Hyaluronsäure – Wasserspeicher mit zahlreichen Talenten

Tafel mit der chemischen Formel von Hyaluronsäure
iStock/Zerbor

Physiologie

Hyaluronsäure (=HA) gehört zu einer Untergruppe der Polysaccharide, den sog. Glykosaminoglykanen¹, und ist wie Kollagen ein wichtiger Bestandteil der extrazellulären Matrix.² HA ist ein lineares Polysaccharid aus sich wiederholenden Einheiten von je einem Molekül D-Glucuronsäure und N-Acetyl-D-glucosamin.³ Durch die Wiederholung der beiden Bausteine entstehen Polymere mit einer Molekülmasse von 500 bis 2000 kDa.²

Als klare, zähe Flüssigkeit zeichnet sich die Hyaluronsäure durch ein extrem hohes Wasserbindungsvermögen aus (1g bindet bis zu 6 Liter Wasser).⁴ Aufgrund dieser Fähigkeit verleiht HA dem Gewebe Festigkeit und Elastizität.⁵ Weiters spielt HA eine wichtige Rolle während des gesamten Wundheilungsprozesses, beginnend bei der Blutgerinnung über die Entzündungsphase und Proliferation bis hin zur Epithelisierung einschließlich Remodellierungsphase (Vernarbung). Nach der Entstehung einer Verletzung wird die Syntheseleistung an HA gesteigert und somit die Gewebereparatur kontrolliert. Es werden Fibroblasten angelockt, die zum Aufbau der Extrazellularmatrix benötigt werden und somit die Wundheilung beschleunigen. Interessant ist auch, dass durch eine hyaluronsäurereiche Matrix die Einlagerung von Kollagen vermindert wird und es damit zu einer verringerten Narbenbildung kommt.⁶ HA ist weiters an der Neubildung von Blutgefäßen beteiligt.⁶ Diese Erkenntnis könnte einen positiven Einfluss auf das Tumorwachstum haben.

Health Claim

Für Hyaluronsäure liegt kein Health Claim vor.⁷

Steckbrief

Vorkommen

Rund die Hälfte des körpereigenen Hyaluronsäurevorkommens befindet sich in der Haut⁶, insbesondere der Lederhaut. Weiters ist die HA ein wichtiger Bestandteil der Bandscheiben, des Bindegewebes, der Knorpel und Knochen sowie des Glaskörpers des Auges und der Synovialflüssigkeit der Gelenke.² Die Gewinnung erfolgt heute kaum noch durch Isolierung aus Hahnenkämmen, sondern wird vorwiegend biotechnologisch mithilfe von nicht humanpathogenen Streptococcus-Arten gewonnen.²

Anwendungsgebiete

  • Aufgrund der Funktion als „Gelenksschmiere“ bzw. „Stoßdämpfer“: bei degenerativen Erkrankungen z.B. der Kniegelenke, intraartikulär appliziert (sog. Viskosupplementation, ED 20 mg, in wöchentlichen Abständen)²
  • Zur Verbesserung der Wundheilung bei Ulzera, Dekubitus und Verbrennungen³
  • Zusatz von Tränenersatzflüssigkeiten zur Erhöhung der Viskosität²
  • Zusatz in Nasensprays, um der Austrocknung der Nasenschleimhäute entgegenzuwirken¹
  • Lutschtabletten mit einer Kombination aus Hyaluronsäure, Xanthan und Carbomer bilden beim Lutschen ein feuchthaltendes Hydrogel auf der Schleimhaut und lindern Halsbeschwerden²
  • Bestandteil in Vaginalgelen und -zäpfchen bei Scheidentrockenheit²
  • Zur Behandlung von Zahnfleischerkrankungen, beschleunigt die Wundheilung nach einer Zahnoperation und lässt Geschwüre schneller abheilen⁸
  • Einsatz in der ästhetischen Medizin, z.B. für das „Aufspritzen“ der Lippen, Korrektur von Linien und Falten, Volumenauffüllung bei Narben und Schwangerschaftsstreifen³
  • Als Bestandteil von Hautpflegeprodukten zur Bewahrung und Erhöhung der Hautfeuchtigkeit bei trockener Haut² (wobei nur niedermolekulare HA < 50 kDa in die Haut eindringen kann), meist verwendeter Wirkstoff in der Anti-Aging-Kosmetik⁵

Praxistipps

Mit zunehmendem Alter nimmt der HA-Gehalt im Körper ab, dies macht sich u.a. bemerkbar durch dünne, trockene Haut, Bindegewebsschwäche, Fältchenbildung, trockene Augen, schmerzende Gelenke, abnehmende Beweglichkeit, verzögerte Wundheilung. Untersuchungen, die zum Thema trockene Haut und HA durchgeführt wurden, zeigen, dass HA den Feuchtigkeitsgehalt der Haut erhöht und somit zu gesünderer Haut beiträgt.

  • Gewürze wie Kurkuma, Safran, Petersilie und Koriander kurbeln die Hyluronsäureproduktion an. HA findet sich weiters in Fleisch von Lamm, Kalb, Rind sowie Truthahn und Ente, aber auch in Kiwis und Lebertran.
  • Bei NEM mit Hyaluronsäure sind die Einnahmevorschriften des jeweiligen Präparates einzuhalten, wobei die Einnahme von HA zumeist zwischen den Mahlzeiten erfolgen sollte.
  • Nebenwirkungen nach intraartikulärer Applikation: Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle

Im Wechselspiel

Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Interaktionen mit Arzneimitteln oder anderen Nährstoffen bekannt.⁹

Quellen

  1. Wedrich, Schmut, Rabensteiner, Trockenes Auge „Alles zum Sicca-Syndrom“, 2. Auflage 2014, Verlagshaus der Ärzte
  2. Teuscher E. Lindequist U., Biogene Arzneimittel, 8. Auflage 2020
  3. https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=hyalurons%C3%A4ure
  4. Hunnius, Pharmazeutisches Wörterbuch, 8. Auflage, de Gruyter, 1998
  5. GD-Gesellschaft für Dermopharmazie e.V.1 13.März 2017, Leitlinie der GD Gesellschaft für Dermopharmazie „Dermokosmetika gegen Hautalterung“
  6. Hoppe, Wund(er)mittel Hyaluronsäure, Die Schwester Der Pfleger, 45. Jahrg. 5/06
  7. Verordnung (EU) Nr. 432/2012 der Kommission vom 16. Mai 2012
  8. https://www.meduni.com/wissenschaftliche-studien-zur-wirkung-von-hyaluronsaere/
  9. https://www.mikronaehrstoffcoach.com/de/at/mikronaehrstoffe/micronutrient.hyaluronsaeure.html