D-Mannose – „kleiner“ Zucker ganz groß

D-Mannose ist ein mit Glukose verwandter Zucker
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D-Mannose ist ein in der Natur vorkommender Einfachzucker. Ihren Einsatz findet die D-Mannose in der Prävention und Zusatzbehandlung von Harnwegsinfekten.

Die Mannose, syn. Carubinose, ist ein C2-Epimer der Glucose. Als D-Mannose ist es eine natürliche Hexose aus der Gruppe der Aldosen und Baustein zahlreicher pflanzlicher Polysaccharide. Im Organsimus ist D-Mannose hauptsächlich Bestandteil von Membranen.1,2

Die Wirkung der D-Mannose war in den letzten Jahren Gegenstand einiger klinischer Studien, denn dieser Zucker soll die Anhaftung von Pathogenen an das Epithel der Harnwege wirksam herabsetzen und dazu beitragen, ein erneutes Auftreten von Infektionen physikalisch zu verhindern.3,4

Uropathogene Bakterien, wie Escherichia coli (UPEC), bilden Zellanhänge sog. Fimbrien aus, um sich an die Schleimhaut der ableitenden Harnwege anheften zu können. Diese Fimbrien wiederum produzieren Adhäsine (FimH-Adhäsin), die an kohlenhydrathaltige Glykoprotein-Rezeptoren auf dem Epithel der Harnwege binden. Da die D-Mannose in der Struktur der Bindungsstelle der urothelialen Glykoproteinrezeptoren ähnlich ist, bindet D-Mannose an das FimH-Adhäsin, das an der Spitze der Fimbrien vom Typ-1 der Enterobakterien sitzt, blockiert dieses und wirkt als kompetitiver Inhibitor der Bakterienadhärenz. In ausreichender Konzentration im Urin bewirkt D-Mannose eine Sättigung der FimH-Adhäsine und verhindert die Bindung der Bakterien an die Urothelrezeptoren. So wird die Anheftung der Bakterien an die Blase und das Eindringen in die Urothelzellen verhindert. Ein Ausspülen der Bakterien mit dem Harn wird ermöglicht.³

Eine Resistenzentwicklung ist bei dieser Art der Inaktivierung der Bakterien nicht bekannt.⁴

Health Claims

Für D-Mannose liegen keine Health Claims vor.⁵

Steckbrief

Vorkommen

D-Mannose kommt in der Natur bzw. in Lebensmitteln selten in freier Form vor, sie ist jedoch verbreitet als Strukturelement zahlreicher hochmolekularer Polysaccharide (Mannane, z.B. in Algen, Hefen und in höheren Pflanzen wie z.B. in Johannisbrotsamen) und kann durch deren hydrolytische Spaltung gewonnen werden.2,6 Manna, ein Ausscheidungsprodukt der Mannaesche, weist einen hohen Gehalt an Mannose auf.² Weiterhin ist Mannose Bestandteil von Glycosiden und Glycoproteinen (Ovomucoid des Eiklar, Blutgruppensubstanzen u.a.) und als solche an wichtigen zellulären Regulationsfunktionen beteiligt.⁶ D-Mannose wird auch vom Körper in geringen Mengen selbst hergestellt (z.B. Harnwege).

Hinweis: Der Einfachzucker kann zwar vom Körper aufgenommen werden, die Nieren halten die D-Mannose jedoch kaum zurück, weshalb der Großteil nicht verwertet und über den Urin ausgeschieden wird.9,10

Anwendungsgebiete

Die D-Mannose kann zur Prävention von Harnwegsinfekten eingesetzt werden, um entweder eine Blasenentzündung komplett zu verhindern oder nach einer überstandenen Zystitis ein Rezidiv zu vermeiden. Auch zur unterstützenden Behandlung ist D-Mannose gemeinsam mit einer Antibiotikatherapie geeignet. In Studien zeigt sich aufgrund der unterschiedlichen Wirkmechanismen ein synergistischer Effekt.⁴

Mit einem Empfehlungsgrad C (offene Empfehlung, „kann“ verwendet werden) empfiehlt die interdisziplinäre S3-Leitlinie „Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten“ D-Mannose bei häufig rezidivierender Zystitis der Frau.⁷ Angeführt wird in der Leitlinie, dass 2g Mannose pro Tag in einem Glas Wasser in einer unizentrischen dreiarmigen prospektiven, kontrollierten, offenen Studie gegenüber Placebo und Nitrofurantoin die Rate an Harnwegsinfektionen statistisch signifikant senkten, bei gleichwertiger Wirkung gegenüber der Langzeitprävention mit Nitrofurantoin. In der Mannose-Gruppe traten signifikant weniger Nebenwirkungen auf als in der Nitrofurantoin-Gruppe.7,8

Praxistipps

Für die richtige Dosierung der D-Mannose ist die jeweilige Fachinformation zu beachten.

  • Zur unterstützenden Begleittherapie: 2- bis 3-mal tägliche Einnahme für ca. 5 Tage (Dosierschema laut Hersteller beachten), die Einzeldosis beträgt zumeist 2–3g D-Mannose
  • Präventive Behandlung: Empfohlen wird eine Einnahme von 2g D-Mannose einmal täglich, vorzugsweise abends. Die Einnahme ist über einen Zeitraum von bis zu 30 Tagen möglich.
  • Nebenwirkungen: Bei der für eine therapeutische Wirkung notwendigen Dosierung wurden keine Nebenwirkungen festgestellt, außer einer individuellen Unverträglichkeit, die zu Übelkeit, Blähungen und weichem Stuhl führen kann.
  • Schwangerschaft und Stillzeit: Eine Anwendung ist nur nach Absprache mit einem Arzt empfohlen.
  • D-Mannose beeinflusst die Glucosespiegel im Blut nicht wesentlich und ist deshalb auch für Diabetiker geeignet.
  • Je nach Präparat nicht unter 14 bzw. 18 Jahren anwenden.

Im Wechselspiel

D-Mannose wird nur zu einem kleinen Teil im Körper verstoffwechselt⁹ und daher sind keine Wechselwirkungen zu erwarten. Auch laut Herstellerangaben sind keine Wechselwirkungen bekannt.

Quellen

1. Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mannose
2. Hunnius, Pharmazeutisches Wörterbuch, 8. Auflage, de Gruyter, 1998
3. Altarac S., Papeš D.: Use of d-mannose in prophylaxis of recurrent urinary tract infections (UTIs) in women. BJU Int 2014; 113:9–10
4. Maria Clementine Martin Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mit beschränkter Haftung; https://www.der-niedergelassene-arzt.de/kommcenter/harnwegsinfekte/news-details/hwi/d-mannose-einzigartiges-wirkprinzip-ohne-resistenzrisiko
5. Verordnung (EU) Nr. 432/2012 der Kommission vom 16. Mai 2012
6. „D-Mannose – Lexikon der Ernährung“ https://www.spektrum.de/lexikon/ernaehrung/d-mannose
7. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/043-044.html
8. Kranjčec B. et al.: D-mannose powder for prophylaxis of recurrent urinary tract infections in women: a randomized clinical trial. World J. Urol. 2014; 32(1):79–84
9. Konrad D.: Harnwegsinfektionen und Querschnittlähmung: Helfen D-Mannose und L-Methionin? Der-Querschnitt-de 2020; https://www.der-querschnitt.de/archive/25273
10. Gröber U.: Mikronährstoffe – Metabolic Tuning – Prävention – Therapie. 3. Auflage, Wissenschaftliche VerlagsgesmbH 2011