Peniskarzinom: Suboptimale Therapie weit verbreitet
Laut Daten, die im Rahmen des EAU Kongresses in Kopenhagen präsentiert wurden, erhalten rund ein Viertel der Patienten mit Peniskarzinom keine leitliniengerechte Therapie. Die führe bei den Betroffenen zu einer massiven Verschlechterung der Prognose. Als Ursache für die klinischen Versäumnisse identifizierten die Forscher einerseits die Patienten selbst, die lebensnotwendige Behandlungen (allen voran die in manchen Fällen erforderliche Amputation des Penis) nicht durchführen lassen, darüber hinaus jedoch auch behandelnde Ärzte.
Die Studie wurde an 12 Zentren in Italien, Spanien, den USA, Brasilien und Ungarn in Form retrospektiver Untersuchungen von 425 Krankenakten von Patienten, die zwischen 2010 und 2016 behandelt wurden, erstellt. „Wir sahen, dass rund drei Viertel der Patienten nach den aktuellen Guidelines der EAU behandelt wurden. Jene 25 Prozent, bei denen dies nicht der Fall war, hatten um die Hälfte schlechtere Überlebenschancen“, kommentierte Erstautor Dr. Luca Cindolo.
Therapie an spezialisierten Exzellenz-Zentren gefordert
Als Hintergrund der suboptimalen Betreuung vermuten die Autoren mangelnde Kenntnis der Leitlinien. Denn das Peniskarzinom ist ein seltener Tumor – mit ungünstiger Prognose. Die jährliche Inzidenz wird auf 1 zu 100.000 Männer geschätzt. „Wir stellen häufig fest, dass seltene Tumoren nicht richtig behandelt werden, weil Ärzte diese Erkrankungen eben selten sehen“, kommentierte Dr. Vijay Sangar, Leiter der Chirurgie am Christie Hospital in Manchester, “daher schlagen wir vor, dass solche Tumoren in nationalen oder sogar internationalen Exzellenzentren behandelt werden. Im UK haben wir diesen Weg bereits eingeschlagen und behandeln alle Peniskarzinome an einem von insgesamt zehn spezialisierten Zentren. Unter den an dieser Studie teilnehmenden Länden gehen Ungarn, Spanien und Italien derzeit noch einen anderen Weg und behandeln Peniskrebs an den lokalen urologischen Abteilungen. Generell kann man sagen, dass ein Team eine Krankheit umso besser managen kann, je häufiger es diese Krankheit sieht. Mit dem neugegründeten eUROGEN Konsortium verfolgen wir nun das Ziel, europaweit Patienten mit seltenen urologischen Erkrankungen in optimale Betreuung zu bringen.”
Cindolo L et al. The adherence to the EAU Guidelines dramatically influences the survival of patients with penile cancer: Result from a retrospective international study (PECAD Study). Eur Urol Suppl 2018 17(2);e24