30. Juni 2015

Entorhinaler Cortex: “Hauptuhr” des Gehirns

Ein Österreichischer Forscher fand heraus, dass der mediale entorhinale Cortex nicht – wie bislang angenommen – nur räumliche, sondern vorwiegend zeitliche Informationen an den Hippocampus sendet. Er fungiert damit vermutlich als “Hauptuhr” des Gehirns.

Im Fachmagazin Nature Neuroscience veröffentlichte der österreichische Biologe Stefan Leutgeb, der an der University of California in San Diego (USA) forscht, am 29. Juni mit einem Team an Wissenschaftlern eine Arbeit, der zufolge der mediale entorhinale Cortex (MEC) weniger räumliche als zeitliche Informationen an den Hippocampus sendet. Die Wissenschaftler gehen nun davon aus, dass es sich beim MEC vermutlich um die “Hauptuhr” des Gehirns handelt.

Leutgeb und seine Kollegen hatten Zellen im MEC von Ratten manipuliert und untersucht, wie sich die Manipulation auf die Informationsübertragung an den Hippocampus auswirkt. Bisher ging man davon aus, dass vor allem räumliche Informationen von den “grid cells” im MEC an die “place cells” im Hippocampus gesendet werden. Nun entdeckten die Forscher aber, dass vor allem das präzise Timing der neuronalen Aktivitäten im Hippocampus von Signalen aus dem MEC abhängt.

Bei etlichen neurologischen Erkrankungen wie Morbus Alzheimer oder Schizophrenie sowie nach einem Schlaganfall und Gehirnverletzungen könne das “interne Navigationssystem” beeinträchtigt sein. Die neuen Erkenntnisse lassen vermuten, dass in diesen Fällen Therapien, die das präzise Timing der Nervenaktivitäten wiederherstellen, auch die Gedächtnisfunktionen verbessern können.

Magdalene I Schlesiger, Christopher C Cannova,Brittney L Boublil, Jena B Hales, Emily A Mankin, Mark P Brandon, Jill K Leutgeb, Christian Leibold, Stefan Leutgeb
The medial entorhinal cortex is necessary for temporal organization of hippocampal neuronal activity
Nature Neuroscience, Published online 29 June 2015, doi:10.1038/nn.4056

Quelle: APA