Ein seltsames Gespräch

Diese Kolumne handelt nicht von der Homöopathie, wiewohl sie eine Rolle drin spielt. Ich sage das, weil ich mich jetzt nicht auf diverse Glaubenskriege einlassen möchte. Mir geht es um die Darstellung eines Gespräches, das so bei uns an der Tara stattgefunden hat und nach dem ich zum ersten Mal nicht sicher war, warum und in welcher Weise ich helfen konnte.

Ein junger Mann betritt die Offizin. Er möchte meinen Kollegen von der TCM sprechen, der aber nicht mehr anwesend ist. Als er ratlos gehen will, frage ich in gewohnter Weise, ob ich ihm vielleicht weiterhelfen kann. Schon nach dem ersten Satz zu einer Hochpotenz eines homöopathischen Mittels versichere ich ihm, dass er bei mir richtig ist. Ich starte eine Art Mini-Anamnese, weil nicht klar ist, worauf der Kunde hinaus will. „Weshalb haben Sie das Mittel genommen, wenn ich fragen darf?“ „Wegen Koffein …“ Ich frage weiter: „Was meinen Sie damit?“ „Na ja, ich wollte weg von Koffein, das ich zirka siebenmal täglich zu mir nahm. Ich war dann nicht mehr kreativ und konnte nicht mehr schlafen. Ich möchte aber kreativ sein,“ so seine Antwort.

Ich entgegne: „Es wundert mich nicht, dass Sie nach so einem Konsum nicht mehr kreativ sind und nicht schlafen können. Der Körper fordert sein Recht, und Schlaf ist unumgänglich für Kreativität!“ Er fragend: „Meinen Sie wirklich? Aber dieses Mittel ist jetzt aus …“ „Was kann ich denn für Sie tun? Haben Sie einen weiteren Arzttermin?“ „Ja, schon, aber er ist mir zu teuer. Kann ich das Mittel nicht einfach nachbestellen bei Ihnen?“

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Ein Blick in den Computer zeigt mir, dass diese Hochpotenz nur direkt zu bestellen ist. Ich, zögernd: „Was hat er Ihnen denn geraten?“ „Na ja, ich traue ihm nicht ganz. Er hat mir das Mittel in einer kleinen Menge anfangs mitgegeben und mir gesagt, dass ich in den ersten Tagen alles einnehmen soll. Und dann …“ “… sollen Sie wieder kommen?“ „Ja, aber ich mag nicht.“ „Hat es denn geholfen?“ „Ja, schon, deshalb will ich es ja weiter nehmen.“

Ich, zusammenfassend: „Ich glaube nicht, dass es das Ziel ist, mit dieser Indikation langfristig eine Hochpotenz einzunehmen. Können Sie Ihrem Arzt nicht ein E-Mail schreiben? Die meisten Wahlärzte verlangen dafür kein Honorar …“ „Ja, aber warum kann ich das nicht einfach nachbestellen?“ „Weil ich es nicht für seriös halte und nicht glaube, Ihnen damit zu helfen, wenn ich damit jetzt ein Geschäft mit Ihnen mache.“ Der Kunde bleibt dabei: „Aber ich mag nicht mehr zu ihm gehen, gleichzeitig glaube ich, dass das Mittel mir gutgetan hat …“ „Möchten Sie vielleicht eine zweite Meinung einholen? Ich kann Ihnen jemanden empfehlen. Erst dann würde ich mit der Therapie weitermachen …“

Gesagt, getan … ich war ein bisschen unzufrieden mit mir selber, weil wir nicht wirklich an einen Punkt kamen. Aber dann sagte er folgenden Satz: „Ich danke Ihnen. Sie haben mir sehr geholfen!“