28. Mai 2017

Auf dem Thorax „hockt die Trud“

Es gibt ein paar Dinge in meinem Leben, auf die ich mich so richtig hundertprozentig verlassen kann. So zum Beispiel auf das Bauchgefühl der Besten aller Assistentinnen. Ich weiß nicht, ob es angeborene innere Weisheit oder eine in jahrzehntelanger Praxisarbeit erworbene Fähigkeit ist, aber egal. Wenn Beates Eingeweide einen seltsamen Tag ankündigen, so ist diesen Auspizien auf jeden Fall Glauben zu schenken. Und wenn sie mir schon vor dem offiziellen Ordinationsbeginn auf die Tagesliste schreibt, „dass ich mich heute freuen werde“, dann erwacht in mir ein dringendes Bedürfnis zu flüchten.

Jeder von uns hat ja in seiner Kartei so den einen oder die andere Kranke, bei deren Anblick man innerlich in die Knie geht, mit den Zähnen knirscht und sich gefühlsmäßig die Zehennägel aufkringeln. Normalerweise sind diese Menschen gut verteilt zwischen netten, freundlichen, angenehmen oder zumindest erträglichen Zeitgenossen. An manchen Tagen, da brauchen aber all die netten, angenehmen und freundlichen Zeitgenossen offenbar keine ärztliche Hilfe. Und übrig bleiben nur die Zehennägelkringler und die, die einem irgendwie alle Zahnwurzeln einzeln freilegen und dann noch genüsslich prüfen, ob man wohl eine adäquate Schmerzempfindung hat.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune