Abstand die meisten Intensivpatienten, nämlich 60, gab es in Wien, 25 waren es in Niederösterreich, 19 in Oberösterreich und 17 in der Steiermark. 925 Menschen sind mittlerweile an den Folgen des Corona-Virus verstorben, um elf mehr als am Dienstag. (APA)
  • Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet mit einem Start der Impfungen gegen das Coronavirus zur Jahresmitte 2021. Anfang nächsten Jahres sollten die Daten aus den abschließenden Phase-3-Studien vorliegen, sagte eine WHO-Expertin am Montag in Genf. Danach könnten die Entscheidungen zum Impfstart fallen. Die beteiligten Firmen produzierten vorsorglich bereits Millionen von Dosen. Risikogruppen könnten als Erste mit einer Impfung rechnen.
    Die bisherigen Studienergebnisse seien durchaus ermutigend, was ihre Wirksamkeit speziell bei älteren Menschen angehe, hieß es weiter. Die WHO startet nach Angaben von WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus eine neue, diesmal durchaus fröhlich-musikalische Kampagne gegen die Pandemie. Dabei werde der Ohrwurm "We Are Family" der US-Gesangsgruppe Sister Sledge im Mittelpunkt stehen. Sie sei darüber sehr bewegt, sagte Kim Sledge. Der Song solle die Menschen in aller Welt zur Solidarität ermuntern. Als Mediziner und Ärztin seien ihr Mann und ihre Tochter an vorderster Front tätig, um die Pandemie zu bekämpfen. Die #WeAreFamily-Video-Kampagne der WHO soll Menschen dazu bewegen, zum Beispiel zusammen mit ihrer Familie das Lied zu singen, aufzunehmen und in den sozialen Medien zu teilen. (APA/dpa)
  • Der Berliner Virologe Christian Drosten und andere Kollegen stellen sich entschieden gegen Forderungen, Corona-Beschränkungen aufzuheben und gleichzeitig den Schutz besonders gefährdeter Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. "Mit Sorge nehmen wir zur Kenntnis, dass erneut die Stimmen erstarken, die als Strategie der Pandemiebekämpfung auf die natürliche Durchseuchung großer Bevölkerungsteile mit dem Ziel der Herdenimmunität setzen", heißt es in einer Stellungnahme der Gesellschaft für Virologie (GfV) mit Sitz in Heidelberg, an der auch Drosten beteiligt war. Eine unkontrollierte Durchseuchung würde zu einer eskalierenden Zunahme an Todesopfern führen, schreiben die Virologen. Denn selbst bei strenger Isolierung älterer Menschen gebe es noch weitere Risikogruppen, die viel zu zahlreich, zu heterogen und zum Teil auch unerkannt seien, um aktiv abgeschirmt werden zu können. "Ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf ergibt sich beispielsweise bei Übergewicht, Diabetes, Krebserkrankungen, einer Niereninsuffizienz, chronischen Lungenerkrankungen, Lebererkrankungen, Schlaganfall, nach Transplantationen und während einer Schwangerschaft." Laut GfV weiß man noch nicht zuverlässig, wie lange eine durch eine Infektion erworbene Immunität anhält. Das Anstreben der Herdenimmunität ohne Impfung sei unethisch sowie medizinisch, gesellschaftlich und damit auch ökonomisch hochriskant.
    Die Virologen beziehen sich in ihrem Text auf die sogenannte Great-Barrington-Erklärung, die drei Forscher aus den USA und Großbritannien verfasst haben. Laut einer eigenen Webseite haben bereits viele Hunderttausend Menschen die Erklärung unterzeichnet. In dem Text heißt es unter anderem: "Der einfühlsamste Ansatz, bei dem Risiko und Nutzen des Erreichens einer Herdenimmunität gegeneinander abgewogen werden, besteht darin, denjenigen, die ein minimales Sterberisiko haben, ein normales Leben zu ermöglichen, damit sie durch natürliche Infektion eine Immunität gegen das Virus aufbauen können, während diejenigen, die am stärksten gefährdet sind, besser geschützt werden." (APA/dpa)
  • Den einfachen und raschen Nachweis des Erbguts des SARS-CoV-2-Virus ohne großem Geräteaufwand erlaubt die von Wiener Forschern entwickelte "RT-LAMP"-Methode. In Zusammenarbeit mit der AGES wurde das Verfahren nun auf seine Genauigkeit überprüft und hat sich als erfolgreich erwiesen.
    Wie auch beim Standardverfahren zum Nachweis des neuen Coronavirus – beim PCR-Test – geht es beim "Loop-mediated isothermal amplification"-Verfahren (RT-LAMP) um den direkten Nachweis des Erbguts des Virus. Letztere ist in der Biologie bereits seit rund 20 Jahren eine bekannte und etablierte Reaktion, die das Wiener Team um Andrea Pauli vom Institut für Molekulare Pathologie (IMP) und Julius Brennecke vom Institut für Molekulare Biotechnologe (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) für den Einsatz in der COVID-19-Pandemie weiterentwickelt hat.
