Colitis ulcerosa: Neue Ursache für chronische Entzündungen
Weltweit sind über fünf Millionen Menschen von Colitis ulcerosa (CU) betroffen – einer chronischen Entzündung des Dickdarms mit bislang ungeklärter Ursache.

Eine rezente internationale Studie unter Beteiligung der Med Uni Graz und der Universität Graz bringt wichtige Erkenntnisse: Nicht nur Darmbakterien selbst, sondern auch winzige, von Antikörpern beschichtete Bläschen – sogenannte bakterielle extrazelluläre Vesikel (BEVs) – tragen wesentlich zur Entzündung bei.
Diese BEVs, abgegeben von Darmbakterien, enthalten entzündungsfördernde Substanzen wie Lipopolysaccharide, Proteine und DNA. Die Forschenden – darunter Gastroenterologe Christoph Högenauer und Molekularbiologe Stefan Schild von der Med Uni Graz – zeigen: Bei CU-Patientinnen und Patienten sind viele dieser Vesikel mit Immunglobulin A (IgA) umhüllt. Statt schützend zu wirken, verstärkt IgA hier die Entzündung, indem es die Vesikel gezielt an den CD89-Rezeptor auf Immunzellen bindet und dadurch starke Reaktionen auslöst.
Analysen von Patientenproben und ein Mausmodell mit menschlichem CD89-Rezeptor bestätigten: IgA-BEVs führen zu massiven Entzündungen, während unbehandelte Tiere keine Reaktion zeigten. Die Kombination aus Vesikeln und IgA-Beschichtung gilt somit als zentraler Entzündungstreiber bei CU.
Diese Erkenntnisse eröffnen neue Therapieansätze. Künftig könnten gezielte Strategien die Bildung oder Wirkung der Vesikel blockieren – etwa durch Antikörper oder CD89-Hemmer. Högenauer und Schild betonen, dass damit ein bislang übersehener Mechanismus ins Visier der Forschung rückt.
Die Studie liefert zudem einen neuen Blick auf das Mikrobiom: Entscheidend ist nicht nur, welche Bakterien im Darm leben, sondern was sie freisetzen – und wie das Immunsystem darauf reagiert. BEVs könnten so auch bei anderen immunvermittelten Erkrankungen eine Rolle spielen.
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MedUni Graz
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