Apixaban: Daten aus dem klinischen Alltag
Erste Daten aus dem klinischen Alltag: weniger Blutungen und weniger Schlaganfallrisiko unter Apixaban.
In der Prävention von Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern bieten NOACs (non-vitamin K antagonist oral anticoagulants) einen großen Vorteil. Aber nicht immer können die erreichten Therapieziele aus den randomisierten kontrollierten Studien in den klinischen Alltag übertragen werden. In zwei aktuell publizierten Studien sind erstmals Daten aus dem klinischen Alltag zum NOAC Apixaban im Rahmen des Europäischen Kardiolgenkongresses in Rom 2016 vorgestellt worden.
US-Daten
Die US-amerikanische Untersuchung von Yao et al.1 befasste sich mit der Sicherheit und Wirksamkeit von Dabigatran, Rivaroxaban und Apixaban. Im Studienzeitraum vom Oktober 2010 und Juni 2015 wurden rund 126.000 Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern eingeschlossen, die auf einen der drei NOACs eingestellt waren. Es gab drei Kohorten im 1:1-Vergleich: Apixaban versus Warfarin (n=15.390), Dabigatran versus Warfarin (n=28.614) und Rivaroxaban versus Warfarin (n=32.350).
Ergebnisse. Im Vergleich zu Warfarin war Apixaban mit einem niedrigeren Risiko für Schlaganfall oder systemische Embolie vergesellschaftet (HR 0,67, 95% CI 0,46-0,98; p=0,04). Dabigatran und Rivaroxaban waren mit einem ähnlichen Schlaganfallrisiko wie Warfarin assoziiert. Bei schweren Blutungen war Apixaban ebenfalls mit einem niedrigeren Risiko assoziiert (HR 0,45, 95% CI 0,34-0,59; p<0,001); dies galt auch für Dabigatran; Rivaroxaban war wieder mit einem ähnlichen Risiko für schwere Blutungen assoziiert wie Warfarin. Alle drei untersuchten NOACs waren mit einem niedrigeren Risiko für intrakranielle Blutungen assoziiert.
Bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern reduzierte Apixaban signifikant sowohl das Risiko für Schlaganfall/systemische Embolie (um 43 Prozent) als auch jenes für schwere Blutungen (um 55 Prozent). Intrakranielle Blutungen konnten unter Apixaban versus Warfarin um 74 Prozent und gastrointestinale Blutungen um 49 Prozent reduziert werden.
Einschränkungen. Die Beobachtungsstudie hatte jedoch auch gewisse Limitationen. Dazu zählt, dass die Daten zur Mortalität nicht vollständig waren (mögliche Unterschätzung von Schlaganfällen/systemischen Embolien und schweren Blutungen). Acetylsalicylsäure und Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) waren in den Daten nicht berücksichtigt. INR-Werte waren nicht für jeden Patienten verfügbar. Zudem unterschieden sich die Definitionen der Blutungen von jenen, die in randomisierten kontrollierten Studien verwendet werden. Und nicht zuletzt repräsentieren die US-amerikanischen Daten nicht vollständig die Realität in Österreich.
Daten aus Deutschland
Die Beobachtungstudie von Hohnlaser et al.2 mit mehr als 35.000 Patienten mit Vorhofflimmern verglich Apixaban (n=3.633) und Phenprocoumon (n=16.179) im Zeitraum von 2013 bis 2014. Die Patienten hatten ein durchschnittliches Alter von 75 Jahren und zu 50 Prozent Männer.
Unter Apixaban waren die schweren Blutungen um 32 Prozent verringert, wobei die gastrointestinalen Blutungen um 47 Prozent und die intrakraniellen Blutungen um 40 Prozent reduziert waren im Vergleich zu Phenprocoumon. Die Ergebnisse der Sensitivitätsanalyse, in welcher Patienten mit der höchsten zugelassenen Apixaban- Dosierung analysiert wurden (n=2.231), stimmten mit der Hauptanalyse überein. Die deutsche Studie hat ähnliche Limitationen wie oben zitierte US-Studie.
Fazit
Die Studie zeigt erstmals Daten zur Verträglichkeit von einem NOAC (Apixaban) im Vergleich zum Vitamin-K-Antagonisten (Phenprocoumon) aus dem Versorgungsalltag in Deutschland. Die Behandlung mit Apixaban im Versorgungsalltag war mit einem signifikant geringerem Blutungsrisiko verbunden als mit Phenprocoumon. Die durchgeführte Sensitivitätsanalyse war nicht nur konsistent mit dem Hauptergebnis der Studie, sondern zeigte auch ein günstigeres Verträglichkeitsprofil von Apixaban im Vergleich zu Phenprocoumon.
Außerdem deuten diese ersten Erkenntnisse aus dem Versorgungsalltag darauf hin, dass die Ergebnisse von Apixaban vs. Vitamin-K-Antagonist konsistent in der klinischen Studie (ARISTOTLE-Studie) und dem Versorgungsalltag sind.
Referenzen:
1 Yao X et al., Effectiveness and Safety of Dabigartan, Rivaroxaban and Apixaban Versus Warfarin in Nonvalvular Atrial Fibrillation. J Am Heart Assoc 2016; 5(6);
2 Hohnloser SH et al., Risk of bleeding with non-vitamin K antagonist and pheprocoumon in routien care patients with non-valvular atrial fibrillation. Presented at the ESC Congress 2016, Rome, P2608
Quelle: „Aus der Klinik und aus dem deutschen Versorgungsalltag: Aktuelle Daten zu Apixaban in der Schlaganfallprophylaxe bei nicht valvulärem Vorhofflimmern, Pressegepräch im Rahmen des Europäischen Kardiologenkongresses, Rom, 29.8.2016