14. Dez. 2022

Lebermedikament für Covid-Patienten; Daten zu covidbedingten Krankenständen

+++ Lebermedikament könnte gegen Covid helfen – Krankheitsbedingte Fehlzeiten durch Covid-19 – Prognose rechnet mit leichtem Zuwachs bei Spitalspatienten – EMA warnt vor schwindender Wirkung von Corona-Medikamenten – Omikron-Impfstoffe in den USA für Kleinkinder zugelassen – Impfstoff gegen Grippe und Corona wird in den USA geprüft – China: Nachverfolgung der Corona-Infektionen inzwischen "unmöglich" +++

Coronavirus Warnung
GettyImages-1201383916

Lebermedikament könnte gegen Covid helfen

Wissenschaftler:innen vom Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) haben mit Kolleg:innen aus Deutschland und Großbritannien herausgefunden, dass ein häufig eingesetztes Lebermedikament auch die Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 beeinflusst. Es bewirkt, dass die Anzahl der ACE-2-Rezeptoren auf den Zellen sinkt, wodurch das Virus nicht mehr so leicht in die Zellen gelangen kann. Der Nachwies gelang sowohl bei Organoiden im Labor als auch bei Tieren und Menschen. Die Ergebnisse haben die Wissenschaftler nun in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlicht.

Als 2020 das Coronavirus auftrat, widmete sich das Team um Ludovic Vallier, Professor für Stammzellen bei Regenerativen Therapien am BIH, auch diesem Thema und entdeckte, dass Leberzellen sehr viele ACE-2-Rezeptoren auf ihrer Oberfläche tragen, also den Rezeptor für das Coronavirus. Besonders hohe Konzentration des ACE-2-Rezeptors fanden sie auf den Epithelzellen der Gallengänge und -blase. Allerdings verlieren sie die ACE-Rezeptormoleküle auf ihrer Oberfläche, wenn man sie nicht regelmäßig mit Gallensäure umspült. Damit konnte Gallensäure als Regulator des ACE-2-Rezptors identifiziert werden. Der Mechanismus dahinter: Die Gallensäure aktiviert den Rezeptor FXR, der seinerseits die Bildung von ACE-2 stimuliert.

Die Forscher:innen fanden FXR auch in Organoiden, die sie aus Lungen- oder Darmzellen gewonnen hatten; auch dort bewirkte die Behandlung mit Gallensäure zunächst ein Ansteigen von FXR und danach von ACE-2. Man stellte sich dann die Frage, ob die Menge an ACE-2-Rezeptoren auch auf diesem Weg gesenkt werden könnte. Es gibt bereits Medikamente, die die Konzentration an Gallensäuren im Zusammenhang mit Lebererkrankungen senken. Diese Substanzen wurden zu den Organoiden aus Leber, Lunge und Darm gegeben und die Konzentration der ACE-2-Rezeptoren verringerte sich.

In einem nächsten Schritt wurden Organoide von Leber, Lunge oder Darm mit SARS-CoV-2-Viren infiziert, die aus Nasenabstrichen von infizierten Patient:innen gewonnen worden waren. Bei dem Teil der Organoide, die mit dem Medikament vorbehandelt worden war, ging die Infektionsrate stark zurück. Auch Experimente mit Mäusen und Hamstern waren erfolgreich, ebenso mit menschlichen Lungen, die außerhalb des Körpers durchblutet und beatmet wurden.

In einem Test mit acht Freiwilligen, die das Medikament für sechs Tage erhielten, wurde festgestellt, dass sich die Konzentration des ACE-2-Rezeptors auf ihren Nasenepithelzellen deutlich reduziert hatte. Auch im Serum von Patient:innen mit angeborenen Lebererkrankungen, die das Medikament schon länger eingenommen hatten, zeigten sich niedrigere ACE-2-Konzentrationen als bei solchen, die das Medikament nicht einnahmen.

Vallier und sein Team sind von den Ergebnissen begeistert und hoffen, dass es nach kontrollierten klinischen Studien gelingen wird, ein wirksames und kostengünstiges Medikament zu erhalten, das Covid-19 vorbeugt und in den ersten Stadien der Infektion eingesetzt werden kann. (Pressemitteilung des BIH)

Krankheitsbedingte Fehlzeiten durch Covid-19

Das Institut für Wirtschaftsforschung erarbeitet jährlich den „Österreichischen Fehlzeitenreport“. Er liefert einen Überblick über die Entwicklung und Verteilung der Krankenstände in Österreich, die bei den Sozialversicherungen erfasst werden. Das Jahr 2021 war, wie schon 2020, stark von der Covid-19-Pandemie geprägt. Ein Sondermodul dazu enthält erste Analysen zu den Krankständen im Zusammenhang mit Covid-19-Erkrankungen.

2021 wurden in Österreich erstmals neue Diagnosecodes zur Erfassung von Covid-19-Erkrankungen eingeführt, ihre Aussagekraft ist jedoch stark von der Erfassungsqualität abhängig (es gibt keine verpflichtende Diagnosecodierung im niedergelassenen Bereich).

„Es ist wichtig, dass wir erste Erkenntnisse zu Corona-Krankenständen gewonnen haben“, sagt Mag. Christine Mayrhuber vom Institut für Wirtschaftsforschung, eine der Studienautor:innen. Die Analysen des Instituts zeigen u.a. Folgendes: Covid-19-Krankenstände liegen über dem Durchschnitt, was die Dauer des Krankenstands betrifft, und Männer sind durchschnittlich länger im Krankenstand als Frauen. Die durchschnittliche Dauer bei nachgewiesenen Covid-19-Krankenständen war mit 13,4 Tagen im Schnitt um drei Tage länger als die Krankenstände über alle Diagnosen hinweg. Die covidbedingte Abwesenheit vom Arbeitsplatz betrug bei Männern im Schnitt 14,8 Tage und bei Frauen 11,7 Tage. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit bei Covid-19-Erkrankungen war in den Bereichen Energieversorgung, Verkehr und öffentliche Verwaltung am höchsten, im Handel und im Gesundheitswesen aber deutlich kürzer.

Die betrieblichen Abwesenheiten in den Jahren 2020 und 2021 waren stark von Quarantänebestimmungen geprägt, allerdings fehlen Datengrundlagen für eine flächendeckende Analyse, so Mayrhuber. Mag. Wolfgang Panholzer von der AK Wien findet die Auswertung zum Thema Covid-19 „verdienstvoll“, allerdings zeige sie im Ergebnis die mangelhafte Datenbasis auf. Denn zum einen gibt es in Österreich keine einheitliche und durchgehende Diagnosedokumentation für den ambulanten Bereich, wodurch Erkrankungen wie Covid-19 und Long Covid nicht systematisch erfasst werden. Zum anderen werden die Datenbanken des Bundes (Epidemiologisches Meldesystem), der Länder (Spitalsdaten) und der Sozialversicherung (Krankenstände, Medikationen, Rehabilitation etc.) nicht miteinander verknüpft. Dadurch können die Folgen von Covid-19-Infektionen oder die Schutzwirkung der Impfungen im Zusammenhang mit der Schwere und Häufigkeit der Erkrankungen nicht analysiert werden. (PA des Dachverbands der Sozialversicherungsträger)

Prognose rechnet mit leichtem Zuwachs bei Spitalspatienten

Die Zahl der Corona-infizierten Patient:innen in den heimischen Spitälern dürfte in den kommenden zwei Wochen leicht ansteigen. Die Experten des Covid-Prognosekonsortiums rechnen sowohl im Normal- als auch im Intensivpflegebereich mit einem leichten Zuwachs. Die Fallzahlen steigen derzeit noch leicht an. Bei der Altersgruppe der Fünf- bis 14-Jährigen sind die Positivtestungen jedoch deutlich rückläufig, so die Experten.

In den vergangenen zwei Wochen ist die Sieben-Tage Inzidenz dieser Gruppe von über 300 auf 200 abgefallen. In den vergangenen beiden Wellen folgte die Entwicklung in den anderen Altersgruppen typischerweise der Entwicklung der Fünf- bis 14-Jährigen mit wenigen Wochen Zeitverzug, analysierten die Experten.

Laut der zwei Wochen vorausblickenden Prognose für die Spitäler werden auf den Normalstationen von den Prognoserechnern am 28. Dezember österreichweit 853 bis 1.374 Infizierte erwartet, mit einem Mittelwert von 1.083 belegten Betten. Am gestrigen Dienstag (13.12.) lagen 1.023 Infizierte auf Normalstationen. Die Intensivbelegung wird Ende Dezember mit 47 bis 93 Schwerkranke erwartet, der Mittelwert beträgt 66 Intensivpatient:innen. Am Vortag waren 63 schwerkranke Corona-Infizierte auf den heimischen Intensivstationen behandelt worden.

Vor einem Jahr waren die Intensivstationen noch massiver von Corona-Infizierten betroffen. 556 Schwerkranke wurden österreichweit auf ICUs behandelt. Dazu kamen 1.655 positiv getestete Patient:innen auf Normalstationen. (APA)

EMA warnt vor schwindender Wirkung von Corona-Medikamenten

Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hat vor der schwindenden Wirksamkeit mehrerer Corona-Medikamente auf Antikörperbasis gegen die jüngsten Subvarianten des Virus gewarnt. Labortests hätten gezeigt, dass die betroffenen Präparate "wenig wirksam bei der Neutralisierung der Omikron-Subvarianten BA.4.6, BA.2.75.2 und XBB" seien, erklärte die in Amsterdam ansässige Behörde letzten Freitag.

Sogenannte monoklonale Antikörper, die per Injektion oder Infusion im Krankenhaus verabreicht werden, haben bisher dazu beigetragen, die Symptome von Covid-19 bei zahlreichen Risikopatienten oder im Krankenhaus behandelten Erkrankten abzumildern. Monoklonale Antikörper sind im Labor hergestellte Proteine, die dem Immunsystem beim Kampf gegen Covid-19 helfen.

