Lehrstuhl für Muttermilch-Forschung
An der Universität Zürich (UZH) wird der weltweit erste Lehrstuhl für Muttermilchforschung in der Medizin eingerichtet. Die Stiftungsprofessur der Familie Larsson-Rosenquist Stiftung ist darauf ausgerichtet, neue Erkenntnisse über die Inhaltsstoffe von Frauenmilch und deren funktionellen Eigenschaften zu gewinnen. Mit dem neuen Lehrstuhl werde es nun möglich, prospektive Kohortenstudien durchzuführen, erklärte der Universitätsrektor.
Der weltweit erste Lehrstuhl für Muttermilchforschung im Bereich Medizin wird ab 2016 an der Universität Zürich eingerichtet und auf unbestimmte Zeit, zumindestens aber 25 Jahre lang, betrieben.
Für die Stiftungsprofessur an der Medizinischen Fakultät der UZH bestehen laut dem Rektor der Universität Zürich, Michael Hengartner, optimale Voraussetzungen bezüglich der interdisziplinären Einbindung sowie der Forschungszusammenarbeit mit der Neonatologie am Universitätsspital Zürich und der Pädiatrie am Universitäts-Kinderspital Zürich bestehen. Hengartner zufolge werden auszubildende Ärzte von dem Lehrstuhl profitieren, ebenso sollen neue Forschungserkenntnisse das Wissen zu diesem global wichtigen Thema vertiefen.
Der künftige Lehrstuhl steht unter dem Patronat von Felix Sennhauser, dem ärztlichen Direktor des Universitäts-Kinderspitals Zürich und Dirk Bassler, dem ärztlichen Direktor der Klinik für Neonatologie am UniversitätsSpital Zürich. Die Stiftungsprofessur soll von den Langzeitstudien des Kinderspitals und von der Neonatologie des Universitätsspitals mit ihrer Spezialisierung auf evidenzbasierte Methoden profitieren.
Das Berufungsverfahren wird demnächst anlaufen. Wenn alles klappt, könnte der Lehrstuhl Mitte 2016 besetzt sein.
Bisherige Forschung zu Muttermilch ist noch rudimentär
Derzeit arbeiten weltweit nur etwa 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem Gebiet der Muttermilchforschung. Dem Neonatologen Dirk Bassler vom Universitätsspital Zürich zufolge, wisse man, dass Muttermilch nicht nur die Mortalität von Früh- und Neugeborenen, sondern auch die Gesundheit von Kindern und Erwachsenen positiv beeinflusse – beispielsweise als Immunschutz und als Prävention vor Allergien. Auch für die Mütter sei das Stillen gesund: So hätten stillende Frauen seltener Wochenbettdepressionen, und das Brustkrebsrisiko könne sinken.
Allerdings stütze man sich bei diesen Erkenntnissen auf reine Beobachtungsstudien, deren Aussagen mit Bedacht interpretiert werden müssten. Mit dem neuen Lehrstuhl sei es nun möglich, prospektive Kohortenstudien durchzuführen.
Zweiter Lehrstuhl in Perth
Zeitgleich und ergänzend zur Donation der Professur an der Universität Zürich finanziert die Stiftung auch an der University of Australia (UWA) in Perth einen Lehrstuhl für Human Lactology. Dabei handelt es sich um den weltweit ersten Lehrstuhl in der Biochemie zur Muttermilchforschung.
Für die Stiftung ist die Donation von zwei Professuren ein erster bedeutender Schritt, um die wissenschaftliche und öffentliche Anerkennung der Muttermilchernährung zu fördern. Mit der Einbettung der Professuren in der Medizin und der Biochemie soll gewährleistet werden, dass die Muttermilchforschung an den beiden Lehrstühlen multidisziplinär angegangen wird. In Australien wird die Forschung zur biologischen, biochemischen und immunologischen Zusammensetzung von Muttermilch im Vordergrund stehen, während in Zürich vor allem die Wirkungsweise der Muttermilch sowie der nachhaltige Einfluss des Stillens auf die psycho-emotionale und kognitive Entwicklung von Säuglingen und Kindern untersucht werden soll.
Quelle: Universität Zürich