Fluorid: für DAS Zahnpasta-Lächeln

Vektor-Zahn-Symbol. Orale Medizin, Stomatologie, zahnmedizinische Konzepte. Weißer Zahn. Grafisches Element des modernen flachen Designs. Vektor-Illustration
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99% des Fluoridbestands des Körpers sind in den Knochen und Zähnen gebunden.² Bei Fluorid-Zufuhr über die Nahrung werden im Hydroxylapatit des Zahnschmelzes Hydroxyd-Ionen gegen Fluorid-Ionen ausgetauscht. Dieser Effekt führt schließlich zur Härtung des Zahnschmelzes und macht ihn somit widerstandsfähiger gegen Säuren. Über diesen Mechanismus können auch Läsionen im Zahnschmelz remineralisiert werden. Darüber hinaus kann Fluorid die glucoseabbauenden Enzyme der Mundbakterien hemmen und so die Entstehung von kariesfördernden Säuren reduzieren.1,2

Die Bioverfügbarkeit von Fluorid ist in freier Form z.B. in Wasser gelöstes Fluorid, besser als in proteingebundener. So werden beinahe 100% von Natriumfluorid in wässriger Lösung absorbiert, wobei bereits bis zu 25% im Magen resorbiert werden. Hauptausscheidungsorgan ist die Niere, weniger als 10% gehen via Darm (unlösliche Calciumsalze) und Schweiß verloren.³

Fluoride waren lange Zeit wichtige Arzneimittel in der Osteoporose-Therapie, da Fluoride schnell zu einer Knochenneubildung führen. Auch die Einlagerung von Fluorid im Hydroxylapatit der Knochen führt zu einer Erhöhung der Knochendichte², doch vermindert sich gleichzeitig die Elastizität. Die Knochen werden dadurch weniger beanspruchbar und damit brüchiger. In der Osteoporosetherapie ist die Fluoridgabe in hohen, nicht physiologischen Dosen heute praktisch nicht mehr indiziert.¹ Auch in der aktuell gültigen AWMF-Leitlinie zur „Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose“ wird eine Therapie mit Natriumfluorid nicht als Behandlungsoption erwähnt.

 

Health Claims

Für Fluorid ist folgender Health Claim4 beschrieben:

„Fluorid trägt zur Erhaltung der Zahnmineralisierung bei.“

Steckbrief

Vorkommen

Fluorid ist in sehr geringen Konzentrationen in fast allen Nahrungsmitteln vorhanden. Besonders fluoridreich sind manche Leitungs- und Mineralwasser (ca. 1mg Fluorid/l) sowie Schwarz- und Grüntee, die Fluorid in den Blättern anreichern, außerdem Seefisch wie z.B. Sardinen, wenn sie mit den Knochen verzehrt werden. Weitere Nährstoffquellen sind Gemüse, Getreide und Fleisch. ¹̛  ³

Bedarf

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung sieht Fluorid unstrittig als sinnvolle Ergänzung an. Der tägliche Bedarf liegt laut DGE bei Erwachsenen je nach Geschlecht zwischen 3,1 und 3,8mg pro Tag. Entscheidend ist zudem der Fluoridgehalt im Trinkwasser. Ab einem Trinkwasserfluoridgehalt von 0,7mg/l sind weder Fluoridtabletten noch fluoridiertes Speisesalz zulässig. ⁵

Mögliches Anwendungsgebiet ¹̛  ³

  • Zur Kariesprophylaxe

Symptome einer Überdosierung

Die therapeutische Breite von Fluoriden ist sehr gering. Bei zu hoher Fluoridzufuhr kann sich eine sog. Fluorose entwickeln. Dies zeigt sich in Form von weißen Schmelzflecken auf den Zähnen. Diese sehen nicht nur unschön aus, auch die Widerstandsfähigkeit ist an diesen Stellen vermindert. ³ Es gibt seltene Einzelfälle akuter Fluoridvergiftungen. Symptome sind meist Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall gefolgt von Koma und Herzstillstand.

Praxistipps

  • Kariesprophylaxe: Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde rät zur kontinuierlichen Anwendung von fluoridhaltigen Zahncremes. Und zwar sollte ab Durchbruch der ersten Milchzähne eine Kinderzahnpasta mit einer Fluoridkonzentration von 0,05% Fluorid (500ppm) verwendet werden. Bis zum zweiten Geburtstag soll nur einmal täglich mit fluoridhaltiger Paste geputzt werden, danach zweimal täglich.
  • Nach Durchbruch der ersten bleibenden Zähne kann auf eine Erwachsenenzahnpasta mit einem Fluoridgehalt von mindestens 1000ppm umgestellt werden.
  • Wird keine fluoridierte Zahncreme verwendet, stehen alternativ Fluoridtabletten zur Verfügung. Es gilt allerdings, die tägliche Gesamtfluoridzufuhr (Trinkwasser, Kochsalz, Babynahrung) des Kindes zu ermitteln, da es bei einer erhöhten Fluoridzufuhr zur Zahnfluorose kommen kann.
  • Fluoridtabletten einmal täglich, am besten abends nach dem Zähneputzen, langsam im Mund zergehen lassen. Bei Kleinkindern können die Tabletten zerkleinert, in etwas Wasser aufgelöst und dem Fläschchen bzw. einer festen Mahlzeit zugegeben werden. Keine Milch!
  • Fluoridtabletten ersetzen keineswegs andere zahnschützende Maßnahmen wie Vermeidung großer Mengen zuckerhaltiger Getränke und Lebensmittel, sowie die richtige Zahnpflege.

 

Im Wechselspiel³

  • Gleichzeitige Einnahme von Milch oder Milchprodukten sowie von calcium-, aluminium- oder magnesiumhaltigen Antazida können die Absorption von Fluorid verringern.
  • Eine salzarme Ernährung steigert die renale Fluoridretention.

Referenzen

  1. Schmiedel Volker, Nährstofftherapie, 4. Auflage 2019, Thieme Verlag
  2. Fuchs N., „Mit Nährstoffen heilen – eine Einführung in die komplexe Orthomolekulare Nährstoff-Therapie“, 3. Auflage 2007, Ralf Reglin Verlag Köln
  3. Biesalski Hans Konrad, Vitamine, Spurenelemente und Minerale – Indikation, Diagnostik, Therapie, 2. Auflage 2019, Thieme Verlag
  4. Verordnung (EU) Nr. 432/2012 der Kommission vom 16. Mai 2012
  5. Deutsche Gesellschaft für Ernährung, dge.de, DACH-Referenzwerte