Postoperative Wundinfektionen in der Abdominalchirurgie
Eine Münchner Studie zeigt, dass nosokomiale Infektionen in der Abdominalchirurgie durch die Verwendung von Bauchfolien aus Polyethylen drastisch reduziert werden können.
Chirurgische Wundinfektionen (surgical site infections, SSIs) gehören zu den häufigsten chirurgischen Komplikationen und stellen eine der Hauptursachen für die postoperative Morbidität, Verlängerung der Krankenhausaufenthalte, Kosten im Gesundheitswesen und Mortalität dar. In den USA treten jährlich schätzungsweise 300.000 bis 500.000 Wundinfektionen auf. In Deutschland werden 60.000 bis 128.000 neue Fälle pro Jahr geschätzt. Etliche Studien zeigten eine Zunahme der Länge des Krankenhausaufenthaltes bei Patienten mit Wundinfektionen.
Die meisten SSIs nach Bauchoperationen werden durch endogene Bakterien der Haut oder des Magen-Darm-Trakt verursacht. Eine physische Barriere zwischen dem Wundrand und dem verunreinigten OP-Feld trägt theoretisch zu einer Reduzierung der SSIs bei. Auf diesem Konzept basiert die Entwicklung der Wundrand-Schutzeinrichtungen, welche die Haut, subkutanes Gewebe, Muskeln und Faszien bei einer Laparotomie durch eine undurchlässige Drapierung zu einem halbstarren Kunststoffring, der in der Bauchhöhle platziert wird, schützt.
Mehrere Studien haben das Konzept dieses kreisförmigen Wundrandschutzes (CWEP) in der Abdominalchirurgie untersucht. Zwei neue Meta-Analysen konnten eine Reduktion der SSIs nach der Anwendung von CWEPs zeigen, die meisten eingeschlossenen Studien waren jedoch von schlechter methodischer Qualität.
In Zusammenarbeit mit dem chirurgischen Studiennetzwerk CHIR-Net führten Wissenschaftler um Prof. Dr. Jörg Kleeff von der Klinik für Chirurgie am Klinikum rechts der Isar das Projekt „BaFo“ mit 15 Partnerkliniken durch. Insgesamt wurden in die aktuelle Studie mehr als 600 Patienten einbezogen. Bafo untersuchte, ob die Anwendung eines CWEP die Rate der Wundinfektionen innerhalb von 45 Tagen nach einer abdominalchirurgischen Operation reduziert.
In Kleefs randomisierter, kontrollierter, multizentrischer Patienten- und Beobachterblindstudie fanden die Forscher eine signifikante Reduktion der Infektionsrate.
In der Gruppe der mit der Bauchfolie behandelten Patienten traten insgesamt um 35 Prozent weniger Wundinfektionen auf als in der mit Bauchtüchern abgedeckten Kontrollgruppe. Die Bauchfolie zeigte ihre Wirkung vor allem bei Eingriffen am Dick- und Mastdarm.
Bei 27 von 274 Patienten (9,9 Prozent), die mit der Folie abgedeckt wurden, und bei 52 von 272 Patienten (19,1 Prozent) in der Kontrollgruppe (Odds Ratio 0,462, 95% CI (0,281, 0,762 ), p = 0,002) trat innerhalb einer 45-tägigen postoperativen Phase eine SSI auf. Eine Subgruppen-Analyse ergab, dass der Effekt in der kolorektalen Chirurgie noch ausgeprägter sein könnte.
André L. Mihaljevic, Rebekka Schirren, Mine Özer, Stephanie Ottl, Sybille Grün, Christoph W. Michalski, Mert Erkan, Carsten Jäger, Carolin Reiser-Erkan, Victoria Kehl, Tibor Schuster, Jürgen Roder, Ulf Clauer, Carolin Orlitsch, Tomas F. Hoffmann, Reinhard
Multicenter double-blinded randomized controlled trial of standard abdominal wound
edge protection with surgical dressings vs. coverage with a sterile circular
polyethylene drape for prevention of surgical site infections: a CHIR-Net trial (BaFO;
NCT01181206)
Annals of Surgery, Nov. 2014
Quelle: Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München