Omega-3-Fettsäuren – Fettsäuren mit Grips
Omega-3-Fettsäuren gehören zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren und sind lebensnotwendig. Besonders gut erforscht sind die beiden Vertreter Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA).
Omega-3-Fettsäuren sind als Bestandteile der Phospholipide Bausteine von Zellmembranen.¹ Sie sind u.a. Ausgangssubstanzen für die Bildung von Eicosanoiden¹, darunter Thromboxane und entzündungshemmende Botenstoffe wie Leukotriene der 5-er Reihe und Prostaglandine der 3-er Reihe.² Dadurch haben sie Einfluss auf die Blutgerinnung, Vasokonstriktion und die Inflammation.² Physiologische Gegenspieler sind die aus der Arachidonsäure gebildeten Prostaglandine der 2-er Reihe und Leukotriene der 4-er Reihe, die entzündungsfördernde Botenstoffe freisetzen. In Form der Glycerophosphatide sind sie zudem wesentlich am Transport von Fetten und Cholesterol beteiligt.¹
Omega-3-Fettsäuren zeigen kardioprotektive Wirkungen durch antiarrhythmische, antithrombotische, antiphlogistische und antioxidative Effekte, sie senken erhöhte Blutfette (v.a. Triglyceride), sind beteiligt an der Gehirn- und Nervenentwicklung.³
Forschungsergebnisse der letzten Jahre verdeutlichen die differente Wirkung der beiden Omega-3-Fettsäuren. DHA ist die wichtigste Omega-Fettsäure im Gehirn und hat besondere Bedeutung für die kognitive Entwicklung und Leistungsfähigkeit. Im Zusammenhang mit koronaren Herzerkrankungen, Störungen der Blutfette und Entzündungen steht aber EPA im Vordergrund.³
Health Claims ⁴
Folgende Health Claims sind für DHA und EPA beschrieben:
- DHA trägt zur Erhaltung einer normalen Gehirnfunktion bei.
- DHA trägt zur Erhaltung normaler Sehkraft bei.
- EPA/DHA: EPA und DHA tragen zu einer normalen Herzfunktion bei.
Steckbrief
Vorkommen
Produzenten der Omega-3-Fettsäuren sind bestimmte Mikroalgen¹ wie die Ulkenia- oder die Schizochytriumalge.³ Sie dienen dem Zooplankton und damit indirekt Fischen als Futter.¹ Einen hohen Gehalt an EPA/DHA weisen fettreiche Meereskaltwasserfische wie Thunfisch, Lachs, Makrele, Hering und Sardine auf.¹ Diese reichern über den Verzehr der Mikroalgen Omega-3-Fettsäuren in ihren Zellmembranen und Fettgewebe ein. Die zellulären Membranen der Tiere bleiben so durch einen hohen Omega-3-Gehalt bei niedrigen Temperaturen flexibel.³ Beim Braten der Fische verringert sich der Gehalt an EPA und DHA.¹
Anwendungsgebiete
- Primär- und Sekundärprophylaxe von Herz-Kreislauf-Erkrankungen¹
- Zur Prophylaxe eignen sich Dosierungen von ca. 1 g EPA/DHA, im Rahmen von Therapien liegt die Dosierung bei 1,5–6 g/d³
- therapeutisch begleitend bei Allergien, Asthma, COPD³
- bei Depressionen, Demenz, Morbus Alzheimer³
- zur Unterstützung bei ADHS³
- begleitend bei rheumatoider Arthritis, entzündlichen Darmerkrankungen, diabetisch bedingten chronischen Entzündungen¹
- Schwangerschaft/Stillzeit¹,³
- Sicca-Syndrom – Omega-3-Fettsäuren bewirken eine positive Veränderung des Meibom-Sekrets⁵
Bedarf
Die tägliche Zufuhr an EPA und DHA sollte zusammen mindestens 0,1–0,2 g, besser jedoch 0,3–0,4 g betragen.1,3
Die empfohlene Menge lässt sich, abhängig von der gewählten Fischsorte, über ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Woche abdecken, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung.⁶ Schwangeren (ca. ab der 25. Schwangerschaftswoche) und stillenden Müttern wird empfohlen, DHA zu supplementieren¹, um Wachstums- und Entwicklungsstörungen des Fötus und Säuglings zu vermeiden. Ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren besteht besonders bei Vegetariern, die keinen Fisch essen.¹
Ein erhöhter Bedarf besteht u.a. im Wachstum, bei entzündlichen, chronisch-degenerativen Erkrankungen, geringem Fischkonsum, Allergien, Morbus Alzheimer, Diabetes, Psoriasis, Rheuma.³
Mögliche Mangelsymptome³
- erhöhte Infektanfälligkeit
- trockene, schuppige Haut
- erhöhte Atopie- und Ekzemneigung
- trockene Augen
- bei DHA-Mangel in der Schwangerschaft: Störungen der geistigen Entwicklung, des Sehvermögens und des Wachstums des Kindes, Konzentratiosstörungen, Auffälligkeiten in der Entwicklung und dem Verhalten
Praxistipps
- NEM mit Omega-3-Fettsäuren sollten am besten zu den Mahlzeiten eingenommen werden.
- Um unerwünschte Lipidperoxidationen zu vermeiden, ist eine Kombination mit Antioxidanzien wie z.B. Vitamin E wichtig. Eine erhöhte Einnahme von Omega-3-Fettsäuren erhöht auch den Bedarf an Vitamin E!
- Omega-Fettsäuren werden nur langsam in die Zellwände eingebaut, sodass nur eine regelmäßige, langfristige Einnahme sinnvoll ist.
- Ein anerkannnter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist der HS-Omega-3-Index. Dieser gibt den prozentualen Gehalt von EPA und DHA in den Erythrozyten an. Der herzschützende Zielbereich des HS-Omega-3-Index liegt bei 8–11%.⁷
Quellen:
¹ Teuscher E. Lindequist U., Biogene Arzneimittel, 8. Auflage 2020
² https://flexikon-mobile.doccheck.com/de/Omega-3-Fetts%C3%A4ure
³ Mikronährstoff-Coach, Das große BIOGENA-Kompendium der Nährstoffe, 4. Auflage 2020, Verlagshaus der Ärzte
⁴ Verordnung (EU) Nr. 432/2012 der Kommission vom 16. Mai 2012
⁵ Wedrich, Schmut, Rabensteiner, Trockenes Auge „Alles zum Sicca-Syndrom“, 2. Auflage 2014, Verlagshaus der Ärzte
⁶ Deutsche Gesellschaft für Ernährung https://dge.de/presse/pm/regelmaessig-fisch-auf-den-tisch/
⁷ Gröber/Kisters, Arzneimittel als Mikronährstoff-Räuber, 1. Auflage 2015, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
⁸ Gröber U., Arzneimittel und Mikronährstoffe, 3. Auflage 2014, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart