Montag, der Erste

Meine Geschichten sind  immer ein Rückblick, da sie zeitverzögert publiziert werden. Dass sich in diesen Zeiten Dinge so schnell und täglich ändern, hätten wir uns vor nicht allzu langer Zeit auch noch nicht träumen lassen.

Vektorkarikaturillustration des geschockten Mannes in der Gesichtsmaske, die einen anderen Mann betrachtet, der Tauchmaske und Ausrüstung als Schutzanzug gegen Coronavirus Covid-19 trägt
Zdenek Sasek

Schauen wir also auf Anfang März zurück. Es ist Montag, der erste März. Ein guter Tag für einen Neubeginn, und der Frühling ist ja auch nicht mehr weit. Übers Wochenende hatten wir wieder einmal die schon übliche Geschichte: Freitagabend kommt eine Info unserer Kammer, um uns auf eine neue Situation einzustellen. Wir haben dann Zeit bis Montag 8 Uhr früh – oder auch nicht, wie in diesem Fall. Samstagmittag, als wir schließen wollen, kommt die erste Lieferung Gratistests für zu Hause, in einer Riesenkiste mit 2000 Stück, die wir bis Montag, 8 Uhr in 5er Einheiten umgepackt haben müssen. Eine Arbeit in der sogenannten Freizeit (was ist das inzwischen?).

Na gut, geschafft. Die Nachfrage ist immens, wie beim ersten Lockdown vor einem Jahr nach Atemschutzmasken. Rückblickend kann ich sagen: Die erste Tranche hatten wir in eineinhalb Tagen vergeben. Natürlich geht es heute an diesem Montag, dem Ersten um fast nichts anderes. Die Frage danach bleibt uns auch in den kommenden Wochen erhalten, als wir kurzfristig einmal nichts nachgeliefert bekommen. Ob die Anwendung immer so klar ist, bleibt dahingestellt, natürlich helfen wir, wenn dem nicht so ist.

Ich spüre förmlich, wie mein Gesicht aufleuchtet, als eine Frau mit einem weißen, ganz normalen Papierrezept kommt. Die Dame merkt es auch und grinst. Seit Stunden habe ich so was nicht mehr in der Hand gehabt! Außerdem freue ich mich über ein kleines Plauscherl mit einem älteren Herren, als die Warteschlange vor der Apotheke einmal gerade nicht bis ums Eck reicht. Er erzählt mir, warum die Krise für ihn gerade nicht so schlimm ist. „Ich hab den Zweiten Weltkrieg überlebt, wir hatten nichts zu essen. Was mir abgeht, ist das Reisen. Und wenn es nur ein Kaffee in Mariazell wäre ... ich bin ja eigentlich ein Reisender ...“ Inzwischen ist ein weiterer älterer Herr eingetroffen, bekannt als immer schlecht gelaunt und mürrisch. Er hört mit wachsendem Unmut die letzten Sätze und schneidet dem Erzähler das Wort ab: „Er ist ein Reisender? Dann soll er gehen!“ Der Angesprochene lächelt mir wissend zu und verabschiedet sich.

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