    Im Gegensatz zum PCR-Test sind hier keine Hightech-Laborgeräte notwendig. Die zuvor inaktivierte Probe kommt in Kontakt mit einem speziellen Reagenz. Eine aufwendige Vorbehandlung ist nicht notwendig. "Wir können diesem Input direkt in die Reaktion einsetzten und daher ist es auch verdammt schnell", sagte Pauli. Die notwendige Vervielfältigung des Virus-Erbguts erfolgt durch Enzyme bei einer konstanten Temperatur um 63 Grad Celsius. Theoretisch wäre dies sogar in einem einfachen Wasserbad möglich. Von der Probe zum Resultat dauere es dann zwischen 30 und 45 Minuten. Ist Virus-Erbgut in der Probe, wechselt die Farbe, erklärte Brennecke.
    "Wir haben über 100 Routineproben parallel mit mehreren PCR-Methoden getestet und dann die gleiche Probe zeitgleich mittels LAMP überprüft. Die Ergebnisse haben absolut gepasst. Wir können bestätigen, dass der Test funktioniert", sagte der Leiter des Geschäftsfeldes Öffentliche Gesundheit der AGES, Franz Allerberger. Das Verfahren sei deutlich einfacher und jedes Krankenhaus mit kleinem Labor sei mit der LAMP-Methode in der Lage, selbst zu testen, so Allerberger. Die AGES beginnt jetzt damit, erste Interessenten in die neue Methode einzuführen.
    Mit "Simple LAMP" und "beadLAMP" haben die Forscher vom IMBA und dem IMP zwei derartige Methoden am Start. Dazu kommt noch ein sehr ähnlicher Ansatz, der unabhängig davon an der Klinik Donaustadt (vormals Donauspital/SMZ Ost) entwickelt wurde und seit kurzem in Wien in den "Cluster Buster Bussen" eingesetzt wird. "Simple LAMP" sei für Einzeltestungen hinreichend sensitiv, möchte man aber sogenannte Pools - sprich mehrere Personen gleichzeitig, wie etwa ganze Haushalte - testen, sei die noch genauere "beadLAMP"-Methode vermutlich besser. Bei letzterer startet man mit bereits angereicherter Virus-RNA in die dann rund zehn Minuten längere Gesamtanalyse. (APA)

++ Update 19.10.2020 - Ö: Über 1.100 Neuinfektionen, großes Plus bei Spitalspatienten - Regierung verschärft Coronamaßnahmen - Langzeitfolgen bei schweren COVID-19-Erkrankungen - Biontech peilt baldigen Zulassungsantrag für Impfung an - Remdesivir laut WHO wirkungslos ++

  • In Österreich sind in den vergangenen 24 Stunden 1.121 SARS-CoV-2-Neuinfektionen gemeldet worden. Ein großes Plus gab es bei Spitalspatienten. So waren am Montag knapp 800 COVID-19-Patienten im Krankenhaus. Die Zahl der Toten stieg um elf auf 904. Insgesamt wurden in den vergangenen 24 Stunden 14.550 Testergebnisse eingemeldet, davon waren rund 7,7 Prozent positiv. Am Montag stieg somit die Zahl der aktiv Infizierten auf 14.664 Menschen. Österreichweit wurden am Montag bereits 799 COVID-19-Patienten – um 57 mehr als am Vortag – im Krankenhaus behandelt. 145 Erkrankte benötigten intensivmedizinische Versorgung – zehn mehr als noch am Sonntag. Mit Stand 9.30 Uhr wurden seit Beginn der Pandemie 65.927 Menschen positiv auf SARS-CoV-2 getestet. 50.359 gelten als genesen. Wie immer am Wochenende wurden deutlich weniger Testergebnisse ausgewertet und in das Epidemiologische Melderegister (EMS) eingespeist, so waren es beispielsweise in Kärnten und dem Burgenland weniger als 300. (APA)
  • Die Regierung hat auf die steigenden Coronazahlen mit Verschärfungen reagiert: Professionelle Veranstaltungen werden ab Freitag weiter beschränkt. Demnach werden outdoor nur mehr 1.500 Besucher zugelassen, indoor 1.000, das Tragen einer Mund-Nasenschutzmaske ist verpflichtend, Speisen und Getränke gibt es nicht. Nicht reglementiert sind Veranstaltungen ohne zugewiesene Sitzplätze indoor bis maximal sechs Personen, outdoor bis zwölf Erwachsene. Bei höheren Personenzahlen muss die Veranstaltung angezeigt werden. "Das gilt überall. Das betrifft das Restaurant genauso wie den Yoga-Kurs", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Betroffen sind davon etwa Fußballspiele oder Kultur-Events. Ausgenommen sind nur Veranstaltungen in beruflicher Ausübung und Begräbnisse. Kurz nannte die Situation europaweit extrem herausfordernd. Zur Lage in Österreich sagte der Kanzler: "Wenn der Trend so weitergeht, haben wir 6.000 Neuinfektionen pro Tag im Dezember." Die nächsten Monate würden ein "rot-weiß-roter Kraftakt": "Je besser wir zusammenhalten, je besser jeder einzelne mitmacht, desto besser werden wir durch die Situation kommen", betonte Kurz.
    Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) versicherte am Montag, dass die österreichweite Zusammenarbeit in Sachen Coronavirus-Maßnahmen sehr wichtig sei und die Bundeshauptstadt "voll und ganz kooperieren" werde. Man werde den Maßnahmen der Bundesregierung folgen und diese mittragen. Er deutete jedoch auch an, dass man in der Bund-Länder-Videokonferenz dargelegt habe, dass man bei Veranstaltungen einen "anderen Zugang" habe. Dies würde etwa behördlich zu genehmigenden Veranstaltungen betreffen, hieß es. Denn schließlich mache es einen Unterschied, ob sich die genehmigte Personenanzahl in einer Turnhalle, einem mittleren Veranstaltungsraum oder einer großen Eventhalle aufhalte, gab Ludwig zu bedenken: "Diese Vorstellungen sind auch in der heutigen Konferenz dargelegt worden." Allerdings betonte er, dass ein einheitliches Vorgehen überall dort, wo es sinnvoll sei, das Gebot der Stunde sein müsse. Auch die Kommunikation müsse transparent verlaufen. Dies sei essenziell für die Herausforderungen der Corona-Pandemie. Zudem hielt er fest: "Eine Vorverlegung der Sperrstunde ist derzeit in Wien so wie in den meisten Bundesländern kein Thema. Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass die Registrierungspflicht in der Gastronomie bei Contact Tracing sehr hilfreich ist und mittlerweile auch in anderen Bundesländern eingeführt wurde." Die Maßnahmen der Stadt Wien hinsichtlich der Pensionisten- und Pflegewohnhäuser bleiben jedenfalls weiter aufrecht, versicherte der Stadtchef. Sie seien österreichweit schon jetzt die strengsten, betonte er. (APA)
  • Die britische Universität Oxford hat Langzeitfolgen bei einer schwereren COVID-19-Erkrankung festgestellt. Erste Ergebnisse hätten ergeben, dass eine große Zahl von Patienten zwei bis drei Monate nach der Ansteckung mit dem Virus immer noch Symptome wie Atemnot, Müdigkeit, Angstzustände und Depressionen aufwiesen. Die Wissenschafter hätten auch Auffälligkeiten in mehreren Organen festgestellt und vermuteten, dass eine anhaltende Entzündung eine Rolle spielen könnte. (APA/Reuters)
  • Das deutsche Biotechunternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer peilen bei positiven Studienergebnissen mit ihrem Corona-Impfstoff einen Zulassungsantrag Ende November an. Ende Oktober könnten die beiden Partner wissen, ob der Impfstoff wirksam sei, erklärte Pfizer-Chef Albert Bourla am Freitag. In der dritten Novemberwoche könnten die Unternehmen genügend Daten zur Sicherheit des Impfstoffes vorliegen haben. Unter der Annahme positiver Daten könnte bald nach Erreichen dieses Sicherheitsmeilensteins eine Notfallgenehmigung in den USA beantragt werden. Biontech bestätigte den Zeitplan, äußerte sich aber nicht weiter dazu. Die Aktien von Biontech und Pfizer legten nach der Nachricht im vorbörslichen Handel an der Wall Street deutlich zu.
    Bisher ist international noch kein Corona-Impfstoff auf dem Markt. Russland hatte im August als weltweit erstes Land einen Impfstoff zugelassen, der aber weniger als zwei Monate an Menschen getestet wurde. Weltweit wird fieberhaft an Impfstoffen gegen das Coronavirus geforscht und US-Präsident Donald Trump hatte wiederholt angekündigt, dass ein solcher noch vor den Präsidentschaftswahlen am 3. November zur Verfügung stehen könnte. Danach sieht es aber nicht aus. Biontech und Pfizer gehören neben dem US-Biotechkonzern Moderna und der britischen AstraZeneca zum Kreis der führenden Unternehmen im Rennen um einen Impfstoff. Die Studie von AstraZeneca liegt in den USA aber nach der Erkrankung eines Probanden immer noch auf Eis, obwohl sie in anderen Ländern wieder aufgenommen wurde, und Moderna erwartet Studienergebnisse im November. In Europa hatte die europäische Arzneimittelagentur in der vergangenen Woche den Einreichungsprozess für den Biontech-Impfstoff eingeläutet, um eine spätere Zulassung zu beschleunigen. Biontech hatte in Aussicht gestellt, dass von dem Impfstoff bei einer Genehmigung bis Ende 2020 weltweit bis zu 100 Millionen Einheiten und bis Ende 2021 rund 1,3 Milliarden Einheiten hergestellt werden könnten. Der im vergangenen Monat angekündigte Kauf einer Produktionsstätte im hessischen Marburg vom Schweizer Pharmakonzern Novartis soll die Produktionskapazitäten darüber hinaus deutlich ausweiten. (APA/ag.)