Zu den wichtigsten Corona-Medikamenten auf Antikörperbasis gehören Evusheld des britischen Pharma-Herstellers AstraZeneca, Ronapreve des französischen Konzerns Roche sowie das vom britischen Unternehmen GlaxoSmithKline und von der US-Firma Vir entwickelte Xevudy. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte bereits im September empfohlen, Xevudy und Ronapreve nicht weiter zu verwenden, da sie gegen neue Varianten nicht mehr wirksam seien.

Die EMA erklärte nun, die Antikörper dieser Medikamente neutralisierten zudem "nicht signifikant die Stämme BQ.1 und BQ.1.1, von denen erwartet wird, dass sie in den kommenden Wochen zu den dominierenden Subvarianten in der EU werden". Antivirale Medikamente wie Paxlovid von Pharma-Hersteller Pfizer dürften der EMA zufolge hingegen weiterhin wirksam bleiben. Die EU-Mitgliedsstaaten sollten daher einen Vorrat für Hochrisikopatienten anlegen.

Das Coronavirus Sars-CoV-2 hat sich seit seinem Auftauchen in China Ende 2019 in zahlreichen Varianten weiterentwickelt. Während frühere "besorgniserregende Varianten" wie Alpha und Delta schließlich abflauten, haben die Omikron-Variante und seine Subtypen über das gesamte Jahr 2022 das Infektionsgeschehen dominiert. (APA/AFP)

Omikron-Impfstoffe in den USA für Kleinkinder zugelassen

Die an die aktuell vorherrschenden Omikron-Sublinien BA.4/BA.5 angepassten Corona-Impfstoffe von Biontech und Pfizer sowie von Moderna sind in den USA jetzt auch für Kleinkinder ab sechs Monaten zugelassen. Das teilte die Arzneimittelbehörde FDA letzten Donnerstag (8.12.) mit. Kleinkinder könnten – je nach bisherigem Impfstatus – damit eine Booster-Impfung bekommen oder ihre ursprüngliche Impfserie abschließen, hieß es.

Die FDA rief erneut alle Eltern und Erziehungsberechtigten auf, ihre Kinder impfen und boostern zu lassen. (APA/dpa)

Impfstoff gegen Grippe und Corona wird in den USA geprüft

Ein von Biontech/Pfizer entwickelter Kombinationsimpfstoff, mit dem künftig gleichzeitig gegen Covid-19 und Grippe geimpft werden könnte, ist von der US-Arzneimittelbehörde FDA in ein beschleunigtes Zulassungsverfahren aufgenommen worden. Das teilten das in Mainz sitzende deutsche Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer letzten Freitag (9.12.) mit.

Der Impfstoff kombiniert einen mRNA-basierten Grippe-Impfstoff mit einem Corona-Impfstoff, der sowohl an die aktuell vorherrschenden Omikron-Sublinien BA.4/BA.5 als auch an den Wildtyp angepasst ist.

Anfang November hatten die beiden Unternehmen den Beginn einer Phase-1-Studie des Impfstoffs bekannt gegeben. Rund 180 Menschen zwischen 18 und 64 Jahren sollten in den USA daran teilnehmen. (APA/dpa)

China: Nachverfolgung der Corona-Infektionen inzwischen "unmöglich"

Eine Woche nach der Lockerung der strikten Corona-Politik in China schaffen es die Behörden des Landes nicht mehr, die Ausbreitung des Virus genau zu verfolgen. Die wahre Zahl an Infektionen könne nicht mehr angegeben werden, erklärte am Mittwoch, 14.12., die nationale Gesundheitsbehörde. Vize-Regierungschef Sun Chunlan gab seinerseits laut Medienberichten an, dass die Zahl der Infektionen in der Hauptstadt Peking "rasant steigt".

"Viele asymptomatische Menschen machen keine PCR-Tests mehr, deshalb ist es unmöglich, die aktuelle Zahl von asymptomatisch Infizierten akkurat zu benennen", so die nationale Gesundheitsbehörde. Angesichts dessen bevorraten sich viele Menschen mit Medikamenten, in Online-Netzwerken wird über ausverkaufte Arzneimittel und lange Schlangen vor Apotheken in der Hauptstadt berichtet.

Nach landesweiten Protesten sowie einem Einbruch des Außenhandels im November hatte die Volksrepublik vor einer Woche mit einer Abkehr von ihrer strikten Null-Covid-Politik begonnen. Landesweit wurden zunächst Quarantäneregeln und Testpflichten gelockert oder sogar abgeschafft und die Massenabriegelungen beendet. Am Montag, 12.12., kündigten die Behörden zudem das Ende der staatlichen Corona-App an, die zweieinhalb Jahre lang die Bewegungsfreiheit der Menschen stark einschränkte.

Die abrupte Kehrtwende der chinesischen Führung bedeutet, dass das Land nun mit einer Welle von Corona-Fällen konfrontiert sein wird, auf die es schlecht vorbereitet ist: Millionen ältere Menschen sind noch immer nicht vollständig geimpft, und den unterfinanzierten Krankenhäusern fehlen die Kapazitäten, um eine große Zahl von Patienten aufzunehmen. (APA/AFP)