AIC-Kongress 2014
Säuglinge und ältere Patienten stellen ebenso wie das akute Lungenversagen besondere Anforderungen an die Anästhesiologie.
Säuglingsanästhesie
Der Säugling als Notfallpatient ist in der Regel nicht nüchtern“, sagt Dr. Gertraud Geiselseder, Leiterin der Abteilung Kinder-Überwachung IMCU, Landes- Frauen- und Kinderklinik Linz. Zudem seien Säuglinge und Kleinkinder häufig verkühlt oder haben zusätzliche Probleme.
Eine Studie zur kontrollierten „rapid sequence induction and intubation“ (RSII), also der Narkoseeinleitung beim nicht nüchternen Kind mit Zwischenbeatmung, zeigte, dass diese im Vergleich zur klassischen RSII wesentlich weniger Komplikationen hervorrief (Neuhaus et al., 2013). Der Arbeitskreis Kinderanästhesie DGAI (Schmidt et al., 2007) hat Handlungsempfehlungen zur RSII herausgegeben. Zur Indikation für eine RSII zählen demnach eine dringliche OP-Indikation, unzureichende Nahrungskarenz (in der Zeit bis zum Trauma/Ereignis), des Weiteren Kinder mit aktivem Erbrechen, mit erhöhtem intraabdominellem Druck, Blutungen aus dem HNOoder gastrointestinalem Bereich sowie reduzierte Schutzreflexe.
„Für die Durchführung einer medikamentösen Prophylaxe besteht keine Evidenz“, so Geiselsder. Empfohlen sei die Einleitung in einer ruhigen Umgebung, in der die Prämedikation verabreicht werden kann. Gefordert ist weiters ein sicherer Venenzugang. Kontraindiziert ist die Maskeneinleitung. Für das Legen einer Magensonde ist das Risiko individuell abzuschätzen, wird jedoch beim Dünndarm- Ileus und bei der Pylorusstenose empfohlen. Zur Lagerung könne keine eindeutige Empfehlung abgegeben werden. Geiselseder: „Wichtig ist, das Kind so zu lagern, dass es im Falle von Erbrechen schnell auf die Seite gelagert werden kann.“
Das Kind sollte präoxygeniert werden. Danach ist zügig die Narkose mit einem i.v. Hypnotikum und nachfolgend einem Relaxans einzuleiten. „Oberste Priorität hat die Zwischenbeatmung, wo das Kind oxygeniert wird, um Hypoxie zu vermeiden“, betont Geiselseder. Dies könne entweder mit Maske oder mit Respirator erfolgen.
Analog zum Erwachsenen ist bei Aspiration eine sofortige (bronchoskopische) Absaugung, Beatmung und eventuelle Gabe von Betamimetika erforderlich. Geiselseder: „Obsolet sind die Gabe von Glukokortikoiden, eine prophylaktische Antibiose und die endobronchiale Lavage.“ Eine weitere Therapie müsse entsprechend dem klinischen Verlauf erfolgen.
Ein Problem bei Säuglingen bzw. Kleinkindern im Notfallsetting stellt auch die Infektion der oberen Atemwege dar. Bis zu sechs Wochen nach einem Infekt können perioperative respiratorische Komplikationen gehäuft auftreten. Mithilfe der Larynxmaske kann zwar bis zu ein Drittel der Komplikationen im Vergleich zur endotrachealen Intubation vermieden werden, sie stellt jedoch kein sicheres Mittel zur Risikovermeidung dar (Von Unger-Sternberg et al., 2007).