7. Juni 2019Adjuvante Chemotherapie bei Frauen

Daten zu Patientinnen unter 50 Jahre mit frühem Brustkrebs am ASCO präsentiert

Bei der Entscheidung für oder gegen eine adjuvante Chemotherapie bei Frauen mit frühem Brustkrebs können klinisch-pathologische Faktoren und der Reccurence-Score, der auf einem 21-Gen-Assay basiert, Hilfestellung in Bezug auf das Rückfallrisiko bieten. Was die Kombination von klinischem Risiko und Score bringt, erklärte Professor Dr. Joseph A. Sparano, Montefiore Medical Center und Albert Einstein Cancer Center, New York.

Der Recurrence-Score® liefert Werte auf einer Scala von 0 bis 100, mit denen das Risiko für Fernmetastasen beurteilt werden kann. Frauen mit frühem Brustkrebs (HR+, HER2-, ohne axillären Lymphknotenbefall), die mit dem Oncotype DX®-Test untersucht wurden und einen Recurrence-Score von ≥ 26 aufweisen, wird eine Chemotherapie empfohlen, Frauen mit einem Wert < 10 dagegen nicht. Die meisten Frauen fallen mit Score-Werten von 11–25 in einen Bereich zwischen diese Werte.1,2 Nach den bereits publizierten Langzeit-Daten der TAILORx-Studie haben Frauen in diesem intermediären Bereich eine vergleichbare Überlebensrate, gleichgültig, ob sie eine adjuvante Chemotherapie erhalten haben oder nicht.2

Am ASCO-Jahreskongress 2019 stellte Prof. Sparano Daten aus der Sekundäranalyse der TAILORx-Studie mit Patientinnen unter 50 Jahren vor. Die Patientinnen waren an Burstkrebs im Frühstadium, HR+ und HER2-, ohne axilären Lymphknotenbefall erkrankt. Ziel dieser Sekundäranalyse war es zu prüfen, ob das klinische Risiko und die Ergebnisse des Recurrence-Score weitere prognostische und prädiktive Informationen bei dieser Subgruppe liefern können.3

Ein geringes klinisches Risiko war definiert als Tumorgrösse ≤ 3cm und niedrigem histologischem Grad bzw. ≤ 2cm und mittlerem histologischen Grad bzw. ≤ 1cm und hohem histologischen Grad. Ein hohes klinisches Risiko wurde angenommen, wenn die Kriterien für niedriges Risiko nicht erfüllt waren.

< 50 Jahre das klinische Risiko berücksichtigen

Frauen im Alter von 50 Jahren oder jünger, die nur eine endokrine Therapie erhalten, haben nach neun Jahren eine geschätzte Fernrezidivrate von 5 % (≤ 1,8 ± 0,9 %), unabhängig vom klinischen Risiko, wenn ihr Recurrence-Score mit 0–10 niedrig ist.

Die Fernrezidivrate berechnet sich auf 4,7 ± 1% bei intermediärem Recurrence-Score von 11–25 und niedrigem klinischem Risiko bei alleiniger endokriner Therapie. Bei einem hohen klinischen Risiko und einem intermediären Recurrence-Score unter alleiniger endokriner Therapie beträgt die Fernrezidivrate 12,3 ± 2,4%. Für Frauen mit einem hohen Recurrence-Score und Chemotherapie wurde eine Fernrezidivrate von 15,2 ± 3,3% berechnet.

Das klinische Risiko liefert zusätzliche prognostische Informationen: Die neue Analyse weist darauf hin, dass bei Patientinnen im Alter bis zu 50 Jahren mit einem Recurrence-Score von 16–20 die Integration des klinischen Risikos zusätzliche Information zum Test Oncotype DX® liefern kann.

Der Test ist mittlerweile in den wichtigsten internationalen Leitlinien enthalten. Auch die American Society of Clinical Oncology empfiehlt in ihren aktuellen Guidelines, sich bei Patientinnen mit lymphknotennegativem Mamakarzinom im Frühstadium bei der Entscheidung für oder gegen eine Chemotherapie anhand des Onyotype DX®-Tests und der Ergebnisse der TAILORx-Studie zu orientieren.4

Referenzen:

  1. Geyer CE Jr et al. 21-gene assay as predictor of chemotherapy benefit in HER2-negative breast cancer. NBJ Breast Cancer 2018; 4: 37.
  2. Sparano JA et al. Adjuvant chemotherapy guided by a 21-gene expression assay in breast cancer. N Engl J Med. 2018; 379: 111–121.
  3. Sparano JA et al. Clinical and genomic risk to guide the use of adjuvant therapy for breast cancer. N Engl J Med 2019; 380(25): 2395–2405. 55th ASCO Annual Meeting, 2019; Abstract 503.
  4. Andre F et al. Use of biomarkers to guide decisions an adjuvant systemic therapy for women with early-stage invasive breast cancer: ASCO clinical practive guiedline update – integration of results from TAILRORx. https://ascopubs.org/doi/full/10.1200/JCO.19.00945