  • Das Medikament Remdesivir des US-Biotechkonzerns Gilead hat nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO keinen substanziellen Einfluss auf die Genesung von COVID-19-Patienten. In der breit angelegten Studie sei die Wirkung von vier unterschiedlichen Medikamenten – neben Remdesivir die Malaria-Arznei Hydroxychloroquin, das HIV-Medikament Lopinavir/Ritonavir sowie der Wirkstoff Interferon – an mehr als 11.200 Patienten in über 30 Ländern getestet worden. Demnach hätten die Medikamente nur einen geringen oder keinen Einfluss auf die Sterblichkeit oder die Länge des Krankenhausaufenthalts der Patienten gezeigt, teilte die WHO mit. Remdesivir ist eines der ersten Medikamente, das zur Behandlung von Corona-Patienten eingesetzt wurde. Auch US-Präsident Donald Trump erhielt es kürzlich nach seiner Infektion. Die Ergebnisse der WHO-Studie stehen im Gegensatz zu einer US-Studie mit 1.062 Patienten, die Anfang des Monats im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht worden war. Danach verkürzte Remdesivir die Genesungszeit von COVID-19-Patienten um fünf Tage im Vergleich zu Erkrankten, die die Arznei nicht bekamen. Die Ergebnisse der WHO stünden im Widerspruch zu Studien, die den klinischen Nutzen von Remdesivir belegten, erklärte Gilead. "Wir sind besorgt, dass die Daten dieser globalen Studie nicht der strengen Überprüfung unterzogen wurden, die erforderlich ist, um eine konstruktive wissenschaftliche Diskussion zu ermöglichen, insbesondere angesichts der Einschränkungen des Studiendesigns."
    Die Chef-Wissenschaftlerin der WHO, Soumya Swaminathan, hatte erklärt, dass bereits im Juni die Versuche mit Hydroxychloroquin und Lopinavir/Ritonavir gestoppt wurden, da sie wirkungslos waren. Remdesivir hatte im Mai von der US-Gesundheitsbehörde FDA eine Notfallgenehmigung erhalten und wurde seitdem auch in anderen Ländern zur Behandlung von COVID-19-Patienten erlaubt. Auch in Europa hatte es eine bedingte Zulassung erhalten. Gilead hat das Medikament ursprünglich zur Behandlung von Erkrankungen durch die Viren Ebola, Marburg, MERS und SARS entwickelt. (APA/ag.)

++ Update 12.10.2020 - Ö: Hohe Infektionszahlen, aber kein Lockdown - Sorge wegen steigender Zahlen in Europa - Geringes Risiko einer Infektion über die Augen - US-Studie zum Fall einer Reinfektion - Neuseeland sichert sich BioNTech-Pfizer-Impfstoff - AstraZeneca startete wichtige Tests für COVID-19-Medikament ++

  • 979 Neuinfektionen mit dem Coronavirus sind österreichweit innerhalb von 24 Stunden gemeldet worden (Stand: Montag, 9.30 Uhr). Das ist der bisher höchste von Innen- und Gesundheitsministerium vermeldete Wert an einem Montag. (Am Samstag war mit 1.235 Neuinfektionen sogar ein neuer Österreich-Rekord zu vermelden). 13.668 Tests wurden dabei innerhalb eines Tages ausgewertet. Vier weitere Menschen starben in Österreich mit dem Virus, womit bisher 855 Tote zu beklagen sind. Die Zahl der aktiven Fälle stieg um 358 auf 11.378 Betroffene.
    Der Schnitt der täglichen Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen lag am Montag bei 1.057. Die meisten neuen positiven Tests innerhalb der vergangenen 24 Stunden gab es mit 327 in Wien, gefolgt von 170 in Nieder- und 130 in Oberösterreich. Ebenfalls dreistellig waren die Fallzahlen mit 124 in Tirol, darunter lagen sie in Vorarlberg (72 Neuinfektionen), in der Steiermark (49), in Salzburg (48), in Kärnten (30) sowie im Burgenland (29).
    Bisher gab es in Österreich 56.298 positive Testergebnisse bei 1.822.931 Testungen. Am Montagvormittag galten 44.065 wieder als genesen. 561 Covid-19-Kranke befanden sich in krankenhäuslicher Behandlung, 34 mehr als am Vortag. 97 der Patienten wurden auf Intensivstationen behandelt, am Sonntag waren es 96 gewesen.
  • Die anhaltend starken Zuwächse bei der Zahl der Neuinfektionen, dazu eine effektive Reproduktionszahl von 1,13 und die Sieben-Tages-Inzidenz lassen Befürchtungen über einen zweiten Lockdown immer lauter werden. Die Sieben-Tages-Inzidenz beziffert, wie viele Menschen sich in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner angesteckt haben. Diese lag am Samstag für Gesamt-Österreich bei deutlich über 75. Die Inzidenz wird meistens herangezogen, um Reisewarnungen auszusprechen. Dabei liegt die Grenze meist um 50.
