9. Feb. 2024medonline Medizingeschichte #16

Sophia Jex-Blake und die Edinburgh Seven

Im Jahr 1869 bewirbt sich Sophia Jex-Blake um ein Medizinstudium an der Edinburgh University. Die Universitätsleitung lehnt ihre Bewerbung unter dem Vorwand ab, keine Vorkehrungen für weibliche Studenten treffen zu können, die nur einer Person zugutekommen würden. Daraufhin wirbt Sophia in Zeitungen dafür, dass sich andere Frauen ihr anschließen sollen.

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Samuel Laurence/WikiMedia Commons

Schließlich bildet sich eine Gruppe von sieben Frauen (Sophia Jex-Blake, Isabel Thorne, Edith Pechey, Matilda Chaplin, Helen Evans, Mary Anderson und Emily Bovell) und die Universitätsleitung lenkt ein. Die Edinburgh Seven beziehen gemeinsam 15 Buccleuch Place und bereiten sich auf die Zulassungsprüfung vor. Edinburgh University wird zur ersten britischen Universität, die Frauen ein Studium erlaubt.

Steigende Feindseligkeit gegenüber den Edinburgh Seven

Obwohl die Frauen gleichberechtigt mit männlichen Studenten behandelt werden sollen, müssen sie an separaten Kursen teilnehmen. Aufgrund der kleineren Klassengrößen verlangt die Universität, dass sie höhere Studiengebühren zahlen.

Edith Pechey schreibt so gute Noten, dass sie Anspruch auf das Hope Scholarship hat. Weil es Bedenken gibt, dass dies männliche Studenten verärgern könnte, erhält ein weniger qualifizierter Mann das Stipendium.

Im April 1870 führt die Universitätsleitung eine Debatte darüber, ob Frauen und Männer gemeinsam am Unterricht teilnehmen sollen. Dies würde die Studiengebühren für Frauen an die ihrer männlichen Kommilitonen angleichen. Zwei Professoren sprechen sich aber dagegen aus, was die Aufmerksamkeit der nationalen Presse erregt und andere, fortschrittlicher gesinnte Professoren gegen sie aufbringt.

Seitens der männlichen Studenten besteht gegenüber ihren weiblichen Kommiliton eine feindselige Haltung, was von vielen Professoren befürwortet wird, und die Situation spitzt sich zu.

Die Surgeon’s Hall Randale

Am Freitag, den 18. November 1870, hindert ein Mob die Edinburgh Seven daran, zu einer Anatomieprüfung in der Surgeon’s Hall zu gelangen. Über hundert Menschen haben sich versammelt, um ihnen den Zugang zu verweigern.

Als sie ankommen, beginnt die Menschenmenge, Gegenstände auf sie zu werfen und Beleidigungen auszurufen. Schließlich gelingt es ihnen aber, den Haupteingang des Gebäudes zu erreichen. Die Tore sind jedoch verschlossen. Am Ende öffnet ihnen ein männlicher Student die Tore und ermöglicht ihnen den Zutritt.

Nach der Prüfung lehnen sie die Möglichkeit ab, durch ein Seitentor zu gehen. Stattdessen erregen die schrecklichen Ereignisse die Aufmerksamkeit und Unterstützung einer Gruppe männlicher Studenten, die sie zu ihren Häusern begleiten. Die Gruppe begleitet sie auch in den folgenden Wochen zu und von den Kursen, um ihnen Sicherheit zu bieten.

Der Aufruhr erlangt nationale Aufmerksamkeit. Mehr weibliche Studenten schließen sich ihnen an und ihnen wird Unterstützung aus dem ganzen Land zuteil. Das General Committee for Securing a Complete Medical Education for Women formiert sich mit Hunderten von Mitgliedern, darunter Charles Darwin.

Die Edinburgh Seven nach der Universität

Trotz aller Bemühungen verlieren die Frauen ihren Kampf um einen Studienabschluss. Im Jahr 1873 entscheidet der Court of Session, das höchste Zivilgericht Schottlands, dass sie ihre Abschlüsse nicht erhalten sollen und dass sie vielmehr nie ihre Zulassung zur Universität hätten erhalten dürfen.

Fünf der Edinburgh Seven machen ihre Abschlüsse in den späten 1870er Jahren im Ausland. Sophia Jex-Blake kehrt nach Edinburgh zurück und gründet 1886 die Edinburgh School of Medicine for Women. Sie ist die erste praktizierende Ärztin der Stadt.

Im Jahr 1892 ermöglichen die Edinburgh University und andere Universitäten in Schottland Frauen die Zulassung. Der Universities (Scotland) Act of 1889 zwingt sie zu dieser Entscheidung. Allerdings erklären sie in einem letzten Akt des Widerstands die Medizin zur einzigen Ausnahme von der Regel, dass Männer und Frauen gemeinsam am Unterricht teilnehmen können.