9. März 2016Adipositas permagna

Chemoembolisation gegen Adipositas?

„Get lean“ (dt. werde schlank) – das klingt wie die Werbekampagne eines Abnehmprodukts, ist aber der Name einer laufenden Pilotstudie zur Gewichtsreduktion durch interventionelle Embolisation von Magenarterienästen. Dr. Mubin Syed, Dayton Interventional Radiology in Dayton, stellte die vorläufigen Ergebnisse auf der Jahrestagung der Radiological Society of North America 
vor.

Embolisation soll Hunger-Hormon Ghrelin reduzieren

Bei der Methode schieben die Radiologen einen Katheter über die Leiste oder das Handgelenk zum Truncus coeliacus vor und spritzen kleine Kügelchen – sogenannte Mikrosphären im Durchmesser von 300 µm bis 500 µm – in die A. gastrica sinistra. Die biokompatiblen Partikel „verstopfen“ dann periphere Gefäßäste. Eigentlich dient das Verfahren der Notfallbehandlung von Ulkusblutungen, doch jetzt lautet die Idee dahinter: Infolge der Embolisation wird in den Magenzellen weniger Ghrelin gebildet. Dieses Hormon regt nachweislich den Appetit an und ist ein Mitgrund für erfolglose Diäten.

Bisher behandelten die interventionellen Radiologen vier Patienten mit Adipositas permagna (BMI ≥ 40), bei denen alle bisherigen Maßnahmen zur Gewichtsreduktion, von Diät bis Verhaltensänderung, versagt hatten. Patient Nummer eins – lediglich 1,50 m klein – verlor in den ersten neun Monaten postinterventionell 25 kg, die Behandelten Nummer zwei und drei nahmen leicht ab.

Erfolgreich mit wenig Nebenwirkungen

Bei dem vierten Fettleibigen kam es in den ersten drei Monaten zu einer deutlichen Gewichtsreduktion von 13 kg, berichtete Dr. Syed. Dieser Patient war auch der erste Diabetiker, der an der Studie teilnahm. Der Radiologe findet diesen Erfolg besonders wichtig, denn schließlich hängt die Stoffwechselkrankheit stark mit Adipositas zusammen. Gravierende Nebenwirkungen durch die neue Therapie traten bisher nicht auf.

Bei allen vier Probanden wurde ein radialer Gefäßzugang gewählt. Gerade für Übergewichtige ist dieser Weg sicherer und komfortabler, da sich die Leistenpunktion bei ihnen mitunter schwierig gestalten kann, so die Erfahrung des Radiologen. Die Erprobung der minimalinvasiven Methode steckt aber noch in den Kinderschuhen. Bariatrische Eingriffe bleiben daher zunächst das Verfahren der Wahl, wenn bei extrem Adipösen keine der konservativen Therapieoptionen greift.

Quelle: Radiological Society of North America, 101ST Scientific Assembly and Annual Meeting, Chicago, 2015