Hormonsuppression bei Schilddrüsenkarzinom
Eine moderate Hormonsuppression dürfte bei Patienten mit Schilddrüsenkrebs ausreichend sein, zeigt eine aktuelle Langzeitstudie
Weisen Patienten mit Schilddrüsenkrebs einen erhöhten TSH-Spiegel auf, sind die Rezidivraten meist erhöht. Mit einer moderaten TSH-Suppression wird das Niveau knapp unter dem Normalenbereich gehalten, erläutert Bryan Haugen vom University of Colorado Cancer Center in einer Aussendung des University of Colorado Anschutz Medical Campus.
Bei Patienten mit Schilddrüsenkarzinom wirkt eine moderate Suppression des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH) genauso gut wie eine stärkere Hormonsuppression. Das ergab eine kürzlich publizierte Studie, die einen einen Zeitraum von 30 Jahren abdeckt. Darüber hinaus ist eine extreme TSH-Unterdrückung mit Nebenwirkungen wie Osteoporose oder Herzrhythmusstörungen assoziiert.
Die internationale, multizentrische Studie, die im Jahr 1987 begann, erfasste Daten von 4.941 Schilddrüsenkrebspatienten aus der National Thyroid Cancer Treatment Cooperative Study.
Die Auswertung bestätigt auch die Ergebnisse früher durchgeführter, kleiner Studien, die ergeben hatten, dass sich bei Patienten im Stadium III und IV der Krankheit die Überlebensraten verbesserten, wenn sie nach einer Schilddrüsenoperation eine Behandlung mit radioaktivem Jod erfolgte.
Die Langzeitstudie ergab weiters, dass eine extreme Hormonsuppression bei Patienten mit hohem Risiko keinen zusätzlichen Überlebensvorteil zeigte und eine milde Unterdrückung auch bei Patienten mit geringem Risiko von Vorteil war.
Haugen zufolge gibt es – im Gegensatz zu den neuen Ergebnissen – Hinweise aus früheren Studien, bei denen bei Hochrisiko-Patienten eine extreme TSH-Unterdrückung von Vorteil war. Die starke Suppression könne laut Haugen zu Beginn nützlich sein, doch nach einigen Jahren ohne Anzeichen für ein Rezidiv könne die Dosis zurückgefahren werden. Der Forscher ortet aufgrund der Datenlage die Notwendigkeit einer prospektiven, randomisierten Kontrollstudie, in welcher bei Hochrisiko-Schilddrüsenkrebspatienten eine moderate TSH-Suppression mit einer extremen Suppression verglichen wird.
Aubrey A. Carhill, Danielle R. Litofsky, Douglas S. Ross, Jacqueline Jonklaas, David S. Cooper, James D. Brierley, Paul W. Ladenson, Kenneth B. Ain, Henry G. Fein, Bryan R. Haugen, James Magner, Monica C. Skarulis, David L. Steward, Mingxhao Xing, Harry R. Maxon, Steven I. Sherman
Long-Term Outcomes Following Therapy in Differentiated Thyroid Carcinoma: NTCTCS Registry Analysis 1987-2012
The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, Published online: 14 Jul 2015, doi: 10.1210/JC.2015-1
Quelle: University of Colorado Anschutz Medical Campus