Grüntee-Catechine – „die Ergänzung zum gesunden Lebensstil“

Schönes grünes Teeblatt mit Wasser in der Teeplantage. Frisches Teeblattkonzept.
iStock/Shelyna Long

Grüner Tee zählt zu den gesündesten Lebensmitteln überhaupt und ist besonders reich an bioaktiven Pflanzenstoffen, den Catechinen. Catechine sind Polyphenole aus der Gruppe der Flavonoide, wobei Epigallocatechingallat (EGCG) als besonders wertvoll gilt.

Physiologie

Hauptvertreter der Catechine sind die Diastomerenpaare (+)-Catechin und (-)-Epicatechin sowie (+)-Gallocatechin und (-)-Epigallocatechin. Sie sind Inhaltsstoffe des unfermentierten Tees, wobei Epigallocatechin-3-gallat die Hauptkomponente und den Hauptwirkstoff der Blätter des Grünen Tees, Camellia sinensis, bildet.1 Nicht-Teetrinkern stehen Grüntee-Extrakte in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zur Verfügung. Catechine werden bereits bei der Aufnahme im Jejunum und ebenso in der Leber metabolisiert. Dort können sie glucuronidiert, sulfatiert oder methyliert werden.1,2 Anschließend kommt es zur Elimination über die Galle.

Catechinverbindungen wird eine hohe antioxidative Aktivität zugeschrieben.1,3 Sie können freie Radikale abfangen, die durch Oxidation Zellschädigungen hervorrufen, und damit Reaktionen verhindern, die zur Entartung von Zellen und letztendlich zu Tumoren führen können. Aufgrund neuroprotektiver Eigenschaften werden sie auch zunehmend in der Demenzforschung untersucht.3 Besonders Epigallocatechingallat soll zu einer Reduktion der kardiovaskulären Morbidität führen. Weiters hemmt es das Karies verursachende Bakterium Streptococcus mutans und soll auch tumorpräventive Wirkung besitzen.1 Catechine gelten zudem als selektive Modulatoren der Sirtuine, wodurch sie einen positiven Effekt auf den Alterungsprozess ausüben.

Catechine sind auch für den Einsatz von Trockenextrakten aus Grünem Tee als Bestandteil von Salben zur Bekämpfung von Feigwarzen verantwortlich (Veregen® 10% Salbe, 55–72% Epigallocatechin-3-gallat, Rp!)1,7

Health Claim

Für Catechine bzw. EGCG liegt kein Health Claim vor.4

Steckbrief

Vorkommen: Als sekundäre Pflanzenstoffe werden Catechine nur von Pflanzen synthetisiert und kommen in hohen Mengen im Grüntee vor, bis zu 40% der trockenen Blattmasse bestehen aus Catechinen. (Schwarztee: 3–10%). Catechine findet man auch in anderen Teesorten (Weißtee, Olong), in verschiedenen Obstsorten, in Schokolade mit hohem Kakaoanteil sowie in Wein, vor allem Rotwein.

Mögliche Anwendungsgebiete:1

  • Schutz der Zellen durch freie Radikale
  • Prophylaxe kardiovaskulärer Erkrankungen
  • Prävention und Rezidiv-Prophylaxe von Tumorerkrankungen (insb. Darmkrebs) und Amyloidose
  • Schutz vor Karies
  • Bekämpfung von Feigwarzen

Bedarf: Eine Einnahme von ca. 300mg EGCG/Tag aus Supplementen wird als sicher angesehen („tolerable upper intake level“). Die EFSA gelangte zu dem Schluss, dass Catechine aus Grüntee-Aufgüssen und ähnlichen Getränken im Allgemeinen sicher sind. Werden sie jedoch als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, können Catechine in Dosen von 800mg/Tag oder darüber jedoch gesundheitliche Bedenken hervorrufen.5

CAVE: Ab einer Tagesdosis von 800mg EGCG als Supplement verabreicht, sind Leberschäden zu befürchten. Solche Effekte werden selbst durch ausgeprägten Konsum des Grüntees in Aufgussform aber nicht beobachtet!5

Praxistipps

  • Die Einnahme von Grünteesupplementen erfolgt am besten zwischen den Mahlzeiten.
  • Die Tagesdosis sollte über den Tag verteilt eingenommen werden.
  • Um eine ausreichend hohen Konzentration an Catechinen im Tee zu erzielen, sollte die Ziehzeit mindestens drei bis fünf Minuten betragen. Je länger die Ziehzeit, umso bitterer der Geschmack. Als optimale Brühtemperatur eignet sich eine Temperatur von 85°C. Bereits nach drei Minuten ist der EGCG-Gehalt am höchsten.6
  • Ad Veregen® 10% Salbe Cave: Eine Applikation in Vagina, Urethra oder Anus muss unbedingt vermieden werden. Frauen, die Tampons benutzen, sollten diese vor dem Auftragen der Salbe einführen.7

Quellen

1 Teuscher/Lindequist/Melzig, Biogene Arzneimittel – Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie, 8. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart

2 Hahn A, Ströhle A, Wolters M: Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie. 3. Auflage 2016, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart

3 Pervin et al.: Beneficial Effects of Green Tea Catechins on Neurodegenerative Diseases. Molecules. 2018 May 29; 23 (6)

4 Verordnung (EU) Nr. 432/2012 der Kommission vom 16. Mai 2012

5 Scientific opinion on the safety of green tea catechins, in EFSA-Journal 2018;16(4):5239

6 Bhagwat S, Haytowitz DB, Holden JM: USDA Database for the Flavonoid Content of Selected Foods. Release 3.1, December 2013 Slightly revised, May 2014

7 Fachinformation Veregen® 10% Salbe, Stand der Information Juli 2012

8 Karin Schlesier: Untersuchungen zum Polyphenolspektrum und zur antioxidativen Aktivität von Tee, Analyse von Catechinen in Tee und Untersuchungen zu Wechselwirkungen zwischen Teepolyphenolen und Eisen in vitro und anhand einer Humanstudie, 2008, VDM Verlag Dr. Müller