20. Sept. 2014Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung

Ist es ein Asthma oder eine COPD?

Husten und Atemnot kennzeichnen sowohl die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) als auch das Asthma. Klinisch kann die Unterscheidung schwierig sein. Schweizer Experten erklären, wie Sie trotzdem zur richtigen Diagnose kommen.

Die Symptome beider Atemwegserkrankungen ähneln sich, doch in der Pathogenese, im klinischen Verlauf und vor allem in der Therapie gibt es erhebliche Unterschiede. Deshalb ist es wichtig, die beiden Erkrankungen klar voneinander abzugrenzen, betonen Dr. Christian F. Clarenbach und Mitarbeiter von der Klinik für Pneumologie des Universitätsspitals Zürich.

COPD und Asthma haben unterschiedliche Ursachen, aber ähnliche Symptome

An erster Stelle steht die sorgfältige Anamnese. Häufigster Risikofaktor für die COPD: das Rauchen, deshalb gehört bei jedem Patienten die Frage nach den Rauchgewohnheiten dazu. Die Atemnot bei COPD setzt schleichend ein, meist im mittleren und höheren Alter und nur sehr selten vor dem 40. Lebensjahr.

Der COPD-Husten ist vor allem morgens ausgeprägt und oft produktiv. Da COPD-Exazerbationen den Krankheitsverlauf wesentlich beeinflussen, sollte die Anzahl der Ausbrüche pro Jahr dokumentiert werden. COPD unter 40? Eher unwahrscheinlich!

COPD kaum bei jungen Menschen unter 40

Asthma beginnt im Gegensatz zur COPD oft schon im Kindes- oder Jugendalter mit meist intermittierenden oder anfallsartigen Beschwerden. Die Symptomatik kann spontan oder durch die Gabe von Medikamenten komplett abklingen.

Der Husten bei Asthma tritt häufig nachts oder frühmorgens auf, ist seltener produktiv und wird oft als „Reizhus­ten“ geschildert. Allergiker und Atopiker sind besonders asthmagefährdet.

Lungenfunktionstests gehören zur Basisdiagnostik bei Asthma und COPD. Dabei signalisiert eine verminderte Einsekundenkapazität (FEV1) in Relation zur forcierten Vitalkapazität (FEV1/FVC < 0,7) eine obstruktive Ventilationsstörung. Ob die Obstruktion reversibel ist, kann mithilfe eines kurz wirksamen, inhalativen Beta-2-Sympathomimetikums getestet werden.

COPD: nicht-reversibel, Asthma provozierbar

Die Diagnose der COPD basiert auf dem Nachweis einer spirometrisch nicht reversiblen obstruktiven Ventilationsstörung. Umgekehrt spricht ein signifikanter Rückgang der Obstruktion (definiert als Verbesserung des FEV1 um ≥ 12 % und 200 ml gegenüber dem Ausgangswert) für ein Asthma.

Allerdings: Ist der Patient gerade in einer symptomfreien Phase, kann die Spirometrie durchweg normale Ergebnisse zeigen. Für diese Fälle empfehlen die Autoren eine erweiterte Diagnostik.

Mit der Peak-expiratory-flow-(PEF-)Messung wird die höchste Strömungsgeschwindigkeit während forcierter Ausatmung ermittelt, die vom Atemwegswiderstand abhängt. Da die Obstruktion beim Asthma sehr variabel ist, zeigt auch der PEF-Wert deutliche Schwankungen.

Die PEF-Variabilität erlaubt eine einfache Asthma-Diagnostik und Beurteilung des Therapie­verlaufs. Liegt die Tagesvariabilität > 20 %, spricht dies für ein Asthma, ebenso eine Verbesserung des PEF um > 60 l/min oder um ≥ 20 % des Ausgangswerts nach Inhalation eines kurz wirksamen Beta-Agonisten.

Asthma: Bronchien reagieren hypersensibel auf Reize

Die bronchiale Hyperreaktivität – ein typisches Asthma-Merkmal – wird meist mithilfe eines Metacholin-Provokationstests untersucht. Falls schon bei geringer Metacholin-Dosierung eine Bronchokonstriktion auftritt (FEV1-Abfall um > 20 % des Ausgangswerts), liegt ein hyperreaktives Bronchialsystem vor.

Allerdings fällt der Test bei etwa einem Drittel der Nichtasthmatiker falsch positiv aus. Bei einem negativen Bronchoprovokationstest ist dagegen ein Asthma höchst unwahrscheinlich. Ergibt die Anamnese Hinweise auf Allergien, sollten ein Prick-Test und eventuell auch eine serologische Untersuchung zum Nachweis spezifischer IgE-Antikörper erfolgen.

Störungen des Gasaustausches in Ruhe und unter Belastung können bei COPD über die arterielle Blutgasanalyse nachgewiesen werden. Eine respiratorische Partialinsuffizienz liegt bei Hypoxämie, aber normalem pCO2 vor, eine Globalinsuffizienz bei Hypoxämie und erhöhtem pCO2.

Blutgasanalyse zur Beurteilung der COPD

Bei Patienten mit schwerer COPD dient die arterielle Blutgasanalyse dazu, rechtzeitig eine Sauerstofftherapie einzuleiten. Der 6-Minuten-Gehtest ist eine einfache Methode, die Leistungsfähigkeit von COPD-Patienten zu untersuchen. So können Behandlungserfolge überprüft oder die Auswirkungen einer Krankheitsprogression dokumentiert werden.

Mithilfe der Bodyplethysmographie lassen sich Atemwegswiderstand, Residualvolumen und das Ausmaß der Lungenüberblähung erfassen. Die Diffusionskapazität für CO dient als Maß für den Gasaustausch zwischen Alveole und Kapillare und hilft in der Differenzierung zwischen Asthma und COPD. Bei Asthma ist sie meist normal, bei COPD und Lungenemphysem dagegen reduziert.

Quelle: Christian F. Clarenbach et al., Therapeutische Umschau 2014; 71: 262-266