15. Okt. 2018

Phase III: Neuer Antikörper bei Neuromyelitis optica

Die im Rahmen des ECTRIMS 2018 präsentierte SAkuraSky-Studie untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit einer Anti-IL6-Therapie bei Patienten mit Neuromyelitis optica und fand eine substanzielle Reduktion des Schubrisikos bei Nebenwirkungen auf Placebo-Niveau.

Die Neuromyelitis optica (NMOSD) ist eine schubförmig verlaufende, autoimmun bedingte entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems und in den meisten Fällen mit Antikörpern gegen das in Astrozyten exprimierte Protein Aquaporin-4 (AQP4) assoziiert. Die Erkrankung betrifft vor allem den Sehnerv und das Rückenmark und äußert sich zunächst in Sehstörungen auf einem oder beiden Augen. Die Abgrenzung zur Multiplen Sklerose ist anhand der Klinik nicht immer möglich und muss daher u.a. durch Antikörper-Nachweis (AQP4-AK und MOG-AK) erfolgen. Die Abgrenzung zur MS ist wichtig, da die Langzeitbehandlung der Neuromyelitis optica mit immunsuppressiver Medikation erfolgt und die in der MS-Therapie eingesetzten Immunmodulatoren nicht wirksam oder sogar kontraproduktiv sind. Auf Basis der Erkenntnis, dass das proinflammatorische Zytokin Interleukin-6 (IL-6) nicht nur die Antikörperbildung stimuliert, sondern auch die Permeabilität der Blut-Hirn-Schranke erhöht, sind Anti-IL-6-Therapien für Patienten mit NMOSD zumindest theoretisch von Interesse.

Im Rahmen der multizentrischen Phase-III-Studie SAkuraSky wurde der gegen den IL-6-Rezeptor gerichtete monoklonale Antikörper Satralizumab in einer Studienpopulation von 83 Patienten mit NMOSD mit Placebo verglichen. Die Patienten hatten in den beiden Jahren vor Einschluss in die Studie zumindest zwei Schübe (einen davon im letzten Jahr) durchgemacht und führten ihre immunsuppressive Hintergrundtherapie (Steroide oder Immunsuppressiva) weiter. Primärer Endpunkt war die Zeit bis zum nächsten Schub. Sekundäre Endpunkte waren Veränderungen der Schmerzsymptomatik und Fatigue.

Die Studie zeigte eine signifikante Reduktion des Schubrisikos um 62 Prozent in den ersten 96 Wochen des Follow-ups. Damit war der primäre Endpunkt erreicht. Treiber dieses Effekts war die Risikoreduktion bei den AQP4-positiven Patienten, die bei 79 Prozent lag. Bei der Minderheit der AQP4-negativen Studienteilnehmer reduzierte Satralizumab ebenfalls die Zahl der Schübe, dies allerdings in deutlich geringerem Ausmaß. Schmerzsymptomatik und Fatigue wurden durch die Therapie nicht beeinflusst. Die Nebenwirkungsraten lagen im Satralizumab-Arm auf Placebo-Niveau, weder das Infektions- noch das Malignomrisiko waren erhöht. Einzig Injektionen an der Einstichstelle waren im Verum-Arm häufiger.

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