    Trotz dieser hohen Werte erteilte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) einem Lockdown am Sonntag jedoch eine Absage. Die gesetzlichen Vorgaben dafür seien mittlerweile sehr restriktiv. Nur vor einem flächendeckenden Zusammenbruch des Gesundheitssystems wäre dies möglich. "Davon sind wir Gott sei Dank meilenweit entfernt", sagte er. Der Schwerpunkt liege nun bei regionalen Maßnahmen, die aufgrund des novellierten Covid-Gesetzes möglich seien. Man wolle das konkrete Ausbruchsgeschehen punktgenau treffen. Welche bundesweiten Maßnahmen er für den Fall des Falles in der Schublade hätte, wie er sie bereits am Freitag angedeutet hatte, wollte Anschober nicht sagen: "Da würden wir die Bevölkerung absichtlich verwirren." In den Medien wurde nämlich zumindest über einen "Lockdown light" etwa mit verlängerten Herbstferien spekuliert. In Regierungskreisen gab es keinerlei Bestätigung dafür. (APA)
  • In Europa ist die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen nach Angaben der WHO erstmals über die Marke von 100.000 gesprungen. Vielerorts sind die Intensivstationen von Krankenhäusern bereits am Limit. Regierungen verhängen strengere Maßnahmen, um die Ausbreitung der Pandemie einzudämmen. Ein Überblick über die Entwicklung in der vergangenen Woche in wichtigen Ländern:
    SPANIEN ist mit 850.000 Infektionen besonders schlimm betroffen. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen lag zuletzt bei 115, 541 Menschen starben. Landesweit gelten strenge Maßnahmen, auch Maskenpflicht im Freien. Über Madrid wurde für zwei Wochen der Notstand verhängt.
    FRANKREICH hat in mehreren Großstädten bereits die höchste Corona-Warnstufe verhängt, u.a. Paris, Lyon und Marseille. Sorge herrscht über die Lage in den Pariser Krankenhäusern, wo der Anteil an Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen zunimmt. Generelle Ausgangsbeschränkungen im ganzen Land sollen verhindert werden. Mit mehr als 20.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gab es am Freitag einen Tageshöchstwert.
    TSCHECHIEN ist nach den jüngsten Zahlen der EU bei den Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner zum traurigen Spitzenreiter geworden. Kumulativ steckten sich binnen 14 Tagen 374,6 Menschen je 100.000 Einwohner an. Am Donnerstag wurden in dem 10,7-Millionen-Einwohner-Land 5.394 neue Fälle verzeichnet, der dritte Tagesrekord in Folge. Die Regierung hat Kultur- und Sportveranstaltungen verboten. Sollte die Kurve nicht abflachen, könnte bald ein dramatischer Engpass im Gesundheitssystem drohen.
    GROSSBRITANNIEN leidet ebenfalls stark: Mangel an Tests, ein Fleckerlteppich an Regelungen, marode Kliniken, Zehntausende Todesfälle. Die Regierung spricht von einer "gefährlichen" Lage, Premierminister Johnson steht in der Kritik. Besonders stark betroffen sind der Norden Englands, Schottland, Nordirland und Teile von Wales, v.a. in Nordengland stehen die Kliniken vor dem Kollaps. Am Freitag meldeten die Behörden landesweit knapp 14.000 neue Fälle.
    ITALIEN sorgt sich über den steilen Anstieg der Infektionsfälle in dieser Woche. Am Freitag wurden  5.372 neue Ansteckungen registriert. Allerdings sterben pro Monat jetzt so viele Menschen an Covid-19 wie während der ersten Welle damals an einem Tag; die Intensivstationen sind mit annähernd 400 Covid-Patienten nicht am Limit.
    In den NIEDERLANDEN wurden am Freitag knapp 6.000 Neuinfektionen gemeldet. Die Zahl der Patienten in Krankenhäusern und auf Intensivstationen steigt schnell. Innerhalb von sieben Tagen infizierten sich zuletzt 841 Menschen je 100.000 Einwohner, im Schnitt gab es 16 Tote pro Tag. Bürger und Experten fordern deutlich strengere Maßnahmen.
    BELGIEN verzeichnete zuletzt ebenfalls rasch steigende Zahlen. Die 14-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 280,7. In Brüssel sind Cafés und Bars nun für einen Monat geschlossen. Die Regierung verschärfte auch die landesweiten Regeln: Bürger dürfen pro Monat nur noch mit drei Personen außerhalb der Familie engen Kontakt pflegen. Um 23.00 Uhr ist Sperrstunde. (APA/dpa)
  • Eine Corona-Infektion über die Augen ist nach deutschen Medizinerangaben unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Reibe man sich beispielsweise die Augen mit Corona-kontaminierten Händen, "wäre eine Übertragung auf die Nasenschleimhaut oder die Atemwege denkbar", sagte Clemens Lange vom Universitätsklinikum Freiburg auf dem Online-Jahreskongress der Deutschen Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) letztes Wochenende.
    Es gibt im Kopf Verbindungen zwischen den Augen und der Nase wie etwa Tränenwege. Bei derzeitiger Studienlage "weist jedoch nichts darauf hin, dass wir die Augen als bedeutsame Eintritts- oder Austrittspforte des Virus betrachten müssen", stellte Lange fest. Einige Studien postulieren Lange zufolge, dass eine Ansteckung über die Bindehaut möglich ist. Es sei jedoch noch nicht eindeutig geklärt, ob die Zellen der Augenoberfläche genügend Eintrittspforten hätten. In keiner der Proben von 46 untersuchten Menschen seien relevante Mengen der für Corona wichtigen Rezeptoren ACE-2 oder TMPRSS2 in der Bindehaut festgestellt worden, sagte Lange, der an dieser Studie beteiligt war. Andere Forscher hatten in der Augenhornhaut Hinweise auf diese Rezeptoren gefunden, allerdings eine tatsächliche Corona-Übertragung darüber nicht geprüft.
    Eine Übertragung über die Tränenflüssigkeit ist Lange zufolge ebenfalls eher unwahrscheinlich. "Der regelmäßige Lidschlag des Auges sowie die geringe Augenoberfläche dürften verhindern, dass ausreichend Viren ins Auge gelangen können." Auch enthalte der Tränenfilm von Corona-Infizierten nur sehr selten Virenerbgut.
    Lange schließt eine Übertragung des Coronavirus über die Augen aber keinesfalls aus. Selbst bei augenärztlichen Untersuchungen dürfte jedoch von Aerosolen aus den Atemwegen infizierter Menschen ein deutlich höheres Infektionsrisiko für die Mediziner ausgehen als von Tränenfilm und Augenoberfläche der Patienten. "Obwohl wir derzeit eher keine Infektion über das Auge befürchten müssen, sind weitere Untersuchungen notwendig, um Aufschluss über die tatsächliche Infektiosität und mögliche Orte der Virusvermehrung zu erhalten", mahnte DOG-Präsident Hans Hoerauf von der Universitätsmedizin Göttingen jedoch. Klinikpersonal sei trotz des offenbar geringen Risikos dringend zu raten, bei bestimmten intensivmedizinischen Arbeiten mit Coronapatienten die Augen durch eine Brille zu schützen. (APA/dpa)
  • In einer ersten Studie, die den Fall einer Reinfektion mit COVID 19 bestätigt, fanden Forscher Beweise, dass eine Person, die keine Immunschwäche oder Vorerkrankungen hat, in zwei separaten Fällen mit SARS-CoV-2 infiziert wurde. Laut der in „The Lancet Infectious Diseases“ veröffentlichten Studie wurde der 25-jährige Mann aus Nevada mit zwei verschiedenen SARS-CoV-2-Varianten innerhalb von 48 Tagen infiziert, dazwischen wurde er negativ getestet. Die zweite Infektion im Juni war stärker als die erste im April und führte zur Hospitalisierung mit Sauerstoffzufuhr. Inzwischen wurde er aus dem Spital entlassen und hat sich erholt. Der Hauptautor der Studie, Mark Pandori, PhD, Nevada State Public Health Laboratory, Reno School of Medicine, University of Nevada, weist darauf hin, dass eine frühere COVID-19-Exposition nicht zu einer garantierten völligen Immunität führt, aber es noch weitere Forschung auf dem Gebiet von Reinfektionen braucht, um zu genau verstehen, wie lange die Immunität bei Menschen anhält, die SARS-CoV-2 ausgesetzt waren, und warum diese Zweitinfektionen, wenn auch selten, schwerer ausfallen. Er verweist auch darauf, dass alle Personen, egal ob vorher schon eine Diagnose gestellt wurde oder nicht, dieselben Vorkehrungen treffen sollten, um eine Infektion mit SARS-CoV-2 zu verhindern, da eben nach Erkenntnissen der Studie eine frühere SARS-CoV-2-Infektion nicht unbedingt vor einer neuerlichen Infektion schützt. Weltweit gab es davor schon andere Fälle von Reinfektionen in Belgien, den Niederlanden, Hongkong und Ecuador, wobei aber nur im Fall in Ecuador die zweite Infektion stärker war als die erste. (Lancet Press Office)
  • Die neuseeländische Regierung sichert sich den Corona-Impfstoffkandidaten von BioNTech und Pfizer. Rund 1,5 Millionen Dosen des experimentellen Impfstoffes des US-Pharmaunternehmens in Zusammenarbeit mit dem deutschen Hersteller sollen voraussichtlich bereits im ersten Quartal 2021 zur Verfügung stehen, teilt die Regierung in Wellington am Montag mit. Dies sei ausreichend, um mit der Zweifach-Impfung 750.000 Menschen zu schützen. Verhandlungen mit weiteren Pharmaunternehmen über zusätzliche Dosen zur Impfversorgung aller rund fünf Millionen Einwohner würden fortgesetzt.
