12. Okt. 2020DGHO 2020

COVID-19: Management und Prävention von Hotspots in der Onkologie

Patienten mit Krebs und COVID-19 haben ein erhöhtes Risiko für ungünstige Verläufe. Die Gesamtmortalität und Schwere der Erkrankung ist bei onkologischen Patienten signifikant höher als für die Allgemeinbevölkerung (13% Krebs + COVID vs. 6% nur COVID (global)). Dies gilt insbesondere, wenn weitere Risikofaktoren wie Alter, männliches Geschlecht und ein ECOG-Status 2+ hinzukommen. Prof. Dr. Carsten Bokemeyer informierte auf dem DGHO 2020 über Management und Präventionsmöglichkeiten von Hotspots in der Onkologie.

Prof. Dr. Carsten Bokemeyer, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf II, führte eine Studie von Horn et al. an, die dieses Jahr auch auf dem ASCO 2020 präsentiert worden ist.* Darin wurde nachgewiesen, dass Patienten mit thorakalen Malignomen häufig schon aufgrund von Alter, Nikotinabusus und vorbestehender Einschränkung der Lungenfunktion eine Risikogruppe darstellen. In die Studie waren 400 Patienten eingeschlossen, die mit 35% eine hohe Mortalitätsrate aufwiesen. Dabei wurde festgestellt, dass die Verabreichung von Chemotherapie als alleinige Modalität oder in Kombination mit Immuncheckpointinhibitoren (ICI) mit einem erhöhten Sterberisiko assoziiert ist, eine alleinige ICI-Therapie jedoch nicht.

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Fallbeispiel COVID-19 und Leukämie

Bokemeyer stellte den Fall eines 34-jährigen Patienten ohne Vorerkrankungen vor, der aufgrund einer Hyperleukozytose eingewiesen wurde. Am 13.03.2020 erhielt der Patient die Diagnose einer akuten lymphatischen Leukämie (B-ALL), BCR-ABL positiv. Bei der Aufnahme zeigte der Patient keine klinischen Infektzeichen oder Fieber. Fünf Tage später, am 18.03.2020, konnten im Rahmen des PET-Stagings bipulmonale Infiltrate nachgewiesen werden. Aufgrund des bildmorphologischen Verdachts auf COVID-19 wurde eine sofortige mikrobiologische Diagnostik durchgeführt, die eine COVID-19-bedingte Pneumonie zeigte.
Der Patient wurde umgehend isoliert und auf die Intensivstation verlegt. Der Patient entwickelte ein beatmungspflichtiges Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS) und wurde fünf Tage lang intensiv beatmet.

Parallel wurde gemäß Studienprotokoll eine Induktionstherapie durchgeführt. Die Pneumonie besserte sich im Verlauf deutlich, sodass der Patient auf die COVID-Normalstation verlegt werden konnte. Dort wurden beidseitige Beinvenenthrombosen festgestellt, weshalb auf die PEG-Asparaginase verzichtet wurde.
„Als Fazit kann festgehalten werden“, so Bokemeyer „dass der Patient eine Komplettremmission der akuten Leukämie erfuhr. Die COVID-19-Erkrankung galt als komplett ausgeheilt, da sie in Abstrichen nicht mehr nachweisbar war. Es gibt keinerlei Anzeichen für Folgeschäden; der Patient erhält die allogene Transplantation nach Plan“. Antikörper gegen SARS-CoV-2 waren nicht nachweisbar – die behandelnden Ärzte vermuten aufgrund der Rituximab-haltigen Immunchemotherapie.

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