Vorarlberger Psychiatriekonzept stärkt extramurale Hilfsangebote
Das Vorarlberger Psychiatriekonzept 2015 – 2025, das am 14. Pktober im Rahmen eines Pressefoyers vorgestellt wurde, soll psychisch erkrankten Menschen leichter und wohnortsnah eine passgenaue Hilfe und Therapie ermöglichen. Die neu eingerichtete Landesstelle für Psychiatriekoordination soll für die Abstimmung aller Aktivitäten im Bereich “seelische Gesundheit und psychische Erkrankung” sorgen.
Gesundheitslandesrat Christian Bernhard erklärte bei einer Presseveranstaltung, dass durch die Initiative vieler engagierter Einzelpersonen und Gruppen, Einrichtungen und Behörden in Vorarlberg zahlreiche Hilfsangebote für die Prävention und Therapie, aber auch für die Rehabilitation und Langzeitbetreuung psychisch erkrankter Menschen auf- und ausgebaut werden konnten.
Das Vorarlberger Psychiatriekonzept 2015 – 2025 stellt eine Weiterentwicklung des Psychiatriekonzept aus dem Jahr 2002 dar und widmet sich verstärkt den extramuralen Hilfsangeboten.
Der Fokus des Konzepts liegt auf 10 Entwicklungsprojekten, die wichtige Themenbereiche der sozialpsychiatrischen Versorgung in Vorarlberg abdecken. Mit dem Konzept sollen in erster Linie die seelische Gesundheit der Bevölkerung gefördert werden und psychisch Erkrankte bestmögliche Hilfe für Selbstbestimmung und Teilhabe erhalten. Das Konzept bezieht auch die Angehörigen erkrankter Menschen ein, die in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung haben. Wirtschaftlich orientiert sich das Konzept an den Kriterien Sparsamkeit und Nachhaltigkeit.
Inklusion, Empowerment und Recovery psychisch kranker Menschen
Durch einen inklusiven Ansatz soll nach dem jeweils individuell zu ermittelnden Bedarf nach dem Prinzip “ambulant vor stationär” Hilfe zur Selbsthilfe angeboten werden. Damit sollen die Ressourcen der Betroffenen und den Menschen aus deren Umfeld erhalten bzw. aktiviert werden. Der präventive Ansatz zielt auf vorbeugende Hilfen für Menschen in riskanten Lebenslagen und Lebensphasen sowie eine leicht erreichbare Unterstützung in akuten Krisen mit kompetenter Abklärung bei Verdacht auf eine ernsthafte Erkrankung. Zudem sollen Maßnahmen zur Tertiärprävention für schwerer erkrankte Menschen mit Teilhabe-Einschränkungen genau geplant und regelmäßig auf Wirksamkeit und Notwendigkeit evaluiert werden.
Einrichtung einer Landesstelle für Psychiatriekoordination
Die grundlegende Innovationen des Psychiatriekonzepts sind einerseits die Etablierung der Landesstelle für Psychiatriekoordination, andererseits werden regionale Anlaufstellen für seelische Gesundheit und soziale Fragen in den Bezirken eingerichtet.
Die neue Landesstelle stimmt amtsintern sämtliche Aktivitäten im Bereich seelische Gesundheit und psychische Erkrankung ab, zudem steuert und koordiniert sie das Hilfesystems auf Landesebene. Dabei wird zwischen den Versorgungsebenen Land, Bezirk und Region unterschieden.
Die verschiedenen Leistungserbringenden sollen für ihre Angebote eine regionale Versorgungszuständigkeit übernehmen und davon absehen, hilfsbedürftige Menschen aus diesem Gebiet abzuweisen. Die inklusive und präventive Strategie sieht vor, dass das psychiatrische Hilfesystem auf verbindliche Zusammenarbeit mit regionalen Anlaufstellen für seelische Gesundheit und soziale Fragen angewiesen ist.
Damit entsprechende Anlaufstellen eingerichtet werden können, sollen bereits bestehende Beratungsangebote um das lokale Netzwerk von Selbst-, Laien- bzw. Bürgerhilfe erweitert werden, wofür jeweils die in einer Region verbundenen Gemeinden zuständig sind.
Umsetzung der Entwicklungsprojekte
Nach einem vorher festgelegten Fahrplan sollen die Entwicklungsprojekte schrittweise unter Koordination der Landesstelle Psychiatriekoordination betrieben werden, wobei das Hauptaugenmerk auf der ambulant-aufsuchenden Wohnbetreuung und den Sozialpsychiatrischen Dienste auf Bezirksebene liegt. Niedrigschwellige und aufsuchende, ambulante Angebote zur Beratung, Betreuung und Krisenintervention sollen zu üblichen Dienstzeiten flächendeckend und ohne Wartezeit verfügbar gemacht werden. Ab 2016 soll wird schließlich versucht, einen aufsuchende Krisen- und Notfallhilfe außerhalb normaler Dienstzeiten zu etablieren.
Auf der Agenda steht neben der Reorganisation primärpräventiver Aktivitäten für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren auch die Einrichtung integrierter Ambulanzen für Kinder- und Jugendpsychiatrie gesondert für Ober- und Unterland.
>> Vorarlberger Psychiatriekonzept 2015 – 2025 (PDF)
Quelle: Landespressestelle Vorarlberg