Molybdän – DAS „Eisen-Schwefel-Spurenelement“
Der menschliche Organismus verfügt durchschnittlich über 10 Milligramm Molybdän.¹ Es ist für den Menschen ein essenzielles Spurenelement und Bestandteil einiger Enzyme, die lebenswichtige biochemische Reaktionen im Körper katalysieren.
Die höchsten Molybdänkonzentrationen im Körper befinden sich in den Knochen (ca. 60%), in der Leber (ca. 20%) und den Nieren.² Molybdän dient im Stoffwechsel als Kofaktor einer Reihe von Metalloenzymen³, und es ist besonders wichtig für den Eisen- und Schwefel-Metabolismus.² Erst 1953 konnte Molybdän als wirksamer Bestandteil eines Enzyms, der Xanthinoxidase, nachgewiesen werden. Die Xanthinoxidase ist ein wichtiges Enzym in der Synthese der Harnsäure aus Purinbasen. Das Enzym oxidiert Hypoxanthin zu Xanthin und anschließend Xanthin zu Harnsäure. Ein optimaler Harnsäurespiegel ist somit von einem normalen Molybdänhaushalt abhängig. Die Xanthinoxidase ist weiters mitverantwortlich für den Eisentransport und die -speicherung. Die molybdänhaltige Sulfitoxidase katalysiert den letzten Schritt beim Abbau schwefelhaltiger Aminosäuren (Cystein, Methionin, Taurin, Glutamin, Homocystein usw.) und sorgt außerdem für den Abbau von toxischen Sulfiten zu Sulfaten.²
Health Claims
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat eine Wirkung für Molybdän für den Menschen als gesichert angesehen, daher ist für Molybdän folgender Health Claim beschrieben:
- Molybdän trägt zu einer normalen Verstoffwechslung schwefelhaltiger Aminosäuren bei.⁴
Steckbrief
Vorkommen
Molybdän ist in allen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln enthalten. Besonders molybdänreiche Nahrungsmittel sind jedoch Hülsenfrüchte (z.B. Erbsen, weiße Bohnen, Linsen), Gemüse (z.B. Rotkraut, Spinat), Getreideprodukte (z.B. Reis, Vollkornweizen), tierische Produkte wie Eier, Fleisch und Innereien (Leber, Niere).1,2 Der Molybdängehalt der Nahrungsmittel kann je nach Bodenqualität (pH, Schwermetalle), Dünger und Viehfutter variieren.²
Bedarf
Der genaue tägliche Bedarf an Molybdän ist nicht bekannt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt nur Schätzwerte für eine angemessene Zufuhr an. Referenzwerte für Molybdän gemäß DACH für Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene: 50-100µg pro Tag.⁵ Die sichere tägliche Höchstmenge (Tolerable Upper Intake Level) für Molybdän liegt laut EFSA bei 600µg pro Tag.⁶
Anwendungsgebiete
Folgende Anwendungsgebiete werden für Molybdän vorgeschlagen:
- Sulfitempfindlichkeit – geschwefelte Nahrungsmittel (Wein, Dörrobst) können u.a. zu folgenden Symptomen führen: abdominelle Krämpfe, Durchfall, Übelkeit, Atembeschwerden, Schwellungen an Händen, Füßen und um die Augen²
- Karies²
- Osteoporose¹
In Gegenden mit hohem Molybdängehalt der Böden findet man weniger häufig Karies. Molybdän könnte über einen verbesserten Einbau von Fluor in das Dentin und den Knochen zur Vorbeugung von Karies und Osteoporose hilfreich sein. Bei Sulfitempfindlichkeit kann ein Versuch mit Molybdän unternommen werden, um den Abbau zu verbessern.¹
Mögliche Mangelsymptome¹
- Müdigkeit, Erschöpfung
- Sulfitallergie
- Haarausfall
- Karies
- Fertilitätsstörungen
- gestörte fetale Entwicklung
- Nierensteine (Xanthinsteine)
Die Molybdän-Kofaktor-Defizienz ist eine seltene, erblich bedingte Stoffwechselerkrankung. Der Molybdän-Kofaktor wird für die Biosynthese der molybdänabhängigen Enzyme benötigt. Die Krankheit verläuft unbehandelt letal.
Praxistipps
- Nahrungsergänzungen mit Molybdän können sinnvoll sein z.B. bei Resorptionsstörungen bedingt durch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn)² und wenn der tägliche Bedarf nicht durch die normale Ernährung gedeckt ist, wie bei Magersucht oder langfristig parenteraler Ernährung.
- Molybdänüberdosierungen durch Supplemente oder Ernährung sind nicht bekannt.
- Eine extrem hohe Molybdänzufuhr (10-15 mg/d) kann gichtähnliche Symptome hervorrufen (die gesteigerte Aktivität der Xanthinoxidase führt zu vermehrter Harnsäurebildung).³
- In der Komplementärmedizin spielt Molybdän als Schüßler-Salz Nr. 33 Molybdaenum metallicum bzw. auch als Sulfuratum D12 eine Rolle, sowie in der Homöopahtie als Molybdaenum metallicum.
Im Wechselspiel
- Mit Arzneimitteln sind keine relevanten Interaktionen bekannt.
- Interaktionen mit Nährstoffen: Kupfer, Sulfat und Wolfram hemmen die Molybdänresorption.³
Quellen
¹ Schmiedel Volker, Nährstofftherapie „Orthomolekulare Medizin in Prävention, Diagnostik und Therapie“, 4. Auflage 2019, Thieme Verlag
² Zimmermann M., Burgersteins Handbuch Nährstoffe, 11. Auflage 2007, Haug Verlag
³ Gröber U., Mikronährstoffe, Metabolic Tuning-Prävention-Therapie, 3. Auflage 2011, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
⁴ Verordnung (EU) Nr. 432/2012 der Kommission vom 16. Mai 2012
⁵ Deutsche Gesellschaft für Ernährung, www.dge.de, DACH-Referenzwerte
⁶ https://www.eucell.de/ernaehrung/ernaehrungslexikon/spurenelemente/molybdaen/ zufuhr.html