Herzkatheter: Untergewicht gefährlicher als Übergewicht
Bei Patienten, die sich einer perkutanen Katheterintervention unterziehen müssen, ist Untergewicht ein deutlicherer Risikofaktor als Übergewicht. Zu diesem überraschenden Ergebnis kam eine im Rahmen es ESC Kongresses in Barcelona vorgestellte Studie. Untersucht wurde die Relation des BMI zu Mortalität im Krankenhaus, Krankenhaus-Aufenthaltsdauer, Behandlungskosten und Risiko einer neuerlichen Aufnahme innerhalb von 30 Tagen.
Die Daten stammen aus der National Readmission Database sowie der Nationwide Inpatient Sample Database, den beiden größten Patienten-Datenbanken der USA, in die jährlich mehr als 35.000 Hospitalisierungen aufgenommen werden.
Bei den im Jahr 2013 katheterisierten Patienten wurde zu 42 Prozent auch eine Intervention mittels Stent oder Ballon durchgeführt. Kategorisiert nach BMI waren lediglich 0,4 Prozent dieser Patienten untergewichtig. Dem standen 11,4 Prozent adipöse Patienten und acht Prozent Patienten mit Adipositas permagna gegenüber. Bei den Untergewichtigen wurde deutlich seltener (25,8%) eine Intervention erforderlich als in den übrigen Gruppen.
Obwohl bei untergewichtigen Patienten weniger Interventionen durchgeführt wurden, war ihr Risiko, nach der Katheterisierung zu versterben, dreifach höher als jenes von morbid adipösen und fünffach höher als bei adipösen Patienten. Die Mortalität post Katheter betrug bei Personen mit einem BMI unter 19 sechs Prozent. Auffallenderweise war die Mortalität bei den Adipösen unter allen Gruppen am niedrigsten. Morbid Adipöse (BMI über 40) verursachten höhere Kosten und mussten etwas länger im Krankenhaus bleiben, zeigten jedoch keine auffallend hohe Mortalität. Doch die untergewichtigen waren in jeder Hinsicht, die problematischen Patienten. Ihre Krankenhausaufenthalte waren im Vergleich zu Normalgewichtigen doppelt so lang und verursachten um 50 Prozent höhere Kosten.
“Wir kennen das Adipositas-Paradoxon in der interventionellen Kardiologie. Übergewichtige Menschen haben das höchste Risiko, koronare Herzerkrankung zu entwickeln – dafür aber ein besseres klinisches Outcome, wenn sie sich einer Intervention unterziehen müssen. Unsere Studie zeigt nun, dass die Untergewichtigen nach einer PCI in jeder Hinsicht das höchste Risiko haben, obwohl sie deutlich seltener eine Intervention benötigen“ kommentierte Studienautor Dr Afnan Tariq vom Lenox Hill Hospital in New York.
1) Tariq RA et al. Impact of BMI on clinical outcomes and readmissions after cardiac catheterization in the USA. ESC 2017; Abstract P492