18. Juni 2013Patient präsentiert sich mit einer Herzinsuffizienz

Guideline konformes Management der Herzinsuffizienz

Dozent zeigt ein Herzmodell
iStock/SDI Productions

Steckbrief, 68 Jahre, chronische Herzinsuffizienz und Anämie

Der 68 Jahre alte Patient präsentiert sich mit einer Herzinsuffizienz, ohne Zeichen einer Kongestion, und einer EF von 32 %. NYHA II trotz Guideline-konformer Therapie mit Lisinopril, Carvedilol, Eplerenon und Furosemid.

  • persönliche Anamnese: anteriorerHerzinfarkt vor 6 Jahren
  • Status: BD 116/74 mmHg, Puls 72/min, QRS: 104ms
  • Labor: ProBNP 1245 pg/ml, Kreatinin 112 µmol/l, Hb 102 g/l, Ferritin 80 µg/l, TSAT

Initiale Abklärung des Eisenstatus empfohlen

Der Eisenmangel ist ein unabhängiger Prädiktor für eine ungünstige Prognose bei chronischer Herzinsuffizienz.1 Durch dessen konsequente Korrektur kommt es zu einer signifikanten Besserung von Beschwerden und Verminderung funktioneller Einschränkungen.2

Herr Professor Noll, trotz lege artis behandelter Herzinsuffizienz ist der Patient in unserem Fallbeispiel erheblich eingeschränkt. Was könnte dahinterstecken?

Ein Herzecho ist bei einem solchen Patienten unerlässlich. Man muss eine Ischämie suchen und das Vorliegen einer linksventrikulären Dysfunktion in Betracht ziehen. In den letzten Jahren haben wir aber auch gelernt, dass bei diesen Patienten die Eisenreserven häufig aufgebraucht sind. Bekanntlich hat die Hb-Bildung absolute Priorität, so dass auch bei unzureichendee Eisenreserve noch ein normales Hb gemessen werden kann. Daher muss man bei Herzinsuffizienz-Patienten den Eisenstatus ermitteln und Ferritin und TSAT bestimmen. Da wir bei chronischer Herzinsuffizienz oft einen Eisenmangel sehen, gehören diese Abklärungen zum Standardrepertoire - gemäss den ESC-Guidelines für die Diagnostik und Therapie der chronischen Herzinsuffizienz von 2012.3 Ein Ferritin < 100 µg/l bzw. 100 - 300 µg/l und eine TSAT < 20 % rechtfertigen bei Herzinsuffizienz eine i.v. Eisensubstitution, unabhängig vom Vorliegen einer Anämie. Häufig bestehen bei kardialer oder renaler Insuffizienz begleitende Entzündungsprozesse, die zu falsch hohen Ferritinwerten führen können.

Welche Rolle spielt der Eisenmangel bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz?

Der Eisenmangel hat sich als Risikofaktor und unabhängiger Prädiktor für eine ungünstige Prognose bei Herzinsuffizienz bestätigt.1 Ist die Herz- und Skelett-Muskulatur nicht ausreichend mit Eisen versorgt, sind Leistungseinbussen die Folge

Wie häufig sehen Sie einen Eisenmangel mit und ohne Anämie bei diesen Patienten?

Registerdaten aus Deutschland zeigen eine Prävalenz von 55%.4 Wenn dann noch weitere Komorbiditäten bestehen wie Nierenfunktionsstörungen, chronische Entzündungsprozesse oder eine Krebserkrankung, ist das Risiko weiter erhöht.

Wie haben Sie die Eisenmangelanämie bei Ihrem Patienten korrigiert?

Bei solchen Patienten ist in der Regel eine intravenöse Eisensubstitution indiziert. Mit oralen Präparaten dauert es viel zu lange, bis die Eisenspeicher aufgefüllt sind. Ausserdem hat sich die schlechte gastrointestinale Verträglichkeit als problematisch erwiesen. Im vorliegenden Fall habe ich 2 × 500 mg Eisencarboxymaltose verordnet, die im Abstand von einer Woche i.v. gegeben wurde. Nach acht Wochen sowie nach weiteren sechs Monaten sollte man die Eisenparameter kontrollieren. Aus meiner praktischen Erfahrung kann ich sagen, dass man den Eisenstatus im Auge behalten und konsequent überwachen muss; allenfalls sollte man nach einigen Monaten erneut Eisen substituieren.

Weshalb haben Sie sich für die i.v. Therapie mit Eisencarboxymaltose entschieden?

Aufgrund der Resultate der FAIR-HF-Studie2 wird die  i.v.-Therapie mit Eisencarboxymaltose in den ECS-Guidelines erwähnt. Man erzielt damit rasch eine Korrektur des Eisenmangels.

Welchen Benefit hinsichtlich Beschwerden, funktionellen Einschränkungen und Lebensqualität kann man erwarten?

Der Benefit ist offensichtlich und zeigt sich in einer besseren körperlichen Belastbarkeit, die Patienten fühlen sich leistungsfähiger und dem Alltag wieder besser gewachsen. Ausserdem wird über eine verbesserte Lebensqualität berichtet.2

Referenzen

  1. Jankowska E et al., Eur Heart J 2010; 31(15): 1872–1880.
  2. Anker S et al., N Engl J Med 2009; 361: 2436–2448.
  3. ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure 2012. Eur Heart J 2012; 33: 1787–1847.
  4. Schön N et al., Clin Res Cardiol 101, Suppl 1, April 2012 (V1137).

Unser Experte:
Professor Dr. Georg Noll
Stv. Klinikdirektor
Klinik für Kardiologie
UniversitätsSpital Zürich

Impressum | Idee und Konzeption: INTER MEDICAL • Objektleitung: Winfried Powollik • Autor: Dr. Renate Weber • Produktion: Dominique Hirter• Layout: Michael Köb • In Kooperation mit Vifor  AG und BBraun Medical AG• Online: www.medical-tribune.ch