Yes, we innovate!
Was die europäische Pharmaindustrie zu leisten imstande ist, präsentierte Mag. Barbara Freischem auf einer Veranstaltung der Pharmig. (Pharmaceutical Tribune 21-22/18)
Die Menschen haben heute eine um 30 Jahre längere Lebenserwartung als noch vor 100 Jahren. Dies ist unter anderem den Fortschritten der biopharmazeutischen Forschung und der aktuellen Entwicklung in Prävention, Vorsorgeuntersuchungen, Diagnose und Behandlung zu verdanken. Dazu Mag. Barbara Freischem, Executive Director European Biopharmaceutical Enterprises: „Die Todesraten bei Krebs sind in den vergangenen 20 Jahren um 20 Prozent gesunken.“ Für knapp 30 Erkrankungen gibt es Impfungen, was global jährlich zwischen zwei und drei Millionen Todesfälle verhindert.
In der Pipeline
Seit den 1990er Jahren kamen in Europa mehr als 1.100 neue Medikamente auf den Markt. Darunter auch ein guter Teil innovativer Therapien, wie z.B. jene gegen HIV, die dazu führten, dass die Todesfälle bei HIV-Infektionen seit 1995 um 85 Prozent gesunken sind. Seit dem Jahr 1998 waren es 248 solcher Innovationen, die in Europa neu auf den Markt gebracht wurden. Freischem: „Derzeit befinden sich in Summe mehr als 7.000 Arzneimittel in der Pipeline.“ Diese Arzneimittel finden sich vor allem in den Indikationen Krebs, Neurologische Erkrankungen und Infektionskrankheiten (siehe Grafik).
Wie forschungsorientiert die Pharmazeutische Industrie ist, zeigt sich an den Investitionen in Forschung und Entwicklung. 15 Prozent des Nettoumsatzes werden jährlich in diesen Bereich investiert. Zum Vergleich: Die IT-Industrie investiert 10,6 Prozent, die Autoindustrie 5,9 Prozent und die Elektronikindustrie 4,7 Prozent. Alleine in Europa gab die Pharmazeutische Industrie 2016 insgesamt 33,95 Milliarden Euro im Bereich Forschung und Entwicklung aus. Die jährliche Steigerungsrate (2013–2017) in diesem Bereich beträgt stolze 3 Prozent in Europa, in den USA macht sie sogar 8,9 Prozent aus.
Wichtiger Standort
Europa ist der zweitgrößte Pharmamarkt der Welt – hier werden nicht weniger als 22 Prozent des weltweiten Pharmaumsatzes getätigt. Mehr als 80 Prozent der Impfdosen, die von den auf dem Gebiet Forschung und Entwicklung führenden Firmen produziert werden, werden in Europa hergestellt. Freischem: „Der forschungsbasierte Pharmazeutische Sektor in der EU wird als jener High-Tech-Sektor gesehen, der am meisten zur EU Handelsbilanz beiträgt mit einem Handelsüberschuss von 79,7 Milliarden im Jahr 2017.“ Alleine in der pharmazeutischen Forschung und Entwicklung arbeiten 115.000 Menschen (gesamt 750.000). Freischem: „Wir investierten 2017 mehr als 35 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung und planen das in den nächsten fünf Jahren aufrechtzuerhalten.“ Wie aufwendig die pharmazeutische Forschung ist, zeigt sich daran, dass nur acht Prozent aller Innovationen den Markt erreichen, 92 Prozent werden vorher ausgeschieden.
Die österreichische Pharmaindustrie
- > 820 Firmen spezialisiert auf die Herstellung biotechnologischer, pharmazeutischer und medizinischer Produkte, rund 100 spezialisiert auf Biotech
- Generiert 5,8 Prozent des BIP
- Sichert rund 52.000 Arbeitsplätze
- Globale Firmen investieren in Österreich
- Ein starker Life Science Cluster am Campus Vienna Biocenter