9. März 2014Verumtherapie mit Placebo-Massnahmen

Placebo ist nicht gleich Placebo!

Um herauszufinden, ob verschiedene Placebo-Behandlungen unterschiedlich anschlagen, führten Forscher des Psychologischen Instituts der Ludwig-Maximilians-Universität München eine Metaanalyse zur Migräneprophylaxe durch. Sie werteten die Ergebnisse von 79 Studien mit insgesamt 9278 Patienten aus. Seit rund 18 Jahren litten die Probanden bereits an Migräne.

In den Untersuchungen wurde die jeweilige Verumtherapie mit Placebo-Massnahmen verglichen. Als Therapie-Responder galten all jene Patienten, bei denen sich im Zuge der Behandlung die Frequenz der Migräneattacken um mindestens 50 % reduzierte.

Placebo: Mit Nadel und Skalpell den Kopfschmerz vertreiben

In der Metaanalyse stellte sich her­aus, dass eine Scheinakupunktur einen deutlich besseren Effekt erzielte als eine orale Placebo-Pharmakotherapie. Ähnliches galt für die Placebo-Chirurgie – durchgeführt in Form von Hautschnitten an der Leiste (hierzu gab es zwei Studien). Die orale Placebogabe von naturheilkundlichen Mitteln, Homöopathika oder Vitaminen war hingegen nicht wirksamer als die Placebo-Pille. Auch für Scheininjektionen von Pharmaka ließ sich kein Vorteil ermitteln. Das Gleiche galt für Scheinbehandlungen mit elektromagnetischen Signalen und kognitiver Therapie.

Die Untersuchung ist insofern ein weiteres Indiz dafür, dass Placebo-Massnahmen durchaus klinisch relevante Ergebnisse liefern können, so das Fazit der Experten. Dies gilt offenbar besonders für umfassende und beeindruckende Behandlungsrituale. Auf diese Weise wird möglicherweise die Erwartungshaltung erhöht, was sich wiederum positiv auf die Erfolgsquote der Maßnahmen auswirkt.

Quelle: K. Meissner et al., JAMA Intern Med doi:10.1001/jamainternmed.2013.10391