Gertrude Belle Elion
Gertrude Belle „Trudy“ Elion wird am 23. Jänner 1918 in New York City als Kind litauisch-russischer Einwanderer geboren und stirbt 1999 im Alter von 81 Jahren. Schon als Kind zeigt sie einen unstillbaren Durst nach Wissen, kann aufgrund ihrer Leistungen an der Walton High School in der Bronx zwei Schulstufen überspringen und die Schule bereits 1933 im Alter von nur 15 Jahren abschließen.
Als ihr geliebter Großvater kurz darauf einen qualvollen Tod durch Magenkrebs erleidet, stellt das den entscheidenden Wendepunkt in Trudys Leben dar. Überzeugt davon, dass niemand so viel Leid ertragen müssen sollte, beschließt sie, ein Heilmittel gegen Krebs zu finden.
Gertrude Belle Elions junge Jahre – unstillbarer Durst nach Wissen
In der Folge beginnt sie am Hunter College Chemie zu studieren und erwirbt ihren Bachelor's Degree 1937 summa cum laude und Phi Beta Cappa. Ihren Master's Degree erwirbt sie 1941 an der New York University. Als sie danach eine wissenschaftliche Verwendung anstrebt, stellt sie fest, dass das für eine Frau in dieser Zeit trotz ihrer akademischen Brillianz kaum möglich ist.
Notgedrungen orientiert sie sich um, verdingt sich kurz als Sekretärin und unterrichtet Krankenschwestern. Für die Quaker Maid Company untersucht sie den Säuregehalt von eingelegtem Gemüse, die Farbe von Mayonnaise und den Schimmelgehalt auf Früchten. Als am Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs Manpower im wahrsten Sinn des Wortes auch in der pharmazeutischen Industrie zu einem äußerst raren Gut geworden ist, schlägt schließlich Gertrudes Stunde.
Sie bewirbt sich bei Burroughs Wellcome als Assistentin im Labor von George Hitchings. Hitchings ist von Elions offensichtlicher Intelligenz beeindruckt und Gertrude im Gegenzug von dessen Forschungsprojekten. Als er sie einstellt, beginnt eine jahrzehntelange Forschungspartnerschaft, die auf dem Gebiet der Arzneimittelforschung ihresgleichen sucht und den beiden 1988 einen Nobelpreis einbringen wird.
Bahnbrechenden Entdeckungen – Gertrude Belle Elion und George Hitchings
Elion und Hitchings leisten grundlegende Arbeit auf dem Gebiet der rationalen Medikamentenentwicklung und sind dabei unglaublich erfolgreich. Innerhalb von zwei Dekaden entwickeln die beiden neue Arzneimittel für eine Reihe schwerer Erkrankungen und Beschwerden, darunter Leukämie, Malaria, Gicht, rheumatische Arthritis, bakterielle Infektionen und Organabstoßung nach Transplantationen.
Ihre erste Entwicklung (gemeinsam mit Forschern des Memorial Sloan-Kettering Cancer Center), 6-Mercaptopurin (6-MP), wird noch heute in einer Kombinationstherapie für Kinder mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL) angewendet und hat deren Heilungsrate von 10% auf 80% gesteigert.
Die beiden zeichnen für das Malariamedikament Pyrimethamin verantwortlich, das heute vor allem zur Behandlung von Toxoplasmose eingesetzt wird, für Trimethoprim, üblicherweise Teil der Kombinationsbehandlung von Harnwegsinfektionen, und läuten das Goldene Zeitalter der Antibiotika-Entwicklung ein.
1968 verlässt George Hitchings das Labor, um im Unternehmen Vizepräsident für Forschung zu werden. Während der folgenden Jahre untersucht Gertrude mit ihrem Team unter Geheimhaltung eine bemerkenswerte neue Verbindung, der sie den Namen Aciclovir geben. Sie wollen Erkenntnisse über deren Aktivität und Stoffwechsel erlangen, ohne die Konkurrenz darauf aufmerksam zu machen.
1978 präsentieren sie Aciclovir schließlich. Es ist ein potenter Inhibitor von Herpesviren mit bemerkenswert geringer Toxizität und revolutioniert die gängige Meinung zur Behandlung von Viruserkrankungen. Aciclovir läutet, ähnlich wie Penicillin ein halbes Jahrhundert zuvor, den Beginn einer neuen therapeutischen Ära ein.
Das Vermächtnis von Gertrude Belle Elion: Ein Leben für die Arzneimittelforschung
Der Wirkstoff ist Elions letzter offizieller Beitrag zur Arzneimittelentwicklung. 1983 geht sie nach 4 Jahrzehnten bei Burroughs Wellcome in den Ruhestand, aber nur der Form halber. Sie kommt nach wie vor jeden Tag ins Labor, dient in Komitees der WHO und des National Cancer Advisory Board, hält Vorträge und bekleidet einen Lehrstuhl an der Duke University.
1988 wird ihr, gemeinsam mit George Hitchings und Sir James W. Black von der University of London, der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für ihre Entdeckung wichtiger Prinzipien der Arzneimitteltherapie verliehen. In der Begründung bemerkt das Nobelpreiskomitee, dass mehrere von Elions Entdeckungen für sich alleine schon Nobelpreis-würdig sind.