28. Juli 2014

Grazer SFL Chicken CAM Lab: Versuche an bebrüteten Hühnereiern

In Graz wurde das SFL Chicken CAM Lab, ein Labor zur Krebsforschung an Hühnereiern, eingerichtet.

Das Institut für Pathophysiologie und Immunologie der der Medizinischen Universität Graz führt im neuen “SFL Chicken CAM Lab” Tests an bebrüteten Hühnereiern durch. Der Leiterin des Labors, Univ.-Ass. Mag. Dr. Nassim Ghaffari Tabrizi-Wizsy, zufolge diene die direkt unter der Schale eines bebrüteten Hühnereis liegende Chorioallantois-Membran (CAM), die zwar Venen und Arterien, aber keine Nerven, enthält, als Testorgan. Die für die Versorgung des Hühnerembryos mit Nährstoffen verantwortliche und extrem gut durchblutete Membran mache sich als Nährboden für Tumorzellen außerordentlich geeignet, so die Grazer Forscherin.

CAM-Modell als gute Alternative zum Mausmodell

“Viele Mechanismen der Krebskrankheit, wie Gefäßneubildung, Zellinvasion und Metastasierung können anhand des CAM-Modells schon untersucht werden, bevor man noch ins Mausmodell gehen muss. Ein Teil an Versuchen an Tieren könnte so reduziert werden”, schildert die Lab-Leiterin die Vorteile der bebrüteten Hühnereier.
Ein mit 38 Grad Celsius temperierter Wärmeschrank sorgt dafür, dass sich die Membran in den befruchteten Hühnereiern gut entwickelt. Nach acht Tagen können über ein kleines Loch in der Eischale die Tumorzellen auf die CAM aufgebracht werden. Der Hühnerembryo besitzt zu diesem Zeitpunkt noch kein Immunsystem. Für Forscher biete das den Vorteil, dass sie auf der Membran jegliches Gewebe verpflanzen können: “So kann mit Humanzellen bzw. Humangewebe gearbeitet werden, ohne dass eine Immunreaktion hervorgerufen wird”, so Ghaffari Tabrizi-Wizsy. Innerhalb von drei Tagen entwickeln sich die Tumorzellen in dreidimensionale Tumore, die für weitere drei Tage untersucht werden können – dann beginnt der Hühnerembryo ein Immunsystem auszubilden.

Die CAM sei frei von Nerven, somit sei der Test nicht mit Schmerzen für die betroffenen Embryonen verbunden. Allerdings werden die Embryonen, die etwa nach 21 Tagen schlüpfen würden, am Ende der Tests getötet, indem das Ei abgekühlt werde.

Fragen zur Entwicklung von Tumoren des neuroendokrinen Systems

Die Grzaer Wissenschaftler gehen unter anderem der frage nach, warum und wie neuroendokrine Tumore Metastasen bilden. Ziel sei es letzlich, Substanzen zu finden und zu testen, die in die Mechanismen der Metastasenbildung steuernd eingreifen können.

Quelle: APA