Klinik, Komorbiditäten und Therapie

Während ältere epidemiologische Arbeiten das Tourette-Syndrom als seltene Erkrankung einstuften, deuten neuere Daten darauf hin, dass es mit einer Lebenszeitprävalenz von bis zu einem Prozent vergleichbar häufig auftritt wie im Bereich der Psychiatrie beispielsweise die Schizophrenie. Einzelne, vor allem motorische, Tics kommen regelmäßig bei bis zu zehn Prozent der Bevölkerung vor. (CliniCum neuropsy 4/16)  

Das Gilles-de-la Tourette-Syndrom, kurz auch Tourette-Syndrom (TS) genannt, ist laut ICD-10 als Tic-Störung, bei der mehrere motorische und zumindest ein vokaler Tic vorkommen, definiert. Die Störung muss demnach vor dem 18. Lebensjahr begonnen haben, und die Tics müssen viele Male am Tage und „fast jeden Tag länger als ein Jahr“ ohne Remission in diesem Indexjahr, die länger als zwei Monate dauern darf, vorliegen. Entgegen einer auch in Medizinalkreisen weit verbreiteten Ansicht ist die Koprolalie, das Ausstoßen von Obszönitäten, nicht Bedingung für die Diagnose eines TS. Koprolalie kommt, je nach Studie, ohnedies nur bei zehn bis 40 Prozent der Betroffenen vor. In der Spezialsprechstunde des Verfassers entspricht der Anteil von Patienten mit Koprolalie eher dem niedrigeren Prozentsatz.

Um den Inhalt zu sehen, müssen Sie sich einloggen oder registrieren.
Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum neuropsy