    Der Pfizer-BioNTech-Impfstoff ist einer der führenden Kandidaten im Rennen um die erste behördliche Genehmigung in den USA und Europa. Neuseeland verzeichnet mit mehr als 1.500 Coronavirus-Fällen - darunter 25 Todesfälle - weit weniger Infektionen als die meisten Industrienationen. (APA/Reuters)
  • Mit knapp einer halben Milliarde Dollar (knapp 423 Millionen Euro) unterstützt die US-Regierung die britische Pharma-Firma AstraZeneca bei der Entwicklung eines Medikaments gegen die Corona-Krankheit Covid-19. Gleichzeitig gab der Konzern am Montag den Start der dritten und entscheidenden Phase der klinischen Tests mit dem Antikörper-Wirkstoff AZD7442 bekannt. Die Studien sollen die Wirksamkeit und Sicherheit des Wirkstoffs prüfen.
    Mit insgesamt 486 Millionen Dollar (411 Millionen Dollar) sicherten sich die USA laut AstraZeneca die Lieferung von bis zu 100.000 Dosen zum Jahresende. Zudem hätten sie eine Option auf eine Million weiterer Dosen im kommenden Jahr.
    Im Rahmen von zwei Studien werden nach Angaben des Unternehmens 6.100 Probanden in den USA und anderen Ländern getestet. Die Studien sollen "in den nächsten Wochen" beginnen. In einer weiteren Studie soll der Wirkstoff an rund 4.000 Covid-19-Patienten auf die Wirksamkeit zur Behandlung der Krankheit erprobt werden.
    AZD7442 ist eine Kombination aus zwei langlebigen Antikörpern, die von rekonvaleszenten Covid-19-Patienten stammen. AstraZeneca lizenzierte den Wirkstoff im Juni. Ende August hatte der Konzern mit Unterstützung der US-Regierung Phase-1-Studien mit AZD7442 eingeleitet. Das Pharmaunternehmen entwickelt darüberhinaus mit der Universität Oxford einen Impfwirkstoff, der zu den vielversprechendsten Impfstoff-Kandidaten weltweit zählt. (APA/ag)

++ Update 5.10.2020 - Anschober: Zahlen wieder stabil, aber viel zu hoch - Neandertaler-Genvariante erhöht Risiko für schweren Verlauf - STIKO dämpft Erwartungen an Impfung - Keine Durchimpfung der Bevölkerung in Großbritannien - Forscher: Koordiniertes Vorgehen hilft bei COVID-Bekämpfung ++

  • Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 12 Uhr) auf 49.017 gestiegen, aktuell erkrankt sind 8.984 Personen, davon befinden sich 387 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 101 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 4.515 Fällen an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 1.196, Oberösterreich mit 948 und Tirol mit 751. Es wurden 818 Todesfälle wurden gemeldet, 795 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.
  • 714 Corona-Neuinfektionen bei 12.505 Testungen für die vergangenen 24 Stunden: "Im Gegensatz zum Samstag (mit über 1.000 Neuinfektionen, Anm.) sind das heute wieder stabilisierte Zahlen, wie sie seit dem 20. September vorliegen. Allerdings sind diese Werte nach wie vor deutlich zu hoch, wir müssen runter mit den Zahlen. Daran arbeiten wir mit aller Kraft", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zu den aktuellen Infektionszahlen vom Sonntag.
    Die stärksten Zuwächse kamen wieder aus Wien (249), Niederösterreich (134) und Oberösterreich (127). Die Zahl der "aktiven Fälle" sei mit aktuell 8.704 "seit zwei Wochen relativ konstant", resümierte der Ressortchef. Der Reproduktionsfaktor blieb wie seit Tagen "bei relativ erfreulichen 0,99". Ein Infizierter steckt demnach im Schnitt geschätzt 0,99 weitere Personen an.
    Beim Blick ins Ausland seien die stark steigenden Infektionszahlen in vielen Teilen Europas auffallend, sagte Anschober. Im Nachbarland Tschechien etwa habe der Wert der Sieben-Tages-Inzidenz nach einem Tagesplus von 3,3 Prozent bereits 150 überschritten, für Österreich liege der Wert bei 58,5. Die Sieben-Tages-Inzidenz gibt an, wie viele Personen pro 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Virus angesteckt haben.
    Ungarn setzte mit plus 3,8 Prozent und die Slowakei mit plus 6,1 Prozent die ebenfalls starken Steigerungen fort, so der Minister. Auch die Niederlande (plus drei Prozent) und Belgien (plus 2,7 Prozent) würden wie Großbritannien (plus 2,7 Prozent) weiterhin starke Zuwächse verzeichnen. Österreich liege mit heute, Sonntag, bei einem Plus von 1,5 Prozent. (APA)
  • In diesem Sommer ergab eine groß angelegte internationale Studie, dass eine Gruppe von Genen auf Chromosom 3 mit einem höheren Risiko verbunden ist, im Falle einer COVID-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt und künstlich beatmet werden zu müssen. Hugo Zeberg und Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben den Gencluster nun analysiert. Sie haben entdeckt, dass die DNA-Sequenz in der Variante des Genclusters, das mit einem höheren Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 verbunden ist, den DNA-Sequenzen eines etwa 50.000 Jahre alten Neandertalers aus Kroatien sehr ähnlich ist und von Neandertalern stammt. „Es hat sich herausgestellt, dass moderne Menschen diese Genvariante von den Neandertalern geerbt haben, als sie sich vor etwa 60.000 Jahren miteinander vermischten“, sagt Zeberg. „Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen, die diese Genvariante geerbt haben, bei einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 künstlich beatmet werden müssen, ist etwa dreimal höher.“
    Die Studie zeigt auch erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Verbreitung dieser genetischen Risikovariante in verschiedenen Teilen der Welt. Besonders häufig findet sie sich bei Menschen in Südasien, wo etwa die Hälfte der Bevölkerung die Neandertaler-Variante im Genom trägt. In Europa hat einer von sechs Menschen die Risikovariante geerbt, während sie in Afrika und Ostasien so gut wie gar nicht vorkommt. Die Studie liefert jedoch keine Erklärung dafür, warum Personen mit dieser Genvariante ein höheres Risiko haben. Dies soll nun so schnell wie möglich erforscht werden. (Deutsches GesundheitsPortal)
  • Mitglieder der Ständigen Impfkommission in Deutschland dämpfen die Erwartungen an eine Impfung gegen das Coronavirus. In den ersten Monaten nach der Zulassung sei ein Impfstoff nur in begrenzter Menge verfügbar, sagten mehrere Virologen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
    Zudem würden viele Monate vergehen, bis genügend Bürger geimpft seien, um Maßnahmen wie die Maskenpflicht oder Abstandsregeln aufzuheben. Bis in Deutschland wieder ein normales Leben möglich sein werde, könnten eineinhalb bis zwei Jahre vergehen, schätzte einer der Mediziner. (APA/Reuters)
  • In Großbritannien sollen einem Zeitungsbericht zufolge nur gefährdete Personen mit einem Coronavirus-Impfstoff geimpft werden. "Es wird keine Impfung von Menschen unter 18 Jahren geben. Es ist ein Impfstoff nur für Erwachsene, für Menschen über 50 mit Schwerpunkt auf Mitarbeitern des Gesundheitswesens und im Pflegedienst sowie für Risikogruppen", sagte die britische Vorsitzende der Impfstoff-Task Force, Kate Bingham, in einem Interview der "Financial Times" (Montagsausgabe).
    Das entspreche rund 30 der 67 Millionen Einwohner. Eine Durchimpfung der britischen Bevölkerung würde "nicht passieren". Massenimpfungen seien die falsche Herangehensweise, da die Impfung bei gesunden Menschen, die wahrscheinlich keinen schweren Krankheitsverlauf zeigten, mehr Schaden als Nutzen anrichten könnte, so Bingham weiter. Großbritannien verzeichnet mit bisher über 42.300 Todesfällen die höchste Zahl an Todesopfern in Europa, insgesamt sind bereits über 500.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. (APA/Reuters)
  • Ein koordiniertes Vorgehen von Regierungen und Gesundheitsbehörden ist einer Studie zufolge ein wichtiger Schlüssel zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Dort, wo Regierungen und Behörden auf regionaler und nationaler Ebene zur Eindämmung von Corona-Ausbrüchen gut zusammengearbeitet hätten, sei die Bekämpfung am effektivsten gewesen, wie Forscher der Kingston University in London herausfanden.
    Deutschland schnitt in der Beurteilung der Forscher positiv ab. Die Politik habe früh reagiert und auf verschiedenen Ebenen mit unterschiedlichen Experten zusammengearbeitet. Als Folge sei die Zahl der Todesfälle – wenngleich sie in den Tausenden liege – deutlich kleiner als etwa in Großbritannien. Für ihren Bericht hatten die Forscher verglichen, wie die Regierungen in acht verschiedenen demokratischen Ländern – darunter Großbritannien, die USA und Deutschland – auf den Ausbruch der Corona-Pandemie reagiert haben, also etwa welche politischen Entscheidungen getroffen oder nicht getroffen wurden und wie dies den weiteren Verlauf der Pandemie beeinflusst hat.
    Länder wie Taiwan, das durch das SARS-Virus bereits Erfahrungen mit Epidemien hatte, hätten durch gezielte Maßnahmen recht erfolgreich reagiert, so ein weiteres Ergebnis der Analyse. Ähnliches gilt für Bulgarien, wo bereits bei Grippeausbrüchen in den vergangenen Jahren zeitweise Schulen geschlossen wurden.
    Die Bundesrepublik habe von ihrem robusten Gesundheitssystem und einem frühen Einschreiten profitiert. So seien etwa rechtzeitig Tests entwickelt und gelagert worden. "Als die ersten Ausbrüche auftraten, waren die Regierung und die Gesundheitsbehörden direkt in der Lage, Tests durchzuführen", sagte der Politologe und Projektleiter Peter Finn über Deutschland. Für die beginnende zweite Welle riet Finn Entscheidungsträgern daher, sich gut abzustimmen und klar zu kommunizieren: "Ohne koordinierte Reaktionen von Entscheidern auf verschiedenen Ebenen und einer Öffentlichkeit, die zuhört, wachsen die Fallzahlen exponentiell." (APA/dpa)

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