Kolonpolypen-Bluttest wegen mangelnder Treffsicherheit unter Beschuss
Ein PSP-Bluttest, der auf dem Nachweis Darm-Polypen-spezifischer Polymere im Blut basiert, verspricht einer Expertenkommission der Universität Leipzig zufolge mehr, als er hält. Die Wissenschaftler kritisieren vor allem die unzureichende Treffsicherheit und die fehlende Qualitätskontrolle des Tests, die für eine valide labormedizinische Diagnostik unerlässlich sind.
Prof. Dr. Ingo Bechmann, Prodekan der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig zufolge sei die Herstellung der Proben nicht nachvollziehbar. Daher sei es daher ärztlich und ethisch nicht vertretbar, wenn der Test für eine medizinische Diagnostik herangezogen werden. Die in den Broschüren und auf der Internetseite der Herstellerfirma geäußerten Behauptungen zum angeblichen Nutzen des Tests seien zudem fehlleitend. In einer Aussendung heißt es dazu: “Die Medizinische Fakultät rät daher klar von dem Einsatz des Bluttests ab und warnt grundsätzlich vor unkritischem Einsatz von klinisch unzureichend geprüften diagnostischen Verfahren, auch wenn sie bereits kommerziell angeboten werden.”
Dass es trotz der im Vorfeld angebrachten Bedenken vieler Fachleute vor einigen Monaten dennoch zur Publikation in der Fachzeitschrift “Journal of Translational Medicine” gekommen ist, versteht Bechmann nicht. “Dieser Beitrag hätte nicht erscheinen dürfen. Wir haben den Herausgeber der Zeitschrift bereits schriftlich um eine Erklärung gebeten.” Eine Qualitätssicherung durch das Peer-Review-Verfahren habe offenbar versagt.
Markus Franz, Matthias Scholz, Ilka Henz, Stefan Röckl, Luis I Gomez
Detection of colon polyps by a novel, polymer pattern-based full blood test
Journal of Translational Medicine 2013, 11:278 doi:10.1186/1479-5876-11-278
Quelle: pte, Universität Leipzig