23. Okt. 2019

Der findige Pharmazeut

Ein Salzburger Konzessionär punktet mit einer Kultlimo in Bio-Qualität, einer Vielzahl magistraler Rezepturen und Sichtschutz für heikle Einkäufe. (Pharmaceutical Tribune 17/19)

„Der mit dem Kola“ – so wird Mag. Simon Windhager wohl von so manchem Salzburger genannt, spätestens seitdem er 2018 in einer Show für innovative Geschäftsideen im Privatfernsehen zu sehen war. Windhager, Konzessionär der 1998 gegründeten Raphael Apotheke, entwickelte eine gesündere Variante der braunen Limo. „Unser Kola enthält um ein Viertel weniger Zucker, Bio-Inhaltstoffe, Karamell als Färbemittel und ist chemiefrei.“

Am Anfang war Langeweile

„Ich habe mich im Nachtdienst ein wenig fadisiert und daher in uralten Apothekerbüchern nach Kopfwehmitteln gesucht.“ Er stieß auf eine Apothekerkola-Rezeptur und fing an, damit zu experimentieren. Mittlerweile sieht man in der 80-Quadratmeter- Offizin nicht nur das Kola des Hauses, sondern auch die Geschmacksnoten Bitterkola und Rosenblüten sowie eine koffeinfreie Variante. Die Flaschen werden außerdem extern vertrieben. „Unser Kola ist eine spezielle Magistrale Rezeptur im Rahmen einer Vielzahl Magistraler Anfertigungen, die wir erarbeitet haben“, unterstreicht Windhager.

„Das ist schließlich die ureigenste Aufgabe der Arzneimittelhersteller, die uns kein Online-Medikamentenversand wegnehmen wird.“ Die Spezialisierung auf Magistrale Rezepturen erklärt neben den Verblisterungen für ein nahes Seniorenheim den großen Mitarbeiterstab: 30 Angestellte sind an Bord, darunter fünf Pharmazeuten. Windhager: „Als ich die Apotheke 2012 von meinem Vater übernahm, waren es nur vier Mitarbeiter.“ Bei der Arzneimittelherstellung tausche man sich intensiv mit den Ärzten aus, so Windhager. Da trifft es sich gut, dass sich der Betrieb seit dem zweiten Umzug unter einem Dach mit einem Allgemeinmediziner befindet. „Immer wieder schlagen wir Alternativen vor“, sagt Windhager und bringt das Beispiel eines ergänzenden Krebsmittels, das bei einer Patientin Brechreiz ausgelöst hat. „Wir haben dem Arzt daraufhin angeboten, Zäpfchen statt Tropfen zu machen und einen Wirkstoff gegen Übelkeit hinzuzufügen.“

Apotheker Windhager entwickelte eine gesündere „Kola“-Variante, auch die Taragestaltung ist mit Diskretionsgläsern innovativ gestaltet.

In einem anderen Fall ging es um eine bessere Compliance der konventionellen Therapie. „Mit Einverständnis des Arztes verpackten wir den Wirkstoff in Lutschtabletten mit einem für den Patienten angenehmen Aroma.“ Ein enorm wichtiges Thema ist der Geschmack bei Medikamenten für Haustiere. „Hunde bekommen bei uns Wirkstoff-Leckerlis mit Hühnchen-Geschmack. Speziell für Katzen mischen wir Cremes, die hinters Ohr gerieben werden und von dort aus ihre Wirkung entfalten.“ Für Fachärzte und Endokrinologen ist die Raphael Apotheke nicht zuletzt aufgrund der Herstellung bioidenter Hormone interessant. „Die Indikationen reichen vom Kinderwunsch über Myome und Wechselbeschwerden bis zu Hautproblemen, Schlaflosigkeit oder gar Burn-out.“

Top Secret

Wer an der mit Schindeln verkleideten fünfteiligen Tara die maximale Diskretion sucht, kann in der Raphael Apotheke jene zwei Taraplätze ansteuern, die seitlich mit sogenannten Diskretionsgläsern ausgestattet sind. „Sobald dort jemand steht, springt ein Sensor im Glas an und die Scheiben werden undurchsichtig. Immer diskret, da in einem separaten Raum, läuft die Benützung einer medizinischen Spezialwaage ab, die Muskelmasse, Fett sowie intra- bzw. extrazelluläres Wasser misst und grafisch aufbereitet. Ganz wichtig: Das besonders problematische Viszeralfett am Bauch wird extra ausgewiesen. In Maxglan betreibt Windhager gemeinsam mit einem Arzt ein Abnehminstitut.

APO-Steckbrief:

  • Raphael Apotheke Hans-Schmid-Platz 1, 5020 Salzburg
  • www.raphael-apotheke.at
  • Spezialisierungen: bioidente Hormoncremes, TCM
  • Spezialitäten: Naturkola
  • Services & Dienstleistungen: medizinische Körperanalyse

APOPRIVAT
Mag. Simon Windhager

Erfolg Als junger Aspirant hörte ich von meiner damaligen Chefin: „Der einzig funktionierende Führungsstil ist der autoritäre. Sie sprach zwar aus langjähriger Erfahrung, ich habe mich aber trotzdem für einen anderen Weg entschieden. Für mich geht es im Leben um die Liebe. Job und Beziehungen muss ich also so gestalten, dass es von Herzen kommt. Dazu gehört es, auf sich selber zu achten, sonst kann man weder als Apotheker noch als Unternehmer gut sein. Darüber hinaus vertraue ich den Mitarbeitern und sie halten mir, indem sie sich um die operativen Aufgaben kümmern, für meine Innovationen den Rücken frei.
Laster
Mehlspeisen aller Art. In der Konditorei teste ich mich durch.
Work-Life
Der Wald, vor allem aber meine beiden Kinder Luis, 5, und Livia, 2, beugen Burn-out bestens vor.