Meditation, Massagen & Co bei Kopfschmerzen

Die komplementäre Medizin hat für Patienten mit Migräne oder Spannungskopfschmerzen einiges im Köcher. Doch was können Therapie wie Akupunktur, Yoga, Tai-Chi oder manuelle Therapie tatsächlich leisten? (Medical Tribune 36/2017)

Kopfschmerzen zählen weltweit zu den häufigsten Beschwerden. Meist handelt es sich dabei um Cephalgien wie Migräne oder Spannungskopfschmerz. Deren Genese ist zwar noch nicht vollständig geklärt, sie können aber durch Ernährung, körperliche Aktivität, Stress, hormonelle Fluktuationen und Schlafunregelmäßigkeiten getriggert werden. Konventionelle medikamentöse Therapieangebote lindern die akuten Beschwerden oft effektiv und sie reduzieren zudem die Rezidivrate. Viele Patienten suchen aber nach einer natürlicheren Lösung, ihnen kommen die Angebote der Komplementärmedizin entgegen, deren Fokus zum Beispiel auf einer Veränderung des bisherigen Lebensstils, Stressmanagement und mehr Bewegung liegt. Dr. Denise Millstine und ihre Kollegen von der Mayo Clinic in Scottsdale haben sich einen Überblick über gängige Methoden, die wissenschaftlich untersucht wurden, verschafft.

Akupunktur: Einen der Hauptpfeiler der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) bildet die Akupunktur, die bereits seit mehr als 2500 Jahren praktiziert wird. Dabei werden entlang der sog. Energiemeridiane spezifische Akupunkturpunkte mittels haarfeiner Nadeln gestochen. Zum Wirkmechanismus gibt es verschiedene Hypothesen. Nach der Gate-­Control-Theorie stimuliert die Nadelung Delta-Fasern im ZNS und verhindert so die „Schmerzweiterleitung“ in den Thalamus. Außerdem sorgt die Nadel-Therapie für eine vermehrte Ausschüttung von Serotonin, Dopamin und Stickstoffmonoxid, was den Benefit bei chronischen Schmerzen und bei Erkrankungen wie der Migräne erklären könnte.

Diverse Studien haben gezeigt, dass Akupunktur eine effektive Therapiemethode bei verschiedenen Kopfschmerzarten darstellt. Im Vergleich zu Scheinbehandlungen verbesserte sie nicht nur die Symptome von Mi­gräne und Spannungskopfschmerzen, sondern erzielte auch bei Trigeminusneuralgien, traumatischen Hirnverletzungen und retroaurikulären Schmerzen einen gewissen Effekt. Insbesondere die Ohrakupunktur bietet über ihren leichten Zugangsweg eine schnelle Therapieoption bei einem Migräneanfall. Zudem deuten Studienergebnisse darauf hin, dass Akupunktur die Frequenz akuter Mi­gräneattacken reduziert und sich somit auch zur Prophylaxe eignet. Für Spannungskopfschmerzen scheint ebenfalls eine Prävention möglich zu sein.

Manuelle Therapie: Auch durch manualtherapeutische Techniken sollen Schmerzen und muskuloskelettale Beschwerden gelindert werden. Zur Verfügung stehen verschiedene Verfahren – von der manuellen Therapie über Osteopathie und Chirotherapie bis zur Massagebehandlung. Studien zeigten bei Patienten mit Spannungskopfschmerzen oder Migräne eine signifikante Besserung sowohl der Intensität als auch der Frequenz. Als nicht ganz unbedenklich gilt jedoch die spinale Manipulation. Bei dieser chirotherapeutischen Methode kommt es häufig (33–60 %) zu Nebenwirkungen. Diese sind zwar meist harmlos und reversibel (Schwindel, Nackenschmerzen), aber in seltenen Fällen wurden auch schwerwiegende Folgen, zum Beispiel Schlaganfälle, berichtet (5/100.000).

Yoga und Tai-Chi: Yoga wird bereits seit vielen Jahren in der Schmerztherapie eingesetzt. Die Mind-Body-Intervention lindert durch körperliche Übungen, Atemtechniken, Entspannung und Meditation auch akute und chronische Kopfschmerzen. Studien konnten zeigen, dass sich sowohl die Intensität als auch die Dauer und die Frequenz der Schmerzsymptomatik mittels Yoga-Übungen signifikant verbesserten. Ähnliches wird in wissenschaftlichen Studien von Tai-Chi berichtet. Über einen Zeitraum von sechs bis 20 Wochen praktiziert bewirkte diese meditative chinesische Bewegungskunst mit ihren langsamen, fließenden Gleichgewichts-, Meditations- und Atemübungen eine signifikante Schmerzreduktion bei Patienten mit chronischen Kopfschmerzen.

Komplemen­täre Therapien gegen Kopfschmerzen

  • Nahrungsergänzungsmittel: z.B. Riboflavin, Magnesium, Co-Enzym Q10, Omega-3-Fettsäuren
  • Pflanzenextrakte: z.B. Mutterkraut, Lavendelöl, Ingwerextrakt. Von der Pestwurz (Petasites hybridus) dürfen wegen möglicher Leberschädigung nur pyrrolizidinalkaloidfreie Extrakte verwendet werden, die z.B. in der Schweiz erhältlich sind.
  • ketogene Ernährung
  • Biofeedback
  • hyperbare Sauerstofftherapie
  • Hydrotherapie

Millstine D et al., BMJ 2017; 357: j1805

Dr. Alexandra Bischoff

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune