Wenn ich nur noch einen Tag zu leben hätte …

… würde ich sofort meine Frau küssen. Und meine Kinder umarmen. Mich von den wichtigsten Freundinnen und Freunden verabschieden. Ein letztes Mal noch ins Burgtheater gehen. Geschichten aus dem Wiener Wald würde ich mir wünschen. Oder den Professor Bernhardi. Hamlet, Liliom oder Die drei Schwestern. Noch einmal meine wichtigsten und schönsten Bücher zur Hand nehmen. Eine alte Ausgabe von Hermann Hesse. Und die Bücher von Peter Handke und von Wolfgang Hermann. Ein Bier trinken. Letzte Worte schreiben. Meinen Kommentar in der Medical Tribune absagen. Die schönste Brucknersymphonie hören. Und noch vieles mehr. Würde ich wollen. Wenn der letzte Tag länger dauern würde! Und was wäre, wenn man einfach früher damit anfinge?

Wofür will ich leben – und wofür lebe ich?

Mit wem würden Sie reden, von wem sich auf jeden Fall verabschieden – wenn wir denn noch Zeit dafür bekommen …? Was fehlt Ihnen alles noch auf Ihrer „Bucket List“, der Liste der unerledigten Dinge? Womit verbringen wir unsere Zeit? Leben wir so, wie wir leben wollen? Bestimmen wir unser Leben – oder werden wir bestimmt von den immer wieder vermeintlich unvermeidlichen Notwendigkeiten? Angesichts der aktuellen Brandkatastrophe von Notre Dame erscheint der folgende Ausspruch von Viktor Frankl vielleicht unanständig, nahezu blasphemisch: „Wie oft sind es erst die Ruinen, die den Blick auf den Himmel freigeben!“

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune